Hallstatt © Willian Justen de Vasconcellos/Unsplash

In Hallstatt übertrifft die Zahl der Touristen, die auf einen Einheimischen kommt, um das 50-fache.

© Willian Justen de Vasconcellos/Unsplash

Zwischen Frust und Begeisterung: Die zwei Gesichter des Tourismus

Die Tourismusberatung »Kohl und Partner« hat ein Analyseinstrument entwickelt, das die Stimmung in touristischen Orten und Regionen durchleuchtet und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der ortsansäßigen Bevölkerung ergründet.

von Alexander Schöpf
23. Oktober 2023

In einigen touristischen Destinationen hat sich ein Konflikt zwischen Gästen und Einheimischen entfaltet, der unter dem Begriff »Overtourism« Schlagzeilen macht. Aus Sicht der Einheimischen werden große Touristenanstürme zu einem Störfaktor, der das tägliche Leben übermäßig belastet.

Wechselhafte Gefühle

Das Tourismusberatungsunternehmen »Kohl und Partner« hat in Zusammenarbeit mit »BrandWorks Studios« das Analyseinstrument »LebensQualiMeter« entwickelt, um die Stimmung in touristischen Orten und Regionen zu durchleuchten und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der ortsansäßigen Bevölkerung zu ergründen. Dabei wurden die Sichtweisen von 7.052 Einheimischen in verschiedenen Tourismusgebieten erhoben: Die Analyse zeigt ein Bild von wechselhaften Gefühlen.

»In den meisten Destinationen überwiegen die positiven Aspekte des Tourismus. Einheimische erkennen, dass der Tourismus maßgeblich zum Wohlstand ihrer Region oder ihres Ortes beiträgt. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse dieser Studie die Notwendigkeit einer ausgewogenen Tourismusentwicklung. Auch die wahrgenommenen negativen Auswirkungen des Tourismus für die Lebensqualität der Einheimischen müssen verstärkt gehört und berücksichtigt werden. Geht’s dem Einheimischen gut, fühlt sich am Ende der Gast auch wohl«,  kommentiert Gernot Memmer, Experte für Destinationsentwicklung bei »Kohl und Partner«, die Ergebnisse.

Die Top-Frustrationen und -Begeisterungen der Einheimischen

Die kürzlich durchgeführte Analyse beleuchtet zwölf Lebensqualitätsfaktoren und offenbart – zu vielen Handlungsfeldern der Weiterentwicklung der Lebensqualität in der Destination – die Einstellungen der Bevölkerung zum Tourismus. Frust und Wohlgefallen variieren je nach Destination.

Frustrationen: Die Top 4

  1. Immobilienpreise: Ganze 44 Prozent der Befragten sind alarmiert über die astronomischen Immobilienpreise. Auch das Problem des leistbaren Wohnraums für Mitarbeiter:innen wird hier häufig angeführt.
  2. Verkehrsaufkommen: 41 Prozent sind belastet durch den stetig wachsenden Verkehr, verursacht durch Touristen, insbesondere Tagesausflügler.
  3. Landschaftsbild und Natur: Bedenken hinsichtlich der Naturverträglichkeit durch dichte Bebauung, unpassende Architektur und Umweltverschmutzung plagen 30 Prozent der Befragten.
  4. Hohe Preise in Gastronomie und Handel: Ebenfalls 29 Prozent sehen die Lebensqualität in touristischen Hotspots durch die hohen Preise in Gastronomie und Handel beeinträchtigt.

Wohlgefallen: Die Top 4

  1. Stolz auf den Wohnort: 39 Prozent sind stolz darauf, in einer Region zu leben, die andere als Urlaubsparadies ansehen.
  2. Freizeitinfrastruktur: Weitere 38 Prozent genießen die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, die der Tourismus geschaffen hat. Von modernen Bergbahnen bis hin zu erstklassigen Sporteinrichtungen wie Freibädern und Sportangeboten oder attraktiven Veranstaltungen, die auch von Einheimischen gerne besucht werden.
  3. Arbeitsplatzmotor: 38 Prozent schätzen die wertvollen Arbeitsplätze, die der Tourismus in ihrer Region geschaffen hat.
  4. Gastronomische Vielfalt: 32 Prozent heben die reiche gastronomische Vielfalt mit attraktiven Restaurants, Cafés oder Lokalen hervor, die der Tourismus mit sich gebracht hat.

»Vielerorts gilt: ›Attraktiver Lebensraum für Einheimische = Attraktiver Lebensraum für Mitarbeiter:innen = Attraktiver Erlebnisraum für Gäste.‹ Es geht folglich um den Erhalt oder die (Weiter-)Entwicklung von attraktiven Lebensräumen – begehrenswert für Einheimische, Mitarbeitende sowie Gäste. Das ist ein Perspektivenwechsel, weil die Bedürfnisse der Einheimischen auch in Urlaubsregionen in Zukunft stark im Fokus stehen müssen, damit die positive Tourismusgesinnung nachhaltig bleibt«, gibt Gernot Memmer abschließend zu bedenken.

Lesenswert

© FTI Group

© FTI Group

Reisen

Neuer »FTI Group«-Eigentümer »Certares« übernimmt Schulden

Gleichzeitig bringt der US-Finanzinvestor 125 Millionen Euro in den gebeutelten deutschen Reiseveranstalter ein.

