Anne Aubrunner © Dragan Dok

Anne Aubrunner

© Dragan Dok

»Ich trage die DNA einer Pionierin in mir«

FMTG-Invest-Chefin Anne Aubrunner erzählt im Gespräch mit PROFI, wie »Falkensteiner« Gäste zu Investoren macht, wie es ihr als Bankerin im Tourismus geht und warum das Thema Premium Camping ganz oben auf der Agenda steht.

von Alexander Schöpf
21. Dezember 2023

Die Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG) hat kürzlich ihre elfte Finanzierungsrunde geschlossen. In knapp acht Wochen konnten dabei 14,8 Millionen Euro Kapital über die eigene digitale Investmentplattform FMTG Invest gesammelt werden.

Die FMTG Invest, die sich mittlerweile für die österreichische Tourismusgruppe fest als alternative Quelle in der Unternehmensfinanzierung etabliert hat, wird von Anne Aubrunner als Managing Director geleitet. Im Gespräch mit PROFI verrät die Managerin, wofür das jetzt eingesammelte Geld verwendet wird, wo die Herausforderungen im Aufbau einer Investment-Unit im Tourismus liegen, wie es für sie als Bankenexpertin ist, im Tourismus zu arbeiten und warum die aktuelle Immo-Krise die FMTG Invest nicht berührt.

PROFI: Frau Aubrunner, die FMTG Invest hat Mitte November ihre jüngste Fundingrunde erfolgreich abgeschlossen. Was passiert mit dem eingesammelten Kapital?

Aubrunner: Im Mittelpunkt unserer elften Kampagne stand das »Falkensteiner Park Resort Lake Garda«, das derzeit in Salò am Gardasee entsteht. Dort errichten wir ein 5-Sterne-Hotel als Teil der »Premium Collection« sowie 180 »Premium Living Apartments« zum Verkauf. Die generierten Mittel der Fundingrunde fließen in die Finanzierung des Grundstückskaufes und in die Planung und Realisierung des Projekts.

Die FMTG Invest hat sich für die FMTG als alternative Quelle in der Unternehmensfinanzierung fest etabliert. Wie ist es eigentlich zur Gründung der FMTG Invest gekommen?

Wir nutzen Crowdfunding bereits seit 2017 für Neuprojekte oder den Umbau und die Erweiterung unserer Hotels. Damit geben wir unseren Investor:innen, die zum großen Teil auch Gäste von uns sind, die Möglichkeit direkt in unsere Leistungen zu investieren. Umgekehrt können wir bereits in einer sehr frühen Phase eines neuen Projekts mit bestehenden sowie potenziellen Gästen und Investor:innen in engen Austausch treten. Das heißt Crowdinvesting ist für uns nicht nur ein wichtiger Finanzierungsbaustein bei Projekten, sondern stärkt auch die Kommunikation und das Vertrauen unserer Investor:innen und Gäste in uns. 2022 haben wir aus dem Piloten einen eigenen Geschäftsbereich gemacht, der jetzt seit eineinhalb Jahren sehr erfolgreich unter der Marke FMTG Invest läuft.

Wo liegen die größten Herausforderungen im Aufbau einer Investment-Unit im Tourismus?

So wie im Bereich der Hospitality, legen wir auch bei Investments großen Wert auf Professionalität und einen hohen Servicegrad und möchten den hohen Ansprüchen unserer Investor:innen natürlich gerecht werden – unabhängig davon, wieviel sie investiert haben. Dafür braucht es sehr gute Abläufe, smarte technische Lösungen und viel Know-how in Investmentfragen. Diese Strukturen sowie das Team im Unternehmen aufzubauen und gleichzeitig herzeigbare Ergebnisse zu liefern, ist eine spannende Herausforderung.

Die Immobranche durchlebt im Moment nicht unbedingt ihre rosigste Zeit, während der Tourismus regelrecht zu boomen scheint. Wie wirken sich diese gegenläufigen Trends konkret auf das Geschäftsfeld der FMTG Invest aus?

Im Gegensatz zur allgemeinen Immobilienbranche, die sich gerade einer Krise gegenübersieht, entwickelt sich die Hotel- und Freizeitindustrie sehr gut. Auch aufgrund der instabilen politischen Lage und den Erfahrungen mit einer Pandemie, sind Projektentwicklungen in der Hospitality in sicheren Ländern und Destinationen weiterhin im Aufwärtstrend. Hier haben wir mit unseren Projekten an gut erreichbaren, attraktiven Standorten einen klaren Vorteil. Bei Gästen und Investor:innen besonders beliebt ist hier die Kombination aus 5-Sterne-Hotel und servicierten Apartments, wie wir sie mit unseren »Premium Living Apartments by Falkensteiner« anbieten. Daneben konzentrieren wir uns auch auf das Thema Premium Camping, das seit ein paar Jahren im Trend ist. Wir sind so überzeugt von dieser Art des Urlaubs inmitten einer intakten Natur, dass wir 2023 eine eigene Camping-Unit gegründet haben und kurz vor dem Launch der neuen Brand »by Falkensteiner« stehen.

