© Michael Vogt
Nachhaltigkeit im Tourismus: Diese 13 Projekte machen Hoffnung
Gute Vorsätze sind etwas für Anfänger:innen, gute Taten braucht die Welt. PROFI stellt 13 Projekte vor, die zeigen, wie wir wirklich etwas bewegen können. Nachhaltigkeit, gemacht statt nur gedacht.
von Alexandra Gorsche
23. April 2024
1. Brutstätten für Schildkröten: »The Datai Langkawi«
Das Bestreben des Resorts, den jahrtausendealten, unberührten Regenwald zu bewahren, findet Ausdruck in »The Datai Pledge«, einer zukunftsorientierten Nachhaltigkeitsinitiative. Dieses Versprechen konzentriert sich auf mehrere Schlüsselansätze, um die vielfältige Tierwelt Langkawis und das marine Ökosystem der Datai-Bucht zu schützen. Darüber hinaus unterstützt es die lokale Jugend durch gezielte soziale Projekte und fördert das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen. Die vierte Säule von »The Datai Pledge« zielt darauf ab, den gesamten Betrieb des Resorts nachhaltiger zu gestalten, und hat bereits signifikante messbare Ergebnisse erzielt.
Zu den Erfolgen zählen die Einsparung von 146.704 Kilogramm Abfall, 69.115 Glasflaschen sowie die Aufzucht von über 4.350 Setzlingen, darunter bedrohte Arten aus der hauseigenen Baumschule. Die Schaffung einer Brutstätte für Schildkröten in der Datai-Bucht führte zur ersten Anlandung von Schildkröten seit über zehn Jahren. Gäste können mit den erfahrenen Naturforscher:innen und Meeresbiolog:innen des Resorts interagieren, an Workshops, Naturausflügen, Korallenriff-Aufforstungsprojekten und Gartenarbeiten teilnehmen.
2. Elektroflugzeuge von »Air New Zealand«
Zuerst Post, dann die Menschen. Ab 2026 möchte die »Air New Zealand« mit einem Elektroflugzeug des Typs »Alia« Post transportieren. Die ersten Teststrecken waren 480 Kilometer lang. Ab 2030 hofft das Unternehmen, größere Maschinen losschicken zu können – mit Menschen an Bord.
3. Windkraft in der Schifffahrt
Die Kreuzfahrtschiffe kommen einfach nicht in ruhigere Gewässer. Klimaaktivist:innen, Magen-Darm-Viren – Status: Es ist kompliziert. Dennoch gibt es gute Nachrichten! »Ponant« hat für 2030 ein 181 Meter langes Segelschiff angekündigt, das keinerlei CO2-Emissionen verursachen soll, auch Dekarbonisierung genannt. Sechs verschiedene Technologien sollen dafür miteinander verwoben werden.
4. »Therme Wien«: Photovoltaik
Auf den Dächern der Hotels versteckt sich Potenzial. Und nicht nur dort, wie die »Therme Wien« jetzt vormacht. 820.000 Kilowattstunden grüner Strom werden jährlich erzeugt und direkt für die Stromversorgung der Thermenwelt genutzt. Insgesamt können mit dieser Anlage rund 400 Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist so viel, wie normalerweise 170 Langstreckenflüge von Wien nach Tokio verbrauchen. Klar ist: Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen stehen unter einem enormen finanziellen Druck, das gilt natürlich auch für Hotels, die im Bereich Wellness mitmischen.
5. Nachhaltiger Treibstoff bei »Virgin Atlantic«
November 2023: Die »Boeing 787« der »Virgin Atlantic« hebt in London ab, um Treibstoff aus Abfällen nach New York City zu fliegen. Bei »Virgin Atlantic« ist man davon überzeugt, das »Sustainable Aviation Fuel« (SAF) der richtige Weg zur Klimaneutralität (bis 2050) ist. Bis Elektroflugzeuge Fernstrecken schaffen, dauere es noch »Jahrzehnte«, so heißt es vonseiten des Unternehmens. Noch kostet SAF allerdings deutlich mehr als herkömmlicher Treibstoff.
