REVIEW SALONE DEL MOBILE 2024: ANGELIKA ROSAM BEI BAXTER
Titelbild: Baxters neue Designs oszillierten in Mailand scheinbar mühelos zwischen eleganter Coolness und innovativer Gemütlichkeit.
Die Mailänder Designwoche sowie der sich zeitlich überschneidende Salone del Mobile sind ohne Zweifel ein Ausblick in die Zukunft luxuriösen Wohnens. Ein Fixstern an diesem stylischen Firmament ist die italienische Brand Baxter. Das Möbelhaus ist weiterhin stark im Aufwind, entsprechend richtungsweisend war auch sein diesjähriger Mailand-Auftritt. »The Seventies are back!«, hieß es bei zahlreichen Messeständen und auch für Baxters neue Kollektionen waren die 1970-er Jahre offenkundig eine stilistische Muse. Die Seventies war jene Ära, in der der bohemian Hippie-Style und das Space Age, getriggert durch die Popkultur von Andy Wahrhol, David Bowie &. Co. designmäßig in Richtung Disco abbogen und biophile Entwürfe mit deutlich sichtbarer Maserung von Holz und Stein, Big Sofas und weichen Silhouetten für Wohnlichkeit sorgten. Baxter interpretiert diese ästhetisch polyphone Ära im Spannungsfeld zwischen industrieller Künstlichkeit und biophiler Sehnsucht italienisch-edel und übersetzt sie gekonnt in die Gegenwart.
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Technische Innovation und elegante Anleihen aus den 1970-er Jahren verbinden sich in den neuen Designs von Baxter.
Innovation trifft auf Nostalgie
Baxters Designer:innen der neuen In- und Outdoor-Kollektionen lassen in ihren Entwürfen Innovation auffallend harmonisch mit nostalgischen Stilzitaten in Dialog treten. So entwarf beispielsweise der in Mailand lebende Architekt und Produktdesigner aus Südtirol, Hannes Peer, einen voluminösen und ästhetisch ansprechenden »Pillow«-Sessel, der für einen besonders hohen Sitzkomfort mit neuester Technik ausgestattet wurde. Von dem Südtiroler stammt auch das konfigurierbare, modulare »Aura«-Sofa. Weiters verfügen die lancierten Baxter Designs beinahe allesamt über einen hohen »Cocooning«-Faktor. Der einhüllende Gedanke im Sinne eines Wohnraums als Rückzugsort dominiert derzeit den globalen Interior-Kosmos, Baxter antwortet darauf gekonnt gelassen mit einem einladenden Daybed namens »Ortiga«, entworfen von Designerin Paola Navone. Die Metaebene zwischen Bett und Sofa visualisiert die in Turin lebende Designerin als eine in Cozyness schwelgende Raumwolke in runder Formsprache. Von Navone stammt auch das Outdoor-Sofa »Miami«, ein entspannter Entwurf in kompakter Form im Stile der Big Sofas der Seventies und zugleich mit sportlich-schnittiger Linienführung, die jedweder Plumpheit Einhalt gebietet.
Baxters Materialien zwischen Funktionalität und Natürlichkeit
Den Grundgedanke der sichtbaren Handarbeit als eine Renaissance des Kunsthandwerks greift Baxter auf der Materialebene auf und dekliniert Texturen entlang einer individuellen Wandelbarkeit. Soll heißen, jedes Stück eines Modells sieht einzigartig aus. So ist beispielsweise das Marmorelement der »Lana«-Konsole von Designer Christopher Delcourt jeweils auffallend unterschiedlich gewählt. Der funktionale Innovationsfaktor besteht hier in der Oberflächenbehandlung. Durch ein speziell wasserabweisendes, robust machendes Öl bringt die Steintextur Ästhetik und Praktikabilität Dank Stand der Technik in Einklang miteinander. Ganz dem Vorbild der Natur folgt Designer Pietro Russo mit seinem Entwurf »Hive«. Der kaskadenhafte Barschrank erinnert mit seinem wabenförmigen Umriss an einen Bienenstock. Anhand von kleinen Spiegelflächen reflektiert das Möbelstück einen philosophisch-ästhetischen Diskurs über den perspektivischen Facettenreichtum einer geselligen Bar-Runde: Ein meisterhafter Beleg dafür, dass die Kunst des Wohnens nicht nur ein ästhetisches Statement darstellt, sondern auch im höchsten Maße der soziologischen Komponente des Zeitgeists hellsichtig den Puls fühlt.