(c) Coletta Ehrmann

Zenita Komad: Kontemplativer Hattrick

Mit einem Paukenschlag meldet sich die österreichische Künstlerin Zenita Komad im Ausstellungsgeschehen zurück: Zwei große Schauen in Klagenfurt und Graz sind ihr gewidmet. Nun folgt zu Ostern eine Intervention in der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl.

26.03.2024 - By Verena Schweiger

LIVING  Im Zentrum aller drei aktuell laufenden Personalen in Graz, Klagenfurt und Bad Ischl steht das Thema Frieden - im Kontext von unterschiedlichen Weltanschauungen oder Glaubensrichtungen. Inwiefern kann Kunst helfen diese herausfordernden Zeiten zu meistern?

Zenita Komad Ich bin davon überzeugt, dass die Energie des Krieges und die territorialen Flächenbrände, die daraus entstehen, im Kleinen beginnen. Unser Denken muss sich dringend ändern. Wie oft passiert es, dass wir uns zwischenmenschlich missverstehen, gegenseitig in unseren Egos verletzten und aus der Negativ-Spirale einfach nicht herausfinden. Da gilt es mit den Konflikten ein anderes Auskommen zu finden und die negativen Eigenschaften in uns selbst und in anderen wohlwollend abzuholen und zu transformieren. Kunst kann die Lichtbrechung in unserem Inneren verschieben und den Fokus in einen Bereich lenken, der diese Dimensionen analysiert, erkennt und bei der Überwindung und der Reparatur solcher Zerbrüche hilft. Wir brauchen nichts nötiger, als wohlwollenden Willen zur Kooperation und Wertschätzung, die wir über die vielen Konflikte und Trennungen stellen. Wenn jeder nur stur sein eigenes Ding durchzieht, wird das gemeinsame Schiff sinken. Inhalt gibt Kraft und nährt die Seele. Kunst kann heilende Wirkung anregen und Menschen motivieren ihre Ängste zu überwinden und über Dinge anders nachzudenken. Art is a doctor.

Künstlerin Zenita Komad ist sicher: »Art is a doctor«. Installationsansicht, »Its time to change the Record«.

(c) Museum Moderner Kunst Kärnten, Courtesy Studio Zenita Komad,  Foto: Ferdinand Neumüller

Die Ausstellungen in Graz und Klagenfurt zeigen neben neuen Arbeiten auch Leihgaben aus internationalen Sammlungen von Zenita Komad. Installationsansicht, »When Heaven kisses Earth there is Peace«.

 (c) Museum Moderner Kunst Kärnten, Courtesy Studio Zenita Komad Foto: Ferdinand Neumüller

Die Installationen der Künstlerin sind raumgreifend. Installationsansicht, »Quo tendimus«.

(c) Museum Moderner Kunst Kärnten,Courtesy Studio Zenita Komad,  Foto: Ferdinand Neumüller

Zenita Komad arbeitet multi-medial. Installationsansicht, »The entire world is mutually connected«.

(c) Museum Moderner Kunst Kärnten, Courtesy Studio Zenita Komad, Foto: Ferdinand Neumüller

In Ihrer Grazer Ausstellung »Nie wieder Krieg!« haben Sie diverse bekannte Protagonisten der Vergangenheit – von Bertha von Suttner bis Gandhi – in einem »Friedensbüro« vernetzt, das visuell mit roten Seilen umgesetzt wurde. Wie kam es zu dieser Installation, wie zur Personenauswahl?

Ich habe nach Figuren gesucht, die sich mit dem Thema des Friedens beschäftigten. Alle Protagonisten hatten ihre Licht- und Ihre Schatten-Seiten und ich habe mich auf das Lichte konzentriert und eine Verbindung zum Göttlichen angedeutet. Wie in der Sixtinischen Kapelle, ragen Hände aus den Stirnwänden und setzen zu der Berührung des Menschen mit dem Göttlichen an. »Kein Heiliger ohne Makel«, war ein Satz, der im Laufe der Produktion immer widergehallt hat.  Wir haben einen Friedenstisch produziert in Kooperation mit Florian Altenburg, dessen Tischbeine Literatur über den Frieden sind. Alles in allem, wollte ich sichtbar machen, dass das menschliche Streben und Handeln ohne die spirituelle Dimension gefährdet ist.

Zu Ostern ist nun eine Intervention in den ehemaligen Stallungen der Kaiservilla Bad Ischl geplant. Der ist Bannerstadt der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt. Bitte um einen kurzen Ausblick.