6. Mietbienen
Mittlerweile dürfte sich herumgesprochen haben, wie wichtig Bienen für den Erhalt der Artenvielfalt sind. Etliche Hotels arbeiten mit eigenen Bienenhotels und servieren am Frühstücksbüfett den selbst produzierten Honig. Aber wussten Sie auch, dass es Mietbienen gibt? Eigens für Unternehmen und explizit für die Hotellerie? »Place4bees« liefert aber nicht nur einfach die Bienenvölker ab, sondern man kümmert sich auch um die Genehmigungen, schickt regelmäßig Imker:innen vorbei und liefert ein- bis zweimal im Jahr den Hotel-Honig. Inklusive Etikettengestaltung! Nachhaltigkeit leicht gemacht.
7. Solarskilift in Tenna in der Schweiz
Der erste Solarskilift ist bereits seit 2011 in Betrieb und gewinnt jährlich mehr Kilowattstunden, als der nur 450 Meter lange Schlepplift benötigt. Bei Doppelmayr, weltweiter Marktführer im Seilbahnbau, weiß man, wie gut das funktioniert. PR-Managerin Julia Schwärzler auf Anfrage: »Die Solaranlage produziert in etwa 90.000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Für den Skiliftbetrieb werden zwischen 5.000 und 10.000 kWh benötigt.« Die erste Sesselbahn, die mit einem Photovoltaikdach umgesetzt wurde, war die »Hüttenkopfbahn« im Skigebiet Golm in Vorarlberg im Jahr 2012, etliche folgten. »Auch in der neuesten Seilbahngeneration von Doppelmayr, der D-Line, sind solche Dachelemente mit Photovoltaik verfügbar.«
8. No Plastic – als erste Schweizer Hotelgruppe
Die renommierte Hotelgruppe »The Living Circle« ist die erste Schweizer Hotelgruppe, die systematisch Einwegplastik reduziert hat. Unersetzbares Einwegplastik wird durch eine Zusammenarbeit mit dem Start-up »CleanHub« kompensiert. Die Hotels der Gruppe sammeln und wiegen ihren gesamten Plastikabfall, der dann einem spezialisierten Recyclingunternehmen übergeben wird. Nicht recycelbarer Plastikabfall, der noch nicht substituierbar ist, wird durch »Co-Processing« zur Produktion von Zement genutzt, um ihn zu neutralisieren. Durch das »CleanHub«-Projekt »No Trash Triangle Initiative« vor der Küste von Nord-Sulawesi in Indonesien wurden bereits über 14.000 Kilogramm Plastikabfall gesammelt, um eines der bekanntesten und schützenswertesten Korallenriffe Indonesiens zu schützen. Daniel Weist, Managing Director Operations im »Widder Hotel«, betont, dass die Initiative von »CleanHub« dort aktiv ist, wo das Abfallproblem am größten ist.
9. »Cradle to Cradle«, das Green-Power-Haus in Südtirol
Der Inhaber des »Olm Nature Escape«, Christian Lechner, hat im Tauferer Ahrntal eines der ersten energieautarken Hotels im Alpenraum errichtet. Mit 1.200 Photovoltaikpaneelen auf einem 2.388 Quadratmeter großen Flachdach und 126 Erdwärmesonden auf 1,5 Hektar Fläche nutzt das Aparthotel nachhaltige Energiequellen wie Sonne, Wasser und Erde. Die Geothermie deckt bereits 95 Prozent des Wärmeenergiebedarfs ab. Zusätzlich wird Wasserkraft eingesetzt, um völlige Unabhängigkeit zu gewährleisten. Statt einer Plastikkarte öffnet ein Armband die Türen. Hightech steuert Beschallung, Beleuchtung und Temperatur. »Dein Zimmer scannt deinen Herzschlag, erkennt, ob du anwesend bist, heizt ein, kühlt oder schaltet Licht oder Sauna ab.« Das sorgt zusätzlich für Energieeffizienz.
