Gute Wünsche begleiten die Party am letzten Abend des Jahres. Für kulinarische Inspiration lohnt ein Blick in andere Länder.

Gute Wünsche begleiten die Party am letzten Abend des Jahres. Für kulinarische Inspiration lohnt ein Blick in andere Länder.
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Andere Länder, andere Sitten: So feiert die Welt Silvester

Glück, Gesundheit, Wohlergehen – der Übergang ins neue Jahr ist von guten Wünschen gesäumt. Was Linsen und Sobanudeln damit zu tun haben, zeigt der Überblick zu kulinarischen Neujahrstraditionen auf der ganzen Welt.

Deutschland, Österreich, Schweiz & Benelux

Raclette und Fondue beherrschen den Silvesterabend, frittierte Teigbällchen und – ganz rustikal – Kartoffelsalat mit Würstchen.

Am letzten Tag des Jahres wird er in vielen Haushalten hervorgeholt: der Raclette­ofen, der sonst in einer Ecke verstaubt, bekommt seinen großen Auftritt. Zumindest in Österreich, Deutschland und Luxemburg, in der Schweiz sowieso. Als typisches Silvester­essen im deutschsprachigen Raum kann sich Raclette, nur authentisch mit dem echten Raclette-Käse aus dem Wallis, höchstens noch mit Fondue messen.

In vielen Familien und Freundeskreisen haben sich längst Traditionen für das letzte Mahl des Jahres etabliert. Die Gründe für die Beliebtheit von Raclette liegen auf der Hand: Es braucht wenig Vorbereitung, niemand muss am Herd stehen – und das Resultat aus den kleinen Pfännchen schmeckt einfach köstlich. Prestigereicher als Gulaschsuppe, die in Österreich nach Mitternacht vielerorts serviert wird, oder Kartoffelsalat mit Bockwurst, der in vielen deutschen Haushalten das Silvestermahl darstellt, ist die Erfindung aus der Schweiz allemal. Am wichtigsten ist aber wohl, dass man Raclette mit allen Gästen zusammen am Tisch zubereitet und lange zusammensitzen kann, was einen geselligen Abend begünstigt.

Der zweite Schweizer Exportschlager für den Silvesterabend erfüllt diese Anforderungen ebenfalls spielend. Fondue bleibt ein Klassiker und ist in mindestens drei Varianten populär. Während in Deutschland darunter noch immer hauptsächlich das klassische Käsefondue verstanden wird, ist auch das leichtere Fondue Chinoise zunehmend auf dem Vormarsch, für das eine würzige Brühe aufgesetzt wird. Das klassische Fondue Bourguignonne mit Öl ist ebenfalls eine beliebte Variante. Das Fondue Chinoise ist weniger fettig und liegt auch weniger schwer auf. Beim Fondue Chinoise wird das Fleisch auch hauchdünn geschnitten, während beim Fondue Bourguignonne Fleischwürfel verwendet werden.

Ein Blick auf die kulinarischen Traditionen anderer Länder für die Silvesternacht bestätigt, dass kleinteilige, etwas kalorienreichere Kost recht beliebt ist. In den Niederlanden werden für die letzten Stunden des Jahres »Oliebollen« gereicht, was übersetzt Ölkugeln bedeutet und nichts anderes als ein knusprig ausgebackenes Schmalzgebäck ist.

Eine andere Konstante im kulinarischen Silvesteruniversum sind Wünsche für das kommende Jahr, die über Speisen abgebildet werden. So stehen in Italien vielerorts Linsen auf dem Speiseplan, etwa in Form von »Cotechino con lenticchie«. Die Hülsenfrüchte symbolisieren Reichtum, und je mehr Linsen man isst, desto reicher wird man im folgenden Jahr – so die Legende. Dass die Kombination mit der nahrhaften Schweinsrohwurst, der »Cotechino«, gut schmeckt und eine gewisse Trinkfestigkeit begünstigt, kann man wohl als willkommenen Nebeneffekt verbuchen.