Das neue Logo. © Schweiz Tourismus/Jan Geerk

Das neue Logo. © Schweiz Tourismus/Jan Geerk

Schweiz

Nach knapp 30 Jahren: »Schweiz Tourismus« präsentiert neue Markenwelt

Die »Goldblume« muss einem neuen Logo weichen.

Hubert Siller, Karin Seiler, Mario Gerber, Ingrid Schneider, Wolfgang Lamprecht und Franz Tschiderer © Verband der Tiroler Tourismusverbände/Lechner

Hubert Siller, Karin Seiler, Mario Gerber, Ingrid Schneider, Wolfgang Lamprecht und Franz Tschiderer © Verband der Tiroler Tourismusverbände/Lechner

Nachhaltigkeit

»Tiroler Tourismusverbände«: 40 Mitarbeitende zu Nachhaltigkeitskoordinatoren ausgebildet

Die Absolvent:innen sind nun gefordert, mit allen relevanten Partnern in ihren Regionen Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln.

»Conos«-Chef Arnold Oberacher © Thomas Fischer

»Conos«-Chef Arnold Oberacher © Thomas Fischer

Camping

«1. Österreichischer Camping Gipfel»: Neues Selbstbewusstsein der einst »billigen« Urlaubsform

Ein Höhepunkt des Events in Graz war die Präsentation der ersten österreichweiten Campingstudie, die als zentrale Diskussionsgrundlage für künftige Strategien dienen soll.

»Augora Fermente«-Chefin Alexandra Liberda mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler © BMAW/StudioHorst

»Augora Fermente«-Chefin Alexandra Liberda mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler © BMAW/StudioHorst

Award

»Österreichischer Innovationspreis Tourismus 2024«: Das sind die Sieger

Tourismusstaatssekretärin Kraus-Winkler hat in Velden kulinarische Erfolgsbeispiele im Tourismus ausgezeichnet.

© Michael Vogt

© Michael Vogt

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit im Tourismus: Diese 13 Projekte machen Hoffnung

Gute Vorsätze sind etwas für Anfänger:innen, gute Taten braucht die Welt. PROFI stellt 13 Projekte vor, die zeigen, wie wir wirklich etwas bewegen können. Nachhaltigkeit, gemacht statt nur gedacht.

Meist gelesen

Michaela Reitterer, Paul Blaguss und Anna Burton © IZT/Zupanc

Michaela Reitterer, Paul Blaguss und Anna Burton © IZT/Zupanc

Tourismus

So wollen Tourismus-Vordenker die Branche weiterentwickeln

Zahlreiche Entscheidungsträger kamen zur Vorstellung der neu gegründeten »Initiative Zukunft Tourismus« ins Schloss Schönbrunn.

Thomas Hönegger, Wolfgang Gröller, Astrid Eder, Elisabeth Schweeger, Tommaso, Thomas Stelzer, Astrid Steharnig-Staudinger, Andreas Kienberger und Martin Frühwirth © ÖW/Martin Stöbich

Thomas Hönegger, Wolfgang Gröller, Astrid Eder, Elisabeth Schweeger, Tommaso, Thomas Stelzer, Astrid Steharnig-Staudinger, Andreas Kienberger und Martin Frühwirth © ÖW/Martin Stöbich

Marketing

»Gondel der Alpen«: Österreichisches »Plätten-Taxi« sorgt in den Kanälen von Venedig für Aufsehen

Anlässlich der Eröffnung des Österreich-Pavillons bei der diesjährigen »Biennale Arte« rückt die »Österreich Werbung« die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl ins Rampenlicht.

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

Fachkräfte

1,2 Milliarden Euro: So viel kostet uns der Fachkräftemangel im Tourismus

»EcoAustria« hat die Effekte nicht besetzter Stellen im Tourismus berechnet.

Der »Lubomirski Palace« in Krakau wurde im Juni 2020 unter dem Namen »H15 Luxury Palace« als Hotel eröffnet. © Marriott International

Der »Lubomirski Palace« in Krakau wurde im Juni 2020 unter dem Namen »H15 Luxury Palace« als Hotel eröffnet. © Marriott International

Hotel

»Marriott International« drückt bei Expansion in Europa aufs Gaspedal

Bis 2026 sind nahezu 100 Konvertierungen und Umnutzungsprojekte geplant.

Manuel Rubey © Lensecape

Manuel Rubey © Lensecape

Marketing

Serie »Am Wörthersee«: April-Scherz entpuppt sich als PR-Stunt der »Tourismusregion Wörthersee«

Roland Sint hatte genug von immergleichen »Werbesujets, TV-Spots und Social Media-Filmchen« und setzte stattdessen auf das Who-is-Who der österreichischen Schauspiel-Garde, einen Plot mit allen Zutaten, die eine internationale Erfolgsserie ausmachen und einen spektakulären Trailer in Kino-Qualität. Das Ergebnis: ein viraler Hit.

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Employer Branding

Innovation bei Employer Branding: Tourismusverband »Schladming-Dachstein« präsentiert neues Mitarbeiterkonzept

Unter dem Leitsatz »Gewinnen-Binden-Belohnen« soll nicht nur das Finden, sondern auch das Binden von neuen Fachkräften gefördert werden.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!