10. Gorilla als Patenkind
Das »One&Only Gorilla’s Nest« bietet einen exklusiven Standort in einem Berggorilla-Schutzgebiet in Ruanda. Hier steht die enge Verbindung zur Natur im Mittelpunkt, wobei Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Verantwortung betont werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Schutz der vom Aussterben bedrohten Berggorillas, wobei die finanzielle Unterstützung direkt dem »Dian Fossey Fund« zugutekommt.
Diese Kooperation leistet entscheidende Arbeit zum Schutz der lokalen Gorillapopulation und zur Erhaltung ihrer natürlichen Umgebung. Das »One&Only Gorilla’s Nest« ist stolz darauf, mit dem »Ellen DeGeneres Campus« zusammenzuarbeiten, um den Gästen einen einzigartigen Einblick in das Engagement für den Schutz dieser majestätischen Tiere zu bieten.
11. Photovoltaiktechnik im Hochgebirge
Seit Dezember 2023 testen die Bergbahnen Sölden am Tiefenbachgletscher auf 2.850 Meter eine neue Lösung zum Erzeugen von Sonnenenergie. Das Besondere an dem in Tirol entwickelten System: immer schneefrei, ein 40 Prozent höherer Energieertrag als bei Anlagen im Tal verbunden mit weniger Aufwand beim Errichten sowie im laufenden Betrieb. Erfüllen sich die Erwartungen, plant das Ötztaler Seilbahnunternehmen, das Projekt deutlich auszuweiten. Damit ließe sich rund ein Drittel des anfallenden Strombedarfs der Bergbahnen Sölden direkt vor Ort abdecken.
12. Rettung des Jaguars
Der Luxusreiseveranstalter »andBeyond« folgt dem Ethos »Care of the Land, Care of the Wildlife, and Care of the People«. Die Herausforderung besteht darin, ökologischen und sozialen Nutzen mit einem außergewöhnlichen Reiseerlebnis zu verbinden. Die »andBeyond«-Lodges respektieren die natürliche Umgebung, ohne in sie einzugreifen, und bieten Einheimischen Chancen zur Beschäftigung als Ranger:innen, Servicepersonal oder Projektmitarbeiter:innen. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien und den Bezug von Baumaterialien aus der Umgebung wird eine nachhaltige Betriebsweise sichergestellt. Die nachhaltigen Initiativen wurden auf Südamerika und Asien ausgeweitet. Große Projekte wie »Oceans Without Borders«, »Rhinos Without Borders« für die größte Nashornumsiedlungsaktion in Afrika sowie die Rettung des Jaguars setzen wegweisende Zeichen für den Naturschutz.
13. Wasser sparen mit »Spotify« in der »Barceló Hotel Group«
Um der gegenwärtigen Wasserknappheit und der daraus resultierenden Trockenheit in vielen europäischen Regionen entgegenzuwirken, schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, die Duschzeit auf maximal vier Minuten zu beschränken. Die spanische »Barceló Hotel Group« wurde kreativ und hat eine »Spotify«-Playlist »Song 4 Showering« erstellt.
Diese einzigartige Playlist besteht ausschließlich aus Liedern, die rund vier Minuten dauern. Künstler:innen wie Harry Styles, Maroon 5 und Bad Bunny tragen mit ihren Hits dazu bei, Wasser zu sparen. Der Zugang zur Playlist ist denkbar einfach: Ein eigener QR-Code wurde im Rahmen der Kampagne entwickelt und befindet sich in allen Duschen der teilnehmenden Hotels. Die Playlist ist weltweit für alle »Spotify«-Nutzer:innen verfügbar.
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