Es wurde eine Kathedrale aus Sand in die Stallungen hineingebaut. Dabei haben mich Nora Samset und Architekt Basilis Neururer unterstützt. Ich rege dazu an, einen neuen sakralen Ort aufzubauen. Dieser sakrale Ort ist eigentlich in unserem Innersten zu finden. Ein Objektbild hängt an der Wand, auf dem man eine große dreidimensionale Kaiser-Semmel sieht und auf dem Bild steht: »Gebete gehen weg, wie warme Semmeln.« Der Autor, Künstler und ehemals Kunstkritiker Markus Mittringer, wird bei der Eröffnung (Vernissage, 28. März 2024, 11 Uhr, Anm. d. Red.) in dieser Kathedrale eine Ansprache halten. Viele werden sich noch an seine herausragenden Wortschöpfungen erinnern, die die österreichische Kunstszene maßgeblich geprägt haben. »Eine feierliche Messe für die armen Hubbles« wird eine performative Intervention. Die Galerie Petra Seiser hat diese Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kulturhauptstadt ermöglicht. Für mich ist es eine weitere Station der Friedensbewegung. Hier geht es um eine Rückkehr in das Innere, um eine tiefe spirituelle und intellektuelle Reise. Ich bin davon überzeugt, dass es unsere Verantwortung und Aufgabe ist, den heiligen Ort in diesem Leben zu erschaffen.

Zenita Komad mahnt mit ihrer Kunst und macht zugleich Hoffnung. Installationsansicht, »Pendulums of Intention«.

(c) Museum Moderner Kunst Kärnten, Courtesy Studio Zenita Komad, Foto: Ferdinand Neumüller

Die Dreidimensionalität ist ein wesentlicher Aspekt ihres Oeuvres. Installationsansicht, »Friedensbüro«.

(c) KULTUMuseum Graz, Courtesy Studio Zenita Komad, Fotos: Ferdinand Neumüller

Die vergangenen Monate waren sehr arbeitsintensiv für Sie. Wie bewältigen Sie diesen Workload?

Ehrlich gesagt mit sehr viel Disziplin, denn die Vorbereitungen dafür sind ein enormer Arbeitsaufwand. Zum Glück stehen mir viele großartige Menschen zur Seite, die mitgeholfen haben, das alles zu ermöglichen. Mein Mann Amir Katz und unser Freund, Architekt Basilis Neururer haben mir sehr viel zugearbeitet. Meine Familie, unter anderem auch meine Mutter, haben zudem unterstützt. Natürlich haben auch die Institutionen ihren sehr großen Teil beigetragen. Die Kuratorin Christine Wetzlinger-Grundnig und ihr Team im Museum moderner Kunst Kärnten und der Kurator Johannes Rauchenberger mit seinem Team im Kultum, haben enormes geleistet um das alles zu ermöglichen. Dennoch waren es sehr große Mengen an Arbeit, die mir niemand abnehmen kann. Es gab viele Hindernisse zu bewältigen, wie die große Überschwemmung in Unterkärnten, die unser Haus betroffen hat. Wir hatten sehr schwierige Produktionsbedingungen. Mein Team für die Projekte wuchs und wuchs und ich musste verrückt viel Zeit mit E-Mail, Koordination, Telefonate und Management der Produktionen verbringen. Am Schluss haben sogar unsere Nachbarn und Freunde - danke an die Familie Sapetschnig, Benjamin Peketz , Birgit Petek an dieser Stelle - teilweise ehrenamtlich mitgearbeitet, weil es sich sonst nicht ausgegangen wäre. Denn ich hatte nur etwa sieben Monate für die Produktionen, was auch das 250 Seiten dicke, neue Buch beinhaltet, das mein Grafiker und langjähriger Freund Patrick Anthofer mit mir inhaltlich in wochenlangen, endlos Arbeitsmarathons entwickelt hat. Produktionskosten sind fast um 100% gestiegen, durch all die absurden Teuerungen, die Budgets der Museen sind leider nicht erhöht worden. Die Museen müssen mit sehr kleinen Budgets haushalten, was für die künstlerische Produktion eine große Herausforderung ist. Meine Galeristin Petra Seiser hat uns da sehr maßgeblich unterstützt. Es war und ist ein Seiltanz, eine große Herausforderung, aber letztendlich eine unfassbar große Freude.

Infos zu den Ausstellungen

MMKK Klagenfurt
Ausstellung »Der Krieg ist aus!«
by Zenita Komad
kuratiert von Christine Wetzlinger-Grundnig
07.02.2024 - 19.05.2024

Kultum Graz
Ausstellung »Nie wieder Krieg!«
by Zenita Komad
kuratiert von Johannes Rauchenberger
03.02.2024 - 20.05.2024

3. Frühlingssalon, Stallungen der Kaiservilla Bad Ischl
Galerie Petra Seiser
Intervention »Missa Solemnis - A solemn mass for the poor hubbles«
by Zenita Komad
25.03.2024 - 07.04.2024
täglich 11.00 bis 15.00 Uhr

 

 

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Während der Oster-Tage zeigt Zenita Komad mit ihrer Galeristin Petra Seiser eine Invention in den kaiserlichen Stallungen Bad Ischl.
(c) Hofstallungen Bad Ischl, Courtesy Studio Zenita Komad Fotos: Galerie Petra Seiser 

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