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Christoph Hefti: »Teppiche brauchen Bedeutung«

Christoph Hefti kommt aus der Mode, er arbeitete für Dries van Noten, Lanvin, Mugler. Die Faszination für das Unkonventionelle und Überraschende verwebt er nun zu Teppichen.

15.05.2024 - By Marlene Mayer

Titelbild: Zwischen den Disziplinen Der gelernte Textildesigner (Central Saint Martins) ist in verschiedenen Sparten produktiv, zurzeit liegt der Fokus auf Teppichen und Keramiken. instagram.com/c_hefti_2017

LIVING Sie kommen aus der Mode, arbeiten sowohl im Design- als auch im Kunstkontext. Wie wirkt sich der Kontext auf die Arbeit aus?

Christoph Hefti Ich setze grundsätzlich die Ideen um, die zu mir kommen. Der Unterschied kommt erst später, nämlich dann, wenn der Teppich präsentiert wird. Er liegt in der Art, wie die Leute reagieren, weil sie den Teppich einmal als »interessante Textilinstallation« und einmal als Einrichtungsgegenstand wahrnehmen. Das finde ich teilweise auch ein bisschen problematisch.

Aber Ihr Schaffensprozess wird von solchen Überlegungen nicht tangiert?

Ich probiere, so dicht wie möglich meinen Ideen zu folgen. Dafür muss man auch eine gewisse Naivität pflegen. Meine Motivation ist die eines Künstlers, doch das Ergebnis ist Design – denn für mich ist jede Keramik eine Lampe und jedes Stück Stoff ein Teppich.

Was bedeutet das konkret?

Ich trete immer in einen Dialog mit meiner Arbeit und folge diesem. Natürlich will ich wirklich einen Teppich machen, dennoch versuche ich immer die Grenzen auszuweiten. In der Mode hatte ich immer einen Artistic Director. Dadurch konnte ich mir immer die Freiheit nehmen, einfach einmal alles rauszulassen ohne wirkliche Verantwortung. Weil ich wusste, da gibt es dann noch andere, die sortieren und filtern. Jetzt muss ich mit mir selbst verhandeln. Da bin ich der Designer und der Art Director – und auch das Objekt selbst, der Teppich, hat seine Rolle.

Die Mode ist sehr kurzlebig, das Jahr durch viele Kollektionen getaktet. Die Produktion eines Teppichs hingegen sehr zeitaufwendig.

Ein Teppich braucht in der Herstellung etwa vier Monate. In dieser Zeit hätte man in der Mode schon eine ganze Kollektion entworfen und sie wäre schon wieder im Ausverkauf. Das ändert die Herangehensweise stark: Den Teppich gestalte ich mit dem Gedanken, dass er uns alle überleben wird. Deswegen muss er eine gewisse Bedeutung haben, er kann nicht einfach so ein Ding sein, bei dem man denkt, »na, gut, das mach ich jetzt«. Das gibt es bei mir nicht und so geht es vielen Teppichleuten. Natürlich ist das Ergebnis dieses Gedankens unterschiedlich, manche denken vielleicht, gerade weil ein Teppich etwas ist, das bleibt, mache ich den eher in Grau und das verstehe ich auch.

Aber Ihr Ansatz ist das nicht?

Mir geht es nicht darum, etwas zu machen, das dann schön ist und zum Sofa passt. Denn, wenn sich die Leute dazu entscheiden, den Teppich zu kaufen, dann passt er sowieso irgendwie zum Sofa und freundet sich schnell mit dem Rest an. Das ist wie eine eigene Sprache.

Wenn man davon ausgeht, dass Teppiche immer auch Geschichten transportieren, welche sind das bei Ihnen?

Bei mir ist das meist recht abstrakt und hat mit Tieren, Wesen und der Natur zu tun. Mittlerweile suchen die Leute immer aktiv nach versteckten Figuren und Lebewesen. Ich glaube auch ein bisschen an einen Hausgeist und das könnte eben auch sehr gut ein Teppichgeist sein.

Ausstellungsstücke: Die Teppiche von Christoph Hefti werden von der Galerie Maniera in Brüssel vertrieben. maniera.be

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Erschienen in:

Falstaff LIVING 02/2024

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