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Neue Stadtquartiere

Gleich in mehreren Städten Österreichs wird derzeit an neuen Quartieren zum Wohnen und Arbeiten geplant und gebaut. Die größten und beeindruckendsten von ihnen entstehen auf ehemaligen Bahnarealen. Eine Rundreise auf Gleisen von City zu City. 

08.03.2024 - By Maik Novotny

Titelbild: Ein Garten über den Dächern NLG heißt die Wohnhausanlage von »g.o.y.a« für den Bauträger FRIEDEN, einer der Bausteine des neuen Stadt­quartiers Neues Landgut direkt an der Südbahn in Wien-Favoriten. goya.at

Wien hat es geschafft: Seit dem Sommer 2023 hat die Hauptstadt wieder mehr als zwei ­Millionen Einwohner:innen. Das klingt – nicht zu Unrecht – nach ­Weltstadt, doch irgendwo müssen all diese Menschen auch wohnen. Das tun sie zum Beispiel in den neuen Stadtquartieren, die derzeit ent­stehen und in Zukunft entstehen werden. In Rothneusiedl am südlichen Stadtrand läuft derzeit der städtebauliche Wettbewerb für einen komplett neuen Stadtteil mit 20.000 Einwohner:innen – so viele, wie die Seestadt Aspern im Vollausbau beherbergen wird. Vier Entwürfe wurden für die zweite Runde ausgewählt, im Frühjahr 2024 soll die Entscheidung fallen.

Grüne Mitte

Etwas weiter ist man am Nordwestbahnhof, einem der Stadtentwicklungsprojekte auf ­einem ehemaligen Bahnareal, das von der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH in Kooperation mit der öffentlichen Hand entwickelt wird. Bis 2035 sollen auf dem 44 Hektar großen Areal ein Quartier für 16.000 Menschen und 4.700 Arbeitsplätze um eine »grüne Mitte« entstehen, wie sie ähnlich schon im Sonnwendviertel am Hauptbahnhof realisiert wurde. Derzeit läuft die Flächenwidmungs­planung, und die Fachöffentlichkeit debattierte, ob die anvisierte hohe Anzahl an Pkw-Stellplätzen den deklarierten Ambitionen punkto Klimafitness entgegensteht. Eine erste Landmark ist bereits in Bau: das 80-Meter-Hochhaus DS 90 an der Dresdner Straße, das von der S+B Gruppe entwickelt wird. Noch etwas weiter ist man im Quartier Neues Landgut in Wien-Favoriten, einem weiteren Bahnareal, das seit 2019 von der Stadt und den ÖBB entwickelt wird. Herzstück ist die komplett renovierte ehemalige Gösser-Halle, die von AllesWirdGut Architektur bis auf die Backsteinmauern entkernt und mit Cafés und Büros gefüllt wurde. Rund um dieses neue Grätzelzentrum gruppieren sich Wohnbauten – darunter ein Gemeindebau Neu – und ein Park. Eine dichte Packung in absolut zentraler und best angebundener Lage, die den Bezirk Favoriten näher ans Zentrum bringen wird.

Clevere Container Ein wahrer Eyecatcher ist der Wohnbau in der Grazer Smart City mit seinen vorgelagerten bunten Containern. Hier ist die industrielle Rückseite des Bahnhofs zu einem Stück Stadt geworden. pentaplan.at

Manhattan in OÖ: Bis zu 70 Meter hoch sollen die Post City Gardens direkt am Linzer Hauptbahnhof werden. Darin gestapelt: Wohnungen, Büros, Handel und Hotel – und einen kleinen Central Park in der Mitte gibt es auch. nussmueller.at

Container in Graz

Springen wir hier in den Railjet nach Graz, ­werden wir dort am Hauptbahnhof von einer Wand aus bunten Containern empfangen – dem Aushängeschild der Smart City auf dem ehemaligen Waagner-Biro-Areal, dessen ­Wahrzeichen, der schimmernde 60 Meter hohe Science Tower, schon seit 2017 die Stadterwei­terung signalisiert. Während im noch größeren Grazer Neu-Stadtteil Reininghaus, der nach Fertigstellung 10.000 Ein­wohner:innen zählen wird, vor allem gewohnt wird, bringt die Smart City auch Büros, Events und Forschungs­einrichtungen mit in den urbanen Mix. Weiter im Zug Richtung Norden in die Stahlstadt Linz. Hier ragen neben dem Hauptbahnhof zwar noch keine Kräne in den Himmel, doch lange wird es nicht mehr dauern, bis das große Logistikzentrum der Post abgerissen wird und an seiner Stelle die Post City Gardens entstehen. In Summe sollen hier elf Gebäude mit Wohnungen, Büro- und Geschäftsflächen sowie ein Hotel mit insgesamt 148.500 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche entstehen. Die Gebäude sind bis zu 70 Meter hoch, der Linzer Trend zum Hochhaus wird sich also auch hier fortsetzen. »Dass ein Projekt dieser Größenordnung nicht von heute auf morgen realisiert werden kann, ist klar«, sagt der Linzer Planungs­referent Dietmar Prammer. »Es liegt jedoch an uns, gemeinsam mit den Projektbetreibern die planerischen Voraussetzungen für dieses einzigartige Vorhaben zu schaffen. Wenn alles wie geplant verläuft, könnte 2024 bereits der Baubeginn sein.«

Innsbrucker Gassen

Wir begeben uns wieder auf die Schiene und rollen zu unserer letzten Station, nach ­Innsbruck. Hier, wo der Platz begrenzt ist und die Quadratmeterpreise so hoch wie die ­Nordkette sind, wird derzeit das letzte große zusammenhängende Areal neu bebaut: das Campagne-Reiter-Areal. Hier startete die Planung mit einem kooperativen Verfahren und nachfolgenden Architekturwettbewerben für insgesamt fünf Baufelder, die sich die beiden Bauträger IIG und NHT aufteilen. »Ganz ­wesentlich war hier das Ziel, ein echtes Stück Stadt zu bauen«, sagt Birgit Kornmüller von Bogenfeld Architektur, die den Wettbewerb für Bauabschnitt 1 gewann. »Daher gibt es im Sockelgeschoß keine Wohnnutzung, und die Freiräume wurden besonders hochwertig ­gestaltet, weil sie als Freiluftwohnzimmer ­dienen sollen.« Angeregt wurde die Wohn­zimmeridee durch die Innsbrucker Altstadt, deren gepflasterte Gassen für dieses Element als Vorbild dienten. Hier endet die Reise durch Österreichs neue bahnhofsnahe Stadtquartiere – vorerst. Denn wer weiß, vielleicht gelingt es auch der Stadt Bregenz irgendwann, ihr mehrfach gestartetes und wieder gestopptes City-Projekt auf der Brachfläche zwischen der Altstadt und dem Bahnhof auf Schiene zu bringen.

Eine neue Altstadt: Hoch und dicht gewohnt wird im Campagne-Reiter-Areal in Innsbruck, das von den Bauträgern IIG und NHT entwickelt wird. Hier entsteht dringend benötigter günstiger Wohnraum in einer von Österreichs teuersten Städten. bogenfeld.at

Erschienen in:

Falstaff RESIDENCES Nr. 02/2023

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