Genuss pur zelebrieren die westlichen Nachbarn aus Frankreich, wo, so viel Klischee muss sein, zum Fest gern ein Champagner geköpft und zu Foie-gras-Schnitten gereicht wird. Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen! Ansonsten unterscheiden sich die kulinarischen Vorlieben für das Silvesterfest teilweise beträchtlich von Nord nach Süd; einige der 13 französischen Regionen haben ihre eigenen Bräuche.


USA & Mexiko

In Verheißung auf Reichtum isst man in Amerika Speisen, die farblich eine Parallele zu Dollarscheinen und Goldbarren ziehen.


In den USA steht die Farbe Grün für Dollarscheine (»Greenback«), weshalb im Silvester­essen verschiedene Kohlarten beliebt sind. Die Idee, aus Maismehl gebackenes gelbes Cornbread zu servieren, folgt der gleichen Logik, orientiert sich aber an der Faszination von Gold – und wird so in den Südstaaten praktiziert. Dort ist auch das Reis-Erbsen-Gericht »Hoppin’ John« populär, für das es einen besonderen Brauch gibt: Wer drei Erbsen auf dem Teller übrig lässt, dem wird im Folgejahr Glück, Geschick und eine romantische Beziehung prophezeit.

Die Vereinigten Staaten mit ihrer Vielzahl an Bevölkerungsgruppen und Einwanderern haben eine unüberschaubare Zahl an Bräuchen zum Silvesterabend aus den Herkunftsländern der Einwanderer übernommen. In mexikanisch beeinflussten Bundesstaaten kommen am letzten Tag des Jahres »Buñuelos« auf den Tisch, frittiertes Siedegebäck, das von süßen Fruchtsaucen begleitet wird. Überhaupt liefert Mexiko eine Vielzahl an Inspirationen für ein abwechslungsreiches Silvesterfest.

Auch hier isst man ein Dutzend Trauben um Punkt Mitternacht, auch hier sind Linsengerichte populär. Ebenso stellt man ungekochte Linsen oder Reis aber auch in eine Wohnungsecke, um Glück fürs neue Jahr zu haben. »Tamales«, gefüllte Taschen aus Maisteig, die von Pflanzenblättern umhüllt und gedämpft werden, stammen ursprünglich aus präkolumbianischen Zeiten und sind heute am letzten Abend des Jahres ebenfalls sehr populär.


China & Japan

Im Reich der Mitte feiert man mit »Dumplings« und Frühlingsrollen, die Japaner schlürfen symbolische Nudeln.

Es braucht eine gute Kondition, um in China den Jahreswechsel zu feiern – denn die auch als Frühlingsfest oder Mond-Neujahr bekannte Periode dauert ganze 16 Tage. Sie beginnt auch nicht am 31. Dezember, sondern findet immer zwischen dem 21. Januar und 21. Februar statt, berechnet nach dem traditionellen chinesischen Kalender. Dann kommen Familie und Freunde nach Hause, egal wo sie sich im riesigen Reich sonst befinden. Nicht selten feiern mehrere Generationen zusammen das Chinesische Neujahr. Auf dem Speiseplan stehen dann die sogenannten »Glücksgerichte«, mit denen positive Erwartungen für das Folgejahr verbunden sind. Dazu gehört vor allem Fisch, der in China ein Symbol für Glück und gutes Gelingen ist. »Dumplings«, also unterschiedlich gefüllte Teigtaschen, sind dann besonders populär, da sie gefüllte Geldbeutel symbolisieren. Auch Frühlingsrollen, die Glück verheißen, stehen hoch im Kurs – die roten Drachen, die am chinesischen Neujahrsfest oft zu sehen sind, stehen ebenfalls dafür.

Im Nachbarland Japan isst man während des Übergangs ins neue Jahr – dann wiederum am 31. Dezember – eine Speise, die eben diese Transition abbilden soll. Während das abgelaufene Jahr reflektiert wird und der Blick nach vorn geht, schlürfen Japaner die Buchweizennudeln der »Toshikoshi Soba Suppe«. Sie verheißt ein friedvolles Leben, Kraft und Stärke sowie ein Vermögen und basiert auf Bonito­brühe, verfeinert mit Frühlingszwiebeln und nach Wunsch mit weiteren Zutaten wie frittiertem Tofu, Shrimps und Eiern – der Gesundheit ist diese Speise allemal zuträglich.



Redaktion
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