Wie sehen Sie die Rolle digitaler Investitionsplattformen bei der Unterstützung von Unternehmen in der Tourismusbranche, insbesondere in Bezug auf die digitale Transformation?

Die Digitalisierung ist in keinem Bereich unseres Lebens mehr wegdenkbar. Schon gar nicht, wenn es um Innovationen geht. Dank dem Einsatz digitaler Standardlösungen werden Abläufe effizienter und es wird die gesetzlich erforderliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit geschaffen. Unternehmen profitieren zudem von einer automatisierten Dokumentation und einer konsistenten Kundenkommunikation. In der Servicierung und im Dialog mit den Investor:innen und Gästen darf aber die Empathie für das Anliegen der Menschen und die persönliche Note keinesfalls verloren gehen. Beides gut verzahnt zu schaffen – Digitalisierung und persönlichen Service – ist meiner Meinung nach die hohe Kunst.

Für Top-Investor:innen wurde vergangenes Jahr der »FMTG Invest Ambassador-Club« gegründet. Welche Benefits gibt es für die Club-Mitglieder?

Der »Ambassador Club« ist ein echter Gewinn – sowohl für die Investor:innen, als auch für uns. Wir pflegen einen regelmäßigen Kontakt mit unseren Ambassadeur:innen, informieren sie über unsere Projekte, ermöglichen ihnen einen Blick hinter die Kulissen unserer Betriebe und stehen direkt und persönlich für Fragen zum Geschäftsverlauf zur Verfügung. Durch die Mitglieder erhalten wir wichtige Inputs darüber, was anspruchsvollen Gästen wichtig ist und unsere Ambassadeur:innen genießen die Einladungen zu Treffen in unseren schönen Hotels der »Premium Collection«.

Seit der Gründung hat die FMTG Invest bisher elf Fundingprojekte gestartet und erfolgreich abgewickelt. Was war die bisher größte und erfolgreichste Fundingrunde?

Wir sind mit der FMTG Invest – als eigene Business Unit innerhalb der FMTG – 2022 sehr gut gestartet und hatten im ersten halben Jahr nach Gründung schon 14,5 Millionen Euro Investmentvolumen generiert. 2023 war aber uns absolutes Rekordjahr. Unsere Investor:innen haben uns heuer über 26 Millionen Euro für unsere Projektvorhaben anvertraut.

Können Sie uns bereits verraten, welches das nächste Projekte sein wird und welche Pläne es für Zukunft gibt?

Für 2024 haben wir sehr schöne Projekte in unseren Heimatmärkten Italien, Kroatien und Österreich in der Pipeline und werden unser Kompetenzfeld um Premium Camping erweitern. Im Sinne der Konzernstrategie wird auch FMTG Invest weiter ausgebaut.

Sie sind eine erfahrene Bankenexpertin und haben die Leitung der FMTG Invest im Sommer 2022 übernommen. Was waren in diesen eineinhalb Jahren die größten Herausforderungen, denen Sie sich stellen mussten und auf welche Besonderheiten der Hospitalitybranche waren für Sie besonders überraschend?

Ich trage die DNA einer Pionierin – mit dem fachlichen Hintergrund einer Bankerin – in mir. Mein Spezialgebiet ist das Entwickeln von neuen Geschäftsmodellen mit hohem Digitalisierungsgrad im Vertrieb. Nachdem ich schon einige Geschäftsbereiche von Null weg aufgebaut habe, hat mich bei FMTG wenig überrascht. Ganz im Gegenteil, mit einer starken und sehr bekannten Marke im Rücken, erspart man sich schon mal viel bei der Einstiegsarbeit für den Markenaufbau.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft der FMTG Invest?

Eineinhalb Jahre nach Gründung der FMTG Invest haben wir noch immer einen Teil der Aufbauarbeit vor uns. Wir wollen uns noch besser aufstellen, was die Benutzerfreundlichkeit unseres Portals sowie die Verzahnung der Abläufe zwischen Investment und Nutzung der Vorteile in Hotelbetrieben betrifft. Technische Lösungen gibt es viele, doch das Potenzial zur Verknüpfung bieten wenige. Hier ist auch wieder Pioniergeist gefragt. Mit unserem Investmentangebot wollen wir auch zunehmend für professionelle Investor:innen interessant werden und uns dafür länderübergreifend gut aufstellen.

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