(c) Anne Emmanuelle Thion

Trends & Highlights aus Paris: Maison & Objet und Paris Déco Off

Die Jubiläumsausgabe der »Maison et Objet« ist geschlagen und auch die Paris Déco Off ist soeben zu Ende gegangen. LIVING hat die ersten Insights und Trends der Pariser Großmessen im Überblick.

23.01.2024 - By Verena Schweiger

30 Jahre »Maison et Objet« wurden von 18. bis 22. Jänner unter dem Motto »Tech Eden« ausgiebig zelebriert. Neben dem Mailänder »Salone del Mobile« ist das Pariser Event die wichtigste europäische Großmesse. Ein Querschnitt durch die Aussteller-Programme der verschiedenen Sparten bestätigte die prognostizierten Trends des Interior Design. Der Mega-Trend Natur dominiert, entsprechend dem Jahresmotto, als Klammer sämtliche Genres des Interior Designs. Erdige Töne in naturnahen Rotschattierungen oder schlammigem Grün sind ebenso Teil davon wie Ethnostoffe und raue Texturen. Dopamin Décor, Mobiliar in Knallfarben und mit naiven Sujets, kontrastieren den Über-Trend. LIVING hat die neuesten Produkte der Aussteller observiert und die kommenden Strömungen des Produktdesigns für Sie zusammengefasst.

  • Natur in Ursprungsform als Impulsgeberin

Beim omnipräsenten Über-Trend Natur und dem dazugehörigen biophilen Design ist die Umwelt in ihrer ursprünglichsten, unberührtesten, beinahe traumähnlichen Form im Fokus. Angesichts der Angst vor dem Verschwinden der Artenvielfalt ist das Bedürfnis nach Natur im menschlichen Lebensumfeld offenbar unverzichtbar geworden. Dieses Bedürfnis findet sowohl im Dekodesign, als auch in der Architektur und dem Outdoor Bereich seine Umsetzung. Fast scheint ein kindlicher Eskapismus als Auszeit vom urbanen Umfeld der Trigger dafür. Organische Silhouetten haben endgültig den Einzug in den Mainstream gehalten und werden in sämtlichen Produktsparten kultiviert. Beim Natur-Trend lassen sich drei Themen ausmachen. Die Würste mit Ocker- bis Rotschattierungen und rauen Oberflächen. Der Ozean mit transparenten, fluiden und schimmernden Texturen und schließlich der botanische Kosmos mit Grüntönen sowie Sujets zwischen Exotik und Taiga. M& O »Designer des Jahres 2024«, Mathieu Lehanneur, hat für das Messeevent eine Naturinsel namens »Outonomy« geschaffen. »Das Projekt ist ein Offert an die Besucher:innen durch die Kombination von Natur und Technologie zu den Quellen – zum Quellcode – zurückzukehren. Ich wollte eine alternative Vision zur modernen Darstellung der vom Menschen dominierten Natur bieten«, sagte der Designer im Vorfeld der Messe.

Naturstoff Rustikale, natürliche Stoffe, deren Textur deutlich die Zeichen der Handarbeit zeigen, in naturnahen Rottönen, sind der Trend der Stunde.

(c) ML Fabrics

Handgemacht Gewebte, geflochtene und per Hand verarbeitete Texturen sind auch beim Outdoor Living der große Trend.

(c) V&V Art Handmade Creations
  • Eclectic & Unique

Die Einzigartigkeit der Objekte und die individuelle Kombination von derartigen Einrichtungsgegenständen steht bei diesem Trend im Fokus. Von Reiseerinnerungen, Ethnostücken bis Anleihen von Vintageteilen oder de-facto upgecycletem Mobiliar ist hier alles erlaubt. Wichtig ist die Auflösung von Symmetrie und Gleichförmigkeit sowie eine reine Fixierung auf die Funktionalität. Trends bezüglich Formen, Farben und Oberflächen können in diesem Rahmen dennoch verfolgt werden. Teile aus Holz, Seegras, Fell und Juttestoffen waren beispielsweise bei vielen Ausstellern zu sehen.

Einzigartige Stücke in individueller und bunter Kombination sind ein großer Trend 2024.

(c) Anne Emmanuelle-Thion

Ausgefallene Einzelstücke, wie diese Plüschbank aus Schaffell, handgemacht in Belgien, sind en vogue.

