Technik: Die Highlights der CES in Las Vegas

Zukunftsprognosen sind so eine Sache. Man macht sich schnell lächerlich, zumindest retrospektiv betrachtet. »500 US-Dollar? Das ist das teuerste Telefon der Welt. Und es spricht Businessnutzer:innen überhaupt nicht an, weil es keine Tastatur hat«, meinte Microsoft-Chef Steve Ballmer, als 2007 das erste iPhone vorgestellt wurde. Ein folgenschwerer Irrtum: Heute gilt das Smartphone als Meilenstein in der Technikgeschichte. Auch wie unser Wohnraum aussehen wird, war schon immer eine beliebte Projektionsfläche. Trendforscher:in­nen prognostizierten intelligente Kühlschränke, die selbstständig einkaufen, und menschenähnliche Roboter, die unseren Alltag managen. Die wenigsten dieser Technik­visionen sind bisher Wirklichkeit geworden. Unser Zuhause ist noch immer erstaunlich analog. Gerade in der Küche legen wir gern altmodisch selbst Hand an, weil haptische Erlebnisse einfach Freude machen.

MEGATREND: KI

Die weltgrößte Elektronikmesse, die Consumer Electronics Show (CES), hat im Jänner ­künstliche Intelligenz (KI) als Megatrend ausgerufen, der auch unsere Eigenheime verändern wird. Der koreanische Elektrogerätehersteller Samsung etwa präsentierte einen intelligenten Kühlschrank mit Bildschirm an der Außentür, der aufzeigt, was alles an Lebensmitteln vorhanden ist – und was man damit kochen könnte. LG hat ein Update ­seines »MoodUP«-Fridge vorgestellt, der die Farbe wechseln und Musik spielen kann. Man muss den Kühlschrank jetzt gar nicht mehr öffnen, um zu sehen, was eingekauft wurde: zweimal klopfen – und schon offenbart ein Display den Inhalt. Eine nette, energiesparende Idee, allerdings haben sich die meisten dieser »denkenden« Einbaugeräte nie durchsetzen können. Auch der intelligente Kinderwagen der kanadischen Firma Glüxkind klingt ein wenig unheimlich: Er kann eigenständig ­rollen und das Kind in den Schlaf rütteln.

HYPE UM DAS MEGAVERSE

Man merkt, KI ist längst ein Modewort, das für alles angewendet wird, was mit Technik zu tun hat. Nach dem ersten Hype um das Metaverse während der Pandemie war es in den letzten Jahren erstaunlich ruhig um virtuelle Flucht- und Erlebnisorte. Mittlerweile kommt allerdings frischer Wind in die Entwicklung von neuen Headsets und Virtual-Reality-Brillen. Die Meinungen zur Apple Vision Pro, in Amerika seit 2. Februar für 3.499 US-Dollar erhältlich, sind trotzdem gemischt. Ein Segment, das tatsächlich kon­stant wächst, ist der Gesundheits- und Fitnessbereich. Apps helfen dabei, unsere Werte zu kontrollieren. In Zukunft werden sie auch verstärkt in unsere Wohnungen ­integriert sein. Wir holen uns elektronische Ärzt:innen und Fitnesstrainer:innen nach Hause, die rund um die Uhr für uns da sind. Smart Mirrors im Bad können die Haut nach gefährlichen Krebsanzeichen abscannen. Hightech-Toiletten messen unsere Urinwerte. Das französische Start-up Withings hat bereits im Vorjahr eine neue Ära für Urinanalyse eingeläutet: Das formschöne Gerät ist nur 90 Millimeter groß und passt in jede Toilettenschüssel. Es liefert eine sofortige Momentaufnahme des Körperhaushalts auf die Handy-App – und gibt Ratschläge, was man verbessern könnte.

ALLES DIGITAL BEI MEDIZINISCHER DIAGNOSITK?

Auch Gendermedizin wird immer wichtiger. Das Menopause-Start-up Amira stellte das »Terra«-System vor, ein tragbares Kühlgerät, das Frauen bei Hitzewallungen helfen soll, durchzuschlafen. Das KI-gestützte Armband kann Wallungen vorhersagen, dann wird die kühlende Matratzenauflage aktiviert. Auch in Sachen Prothesen gibt es große Fortschritte: Der bionische Arm »TrueLimb« von ­Unlimited Tomorrow profitiert vom System der digitalen Zwillinge, also virtueller Kopien im Computer, die im Gesundheits­wesen immer wichtiger werden, um reale Gegenstücke zu perfektionieren.

NEUE TV-WELTEN

Auch der totgesagte Fernseher feiert sein Comeback. Samsung und LG stellten transparente Bildschirme vor, die fast dreidimensional wirken. Der chinesische Anbieter -XGIMI lanciert eine Deckenlampe, die zugleich als Projektor fungiert. So lassen sich die Vorteile eines Großbildprojektors nutzen, ohne das Gefühl zu haben, in einem beruflichen Besprechungsraum zu sitzen. Oft sind es ohnehin nicht die großen technischen Neuerungen, die uns begeistern: sondern smarte Lösungen, die unser Zuhause gemütlicher und stylisher machen.