(c) Verena Schweiger

Die Wiener Keramik-Künstlerin wurde bei der diesjährigen Interior-Messe »Maison et Objet« in Paris prominent gefeatured und designt für das neue Design-Hotel »The Hoxton Vienna«. LIVING hat Teresa Berger in ihrem Atelier im Dritten Wiener Gemeindebezirk besucht und ihr über die Schulter geschaut.

02.03.2024 - By Verena Schweiger

Mit freundlicher Bescheidenheit öffnet Teresa Berger die Tür zu ihrem Studio im dritten Wiener Gemeindebezirk, das sie sich mit vier Künstler-Kolleg:innen teilt. Im Atelier stehen Bilder, der hinterste Raum ist mit Holz und viel Werkzeug ausgestattet, die Künstlerin und Designerin fühlt sich sichtlich wohl in dieser spartenübergreifenden Atmosphäre. Dazwischen ist ihr eigenes Keramik-Experimentierlabor, wo sie an Texturen und ihren Entwürfen feilt. Generell sei Wien ein guter Platz um zu arbeiten, versichert Teresa Berger. Dass sie irgendwann hierher zurückkehren würde, stand für sie fest.

Von Holland nach Kopenhagen und zurück nach Wien

2018 hat Teresa Berger die renommierte Design Academy Eindhoven abgeschlossen, nach dem Studium ging es von den Niederlanden nach Kopenhagen. Dort sammelte sie Erfahrung in diversen Designstudios. »Doch irgendwann war mir diese Art der Arbeit zu computerlastig, acht Stunden pro Tag wollte ich auf Dauer nicht vor 3-D Programmen im Büro verbringen. Mir fehlte das Experimentieren und der manuelle Aspekt der Arbeit«, erzählt die Künstlerin über ihren Werdegang. Kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandamie sei sie gemeinsam mit ihrem Freund nach Wien zurückgekehrt. Bereut habe sie diese Entscheidung nie. »Wien ist halt traditionell und gemütlich. Manchmal kommt es mir so vor, als ob sich die Leute noch immer ein wenig auf den Glanzleistungen der Jahrhundertwende und den Errungenschaften von Künstler:innen, wie jene der Wiener Werkstätte, ausruhen. Es gibt hier viel weniger Contemporary Design, wie beispielsweise in Skandinavien«, sagt Teresa Berger. Woran das liege? »Vermutlich weil Design generell bei uns im Alltag weniger verankert ist«, so die Künstlerin. In ihrem Studio arbeitet Teresa Berger an freien Projekten, die vor allem aus Design-Collectibles und skulpturaler Keramik bestehen, andererseits arbeitet sie auftragsbezogen im Bereich Gebrauchskeramik. Gerade entwirft sie ein Geschirr für das Wiener Restaurant Mraz und Sohn. »Da bin ich allerdings noch am Ausprobieren. Ohne zu viel zu verraten: Das Geschirr wird einen Überraschungseffekt für den Gast haben«, lacht die Künstlerin vielversprechend. Auch für das neue Wiener Hotel, »The Hoxton Vienna« und dessen Design-Shop mit Artikeln lokaler Künstler:innen ist sie beauftragt worden. »Ich stelle für den Design-Shop 50 meiner Marshmallow-Cups her, diese brenne ich gerade nach und nach. Der Verkauf läuft ansonsten über ihr Profil auf Instagram oder eben auf Anfrage. Weiters stellt Teresa Berger ihre Werke auch immer wieder auf Design-Messen aus. Im März zeige sie eine skulpturale, großformatige Vase auf der »Collectible design fair« in Brüssel. Große Freude hat die Künstlerin auch an der Bespielung von Events, wie jenes im mietbaren Design-Loft »Z 13«. Dort hat Teresa Berger als Art Director in dem von Architekt Vincenzo De Cotiis gestalteten Space für einen Abend ein ganz besonderes Tablesetting gemeinsam mit Künstler:innen und Designer:innen inszeniert.

 

 

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Teresa Bergers »Donut« war Teil des Trend-Forecasts auf der Pariser Großmesse »Maison et Objet« 2024.

Organische Formensprache und Geheimrezepte

Inspiration holt sich Teresa Berger vor allem aus der Natur. »Korallen und Unterwasserformen haben mich immer begeistert. Auch die Haptik ist mir sehr wichtig, manche meiner Entwürfe fühlen sich wie Gänsehaut an«, erklärt die Künstlerin. Ihr biophiles Design-Vokabular machte bei der diesjährigen Pariser Großmesse »Design et Objet« prominent auf sich aufmerksam. Die Pariser Trend-Forecast Agentur Peclers hat ihren Entwurf »Donut« im Rahmen des Jahresthemas »Tech Eden« im Bereich »Future of Hospitality« gefeatured. Unverkennbar sind auch die von ihr entwickelten Glasuren. Die teils wie Zungen dynamisch aus den Designs quellen, gerade so, als sei hier flüssiges Material und nicht gebrannt Statisches im Einsatz. Für dieses Ergebnis trägt Teresa Berger nach dem Rohbrand eine dickflüssige Glasur auf. Diese Technik habe sie von einer Künstlerin aus Bornholm gelernt, erzählt sie. »Ich war von diesem experimentellen Ansatz begeistert. Je nach Mischverhältnis der Ingredienzien, erhält man ein völlig anderes Ergebnis, das eben nur zum Teil kontrollierbar ist.« Die Zusammensetzungen dieser Experimente notiert Teresa Berger in Arbeitsbücher. »Die Rezepte sind viel Arbeit und daher streng geheim, das ist ein bisschen wie das Originalrezept der Sachertorte«, lacht die Künstlerin.

 

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Die Wiener Keramik-Künstlerin Teresa Berger arbeitet im Dritten Wiener Gemeindebezirk.

(c) Kristina Kulakova

Die organischen Formen und die besondere Farbgebung zeichnet die Gebrauchskeramik von Teresa Berger aus.

(c) Teresa Berger

Die Farbgebung verrät es: Der Eis-Klassiker »Twinny« war mitunter Inspiration.

(c) Verena Schweiger

Teresa Bergers Studio ist ein Experimentierlabor, Rezepte werden fein-säuberlich notiert.

(c) Verena Schweiger

Organische Formen nach dem Vorbild der Natur sind für Teresa Berger typisch.

(c) Teresa Berger

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