(c) AP Collection

  • Sichtbare Handarbeit, präsentes Handwerk

Je künstlicher unsere Umwelt, desto mehr sehnen sich Konsument:innen nach authentisch hergestellten Materialien und Texturen, scheint es. Handgewebte Naturstoffe, Flechtwerk und Schnitzerei-Elemente dominieren sämtliche Kollektionen. Teils sind die Handarbeiten in Form von beispielsweise Stickereien nur als Ornament vorhanden. Der massive Einfluss von Handwerk und Handarbeit ist jedenfalls ein deutlicher Trend, der sowohl auf der Maison & Objet, als auch bei den neuen Textil-Kollektionen der Paris Déco Off  zu beobachten war.

Gewebte Stoffe in natürlich schimmernden Grüntönen vereinen mehrere Trends in sich: Handarbeit, Naturschattierungen und Grüntöne.

(c) La Maison Demeure

Lokal und handgefertigte Stücke aus italienischem Marmor zeigte Editions Milano.

(c) Editions Milano

Kunstvoll und handbestickt, in warmen, naturnahen Tönen ist die »Escale«-Kollektion vom Premiumhersteller Élitis.

(c) Élitis
  • Farbtrends: Rot- und Grünschattierungen

Die dominierenden Farben der Maison & Objet 2024 waren einerseits Rotschattierungen. Hier ist beinahe alles erlaubt, von kräftigem Purpur bis naturnahen Terracotta-Farben bis hin zur Pantone-Trendfarbe 2024 »Peach« durchziehen diese warmen Farbtöne viele Kollektionen. Natürliche Färbeprozesse sind dabei ein Subtrend. Im kühleren Spektrum waren Grüntöne dominierend. Vor allem ein schlammiges Mossgrün bis Oliv war besonders beim textilen Mobiliar sehr präsent. Grün ist auch eine gern gewählte Farbe für die Outdoor-Kollektionen 2024. Die Farben dürfen, ähnlich wie in der Natur, durchaus einen natürlichen Schimmer aufweisen.

Rot- und Grüntöne waren die dominierenden Farben auf der M&O und der Paris Déco Off.

(c) Masiero

Osborne & Little zeigte auf der Paris Déco Off Messe Suzani inspirierte Stoffe in den Trendfarben Grün und Rot.

(c) Osborne & Little

Auch Kristall-Spezialist Baccart setzt auf Grün- und Rottöne.

(c) Anne Emmanuelle Thion

Diese Kombination bevorzugt auch der Outdoorhersteller Pedrali.

(c) Anne Emmanuelle Thion
    • Organische Formen und Natur-Ornamente

Mutter Natur ist auch bei den Silhouetten tonangebend. Die organische Form wird breitenwirksam eingesetzt. Sie ist von kleinen Deko-Objekten bis hin zu Mobiliar stark vertreten. Von der Umwelt geschaffene Formen sind aus den aktuellen Kollektionen nicht wegzudenken. Ebenso sind Natur-Sujets beim Dekor der Toptrend. Ob Palmen, Korallen oder sonstige figurative, botanische Ornamente: die Natur in all ihren mannigfaltigen Variationen ist bei Mustern der Top-Trend.

Die Natur ist deutliches Vorbild bei Farb- und Formgebung.

(c) Maison et Objet

Naturmotive sind bei den neuen Tableware Kollektionen, wie hier von Alegre, sehr beliebt.

(c) Anne Emmanuelle Thion
  • Nicht perfekt ist das neue Perfekt

Streng geometrische Formen und aalglatte Oberflächen haben durchwegs Pause. Vielmehr zeigt ein Großteil der Aussteller Sujets, deren ein gewollter »Fehler« inne wohnt. Eine Delle hier, ein Klecks da. Dieser Trend ist eine Folge des starken Handwerkseinflusses. Objekten und Oberflächen darf man ansehen, dass sie von Hand gefertigt wurden. Das neue Perfekte liegt im Unperfekten. Selbst Preppy Looks brauchen sichtbare Bruchstellen.

Der Herstellungsprozess in Manufakturen darf den Designs anzusehen sein.

(c) Anne Emmanuelle Thion

Wie von der Natur geschaffene Oberflächen mit Rillen und Dellen sind das neue Perfekt.

(c) Anne Emmanuelle Thion
  • Dopamine Decor

Knallige Farben und wilde Farbkombinationen sind zweifelsohne Trend. Teils werden die quietschbunten Teile auch mit naturnahen Farben zusammengespannt oder sind der organischen Form verpflichtet. Dies ist jedoch kein muss. Bei Dopamin Decor ist der Fantasie kaum eine Grenze gesetzt. Erlaubt ist, was fröhlich stimmt und die Glückshormone sprudeln lässt.

Bunt, bunter, Dopamin Decor bringt Farbe ins Interior Design.

(c) Anne Emmanuelle Thion

Knallige Wandfarben, gepaart mit buntem Mobiliar ist Trend.

(c) Anne Emmanuelle Thion

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