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Prada x Formafantasma: Das Zuhause zwischen Tankstelle und Zufluchtsort

Unter dem Titel »Being Home« der »Prada Frames«-Reihe veranstaltet das lombardische Fashion-House ein dreitägiges Design-Symposium parallel zum Salone del Mobile im Rahmen der Mailänder Designweek. Kuratorisch führt das diskursive Format das europäische Design-Duo der Stunde Formafantasma an und erkundet in diesem Jahr das Zuhause im Spannungsfeld zwischen Infrastruktur-Bereitsteller und intimem Rückzugsgebiet.

05.04.2024 - By Verena Schweiger

Dass Muiccia Prada und ihr Ehemann Patrizio Bertelli passionierte Kunst- und Design-Sammler sowie Architektur-Afficinados sind, ist gemeinhin bekannt. Ihren Schützlingen geben sie seit der Eröffnung der »Fondazione Prada« in Mailand im Jahre 2018 ein museales Zuhause, das sich mittlerweile nicht nur unter öffentlich zugänglichen Privatsammlungen einen Namen gemacht hat, sondern sich auch im internationalen Ausstellungskosmos eine renommierte Position sicherte. Design im breit gefassten Rahmen gilt dem Unternehmerpaar seit jeher als Anliegen und gehört freilich zur strategischen Kernkompetenz des Mode-Konzerns. Selbsterklärend, dass das lombardische Parade-Unternehmen während der Mailänder Möbel- und Designmesse Akzente setzen und als Trend-Inkubator fungieren möchte.

»Prada Frames« als Pulsfühler des Zeitgeistes

Seit 2022 veranstaltet der Konzern deshalb alljährlich während der Designweek unter dem Titel »Prada Frames« ein mehrtägiges Design-Symposium, das multidisziplinären Wissenstransfer vorantreiben möchte. Es gilt Design-Tendenzen seismografisch aufzuspüren und sie in einem gesellschaftlichen Kontext über die Kreativbranche hinaus zu analysieren. Kuratiert wird die Rahmenveranstaltung der Mailänder Design-Week von dem europäischen Design-Duo der Stunde Formafantasma, bestehend aus Andrea Trimarchi und Simone Farresin. Schon in dieser Auswahl des Kuratorenduos der Veranstaltung bewies man bei Prada 2022  Trendgespür, denn Formafantasma avancierte mittlerweile zum It-Designstudio. Ihre Rauminstallation »Reading Room« auf der Stockholmer Designweek 2024 sorgte für Furore, die Bilder gingen in den sozialen Medien viral um den Globus. Die beiden entwerfen für international führende Kreativ-Unternehmen wie Cassina, Rubelli, Natuzzi, Bitossi, Flos, Krizia, Hermès oder dem österreichischen Traditionshaus J. & L. Lobmeyr.

 

 

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Der »Reading Room« bekam viel Aufmerksamkeit im europäischen Design-Kosmos.

Das Zuhause als Zufluchtsort und Infrastruktur-Zentrale

Nach »On Forest« im Gründungsjahr und einem ethischen sowie ästhetischen Materialfokus 2023 setzt man in der dritten Ausgabe in diesem Jahr auf das Thema »Being Home« und fühlt der Beziehung zwischen Umgebung und Design auf den Puls. Mit dem thematischen Schwerpunkt beweist man erneut eine fühlige Sensibilität für den Zeitgeist. Denn mehr denn je steht das eigene Zuhause derzeit einerseits als Rahmen für die Bewältigung des Alltags, andererseits als eine fundamentale Quelle für die individuelle Behaglichkeit im Fokus. Nicht zuletzt ist »Sanctury« momentan einer der am häufigst verwendeten Buzzwords im Residental-Bereich. Am anderen Ende des Diskurses übersteigt die Dienstleistungskomponente einer Wohnumgebung den behaglich einlullenden Blickwinkel. Denn ein Zuhause leistet als solches einen wesentlichen Beitrag zum Tagesablauf und dem Stillen der dazugehörigen funktionalen Bedürfnisse. Aus dem Heim wird so ein dynamischer Raum, der eng verwoben ist ist mit sozioökonomischen Normen, Tradition und dem Wandel des Zeitgeists.

 

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Das dreitägige Symposium steht in diesem Jahr im Zeichen des eigenen Zuhauses am Grat zwischen Wohlfühlort und Bereitsteller für Infrastruktur.

Analytischer Design-Prozess

Gemäß ihres eigenen Design-Ansatzes geht einer Kreation bei Formafantasma eine eingehende Analyse voraus. Diese forschende Herangehensweise spiegelt sich auch in der Dramaturgie und Besetzung des dreitägigen Symposiums wider. Denn rund um den Themenkreis diskutieren renommierte Wissenschafter:innen und Fachleute aus verschiedenen Forschungsdisziplinen, um einen möglichst vollständigen 360-Grad Blick zu erschließen. 2024 sind unter anderem Paola Antonelli, Brigitte Baptiste, Kate Crawford, Jack Halberstam, OFFICE Kersten Geers David Van Severen, Anna Puigjaner, Alice Rawsthorn, Isabella Rossellini und Françoise Vergès auf dem Podium.

Umgeben von Historie

Als Ort wählte das Kuratoren-Duo Formafantasma ein Mailänder Museum, das bei Designliebhaber:innen polarisieren dürfte : Denn »Prada Frames« findet 2024 im Bagatti Valesecchi-Museum statt. Das Hausmuseum ist ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das dem Stil der Neorenaissance nachempfunden ist, jedoch mit allen Annehmlichkeiten eines modernen Wohnbedürfnisses ausgestattet wurde und bis in die 1970-er Jahre als Heim genutzt wurde. Das Interieur besteht aus einer umfangreichen Sammlung von Gegenständen und Mobiliar aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Ob diese Örtlichkeit als Kitsch oder Stil-Coup wahrgenommen werden wird, wird wohl dem ästhetischen Empfinden der Teilnehmer:innen überlassen werden. Das Symposium ist nicht nur für Branchenexpert:innen, sondern auch für Publikum mit vorab Anmeldung kostenfrei zugänglich. Ab 17. April ist die Gesprächsserie zum Nachhören auf Koozarch.com, Spotify und Apple Podcast verfügbar.

Info

»Prada Frames/Being Home«
14. bis 16. April 2024
Bagatti Valsecchi Museum, Via Gesù 5, 20121 Mailand
Der Eintritt zu ist je nach Verfügbarkeit kostenlos, eine Anmeldung ist auf prada.com ab 9. April 2024 möglich.

 

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Der Austragungsort von »Prada Frames« dürfte polarisieren.

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