Gustaf Westman: Mega-Trend 2024 Recycling im Design

Titelbild: Welt in Pastell Gustaf Westman und sein pink Weintisch, bei dem die Gläser hängen. gustafwestman.com

LIVING Auf Social Media sieht man Ihre Wohnung, die selten aufgeräumt ist und ständig umgestaltet wird. Mögen Sie kreatives Chaos?

GUSTAF WESTMAN Ja! Ich zeige auf Instagram gerne, wie man das Objekt wirklich benutzen würde. Und wer lebt schon in einem perfekt eingerichteten Zuhause? Oft entstehen meine Storys einfach aus dem Moment, und ich habe nicht die Energie, jeden Tag aufzuräumen, haha.

Wie zentral ist der Spaßfaktor bei Ihrem Design?

Wahrscheinlich wichtig, aber ich denke nicht zu viel darüber nach, wenn ich entwerfe. Wenn die Leute glücklich sind, bin ich zufrieden. Dafür muss man meine Sachen gar nicht kaufen. Wenn sie allein beim Anblick inspirieren, ist das doch perfekt.

Sie haben Architektur studiert. Wie spiegelt sich das in Ihren Entwürfen wider?

Ich habe gelernt, wie man an einem Konzept arbeitet und an einer Idee festhält. Außerdem entwerfe ich für Menschen und Räume, auch da hat mich das Architekturstudium geprägt.

Jemand meinte, Ihre klobigen Designs wären wie »Dad Sneaker« in der Mode. Wie sehr lassen Sie sich von Fashion beeinflussen?

Sehr, weil sie viel mehr mit unserer Zeit verbunden und freier ist, was Farbe und Material betrifft. Bei LOEWE gefällt mir, wie Jonathan Anderson mit ikonischen, leicht verständlichen Kleidungsstücken arbeitet, die fast wie Objekte wirken. Und das französische Label Jacquemus ist eine lustige Inspiration, wenn es um das Marketing geht.

Warum ist Memphis-Design wieder so angesagt?

Ich liebe es, dass Memphis so regellos und frei war. Abgesehen davon war es aber maximalistischer. Die Art und Weise, wie ich meine Sachen präsentiere, ist ein bisschen chaotisch, aber das Objekt ist oft ziemlich einfach. Es soll auch in einer Welt, in der die Menschen eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne haben, leicht zu verstehen sein. Ist das optimistisch? Wahrscheinlich!

Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit?

Wir stellen alle Möbel in Schweden her. Jedes Stück wird auf Bestellung gefertigt, was bedeutet, dass wir nicht mehr produzieren, als wir tatsächlich Kund:innen haben. Alle Keramiken und Glaswaren werden in Portugal hergestellt. Wir haben eine Kollek-tion an Tischen, die aus recycelten Glasfasern und alten recycelten Strumpfhosen sind. Jeder Tisch hat ein einzigartiges Muster und enthält zwischen 80 und 350 Paar Strumpfhosen.

Nachhaltigkeit soll also auch kreativ sein?

Absolut. Was die Verpackung angeht, haben wir gerade einen Weg gefunden, Sitze aus Zügen zu recyceln. Es macht so viel Spaß, wenn man unerwartete Wege findet, Abfallmaterial zu verwenden.