Genuss mit Ausblick auf den Neusiedlersee: das »Seerestaurant Katamaran«.

Genuss mit Ausblick auf den Neusiedlersee: das »Seerestaurant Katamaran«.
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Burgenland: Lust auf Rust

Rust ist eine Perle und einer der schönsten Orte am Neusiedler See. Hier leben einige der berühmtesten Winzer des Burgenlandes, und auch kulinarisch ist Rust eine Reise wert.

Richard Triebaumers Keller ist ein bisschen so etwas wie eine Wunderkammer für Fleischliebhaber. Je nach Jahreszeit und Jagdglück hängen im Kühlhaus frisch erlegte Rehe und Hirsche ab oder eines von Triebaumers selbst gezüchteten Mangalitza-schweinen. Von der Decke des kühlen Gemäuers baumeln kaltgeräucherte, luftgetrocknete  Würste, und wer Glück hat, der erspäht einen der gesalzenen Schinken, die mitunter mehrere Jahre zur Perfektion reifen dürfen.

Dass das alles köstlich schmeckt, liegt auch daran, dass all diese Tiere einmal ein wunderbares Leben hatten: das Wild an den Hängen des nahen Leithabergs, die Schweine auf den sumpfigen Wiesen am Stadtrand von Rust. Dort dürfen sie zwischen Sträuchern und unter Bäumen wühlen und suhlen und im Schatten schlafen – oder Spaziergänger angrunzen, die hier am Rand des Schilfgürtels vorbeikommen.
Triebaumers Feinkostgeschäft und sein Keller sind direkt am bzw. unter dem Ruster Hauptplatz, in einem der zahlreichen wunderschönen Häuser, die die kleine Stadt (gemeinsam mit den Störchen) berühmt gemacht haben. Neben Wurst und Fleisch verkauft er hier auch selbst gemachte Marmeladen, Öle, Nektare, eingelegtes Gemüse und sogar selbst gebackenes Brot. In einem früheren Leben, bevor Triebaumer am Neusiedler See mit der biologischen Schweinezucht begann, hat er das Kochhandwerk im Restaurant der Brüder Obauer in Werfen gelernt – sein Shop ist daher einer der besten Orte in Rust, lokale Köstlichkeiten kennenzulernen.

Rust ist der kleinste Verwaltungsbezirk und die kleinste Statutarstadt Österreichs: Bereits 1681 erkaufte sie sich von Kaiser Leopold I. das Stadtrecht, und damit eine eigene Gerichtsbarkeit, ein spezielles Wappen und eine Befreiung von zahlreichen Abgaben. Heute noch zeugen die prächtigen, denkmalgeschützten Häuser der Innenstadt vom einstigen Ruhm und Reichtum – und einen Gutteil von beiden verdankte Rust immer schon seinen Gaumenfreuden. Das Klima hier ist dank ungarischer Tiefebene und Neusiedler See milder, die Sonne scheint ein wenig öfter, und die Landschaft ist vielseitiger als anderswo – das begünstigt den Anbau von Gemüse und vor allem Obst.

Da war und ist zuallererst einmal der Wein: Bereits für ihr Stadtrecht bezahlten die Ruster 500 Eimer des berühmten Ruster Weins. Bis heute ist der Ort Heimat zahlreicher begabter Winzer: Heidi Schröck, die Süßweinkönigin, die als eine von ganz wenigen Frauen Falstaff-Winzerin des Jahres wurde; Michael Wenzel, der sich schon lange einer zurückhaltenden, zeitintensiven Art, Wein zu machen, verschrieben hat, die gerade unter dem Schlagwort »Naturwein« wieder sehr schick geworden ist; Gernot und Victoria Schreiner, die in Rust ihre Bioweine keltern, oder Ernst Triebaumer, Richards Vater und einer der bekanntesten Winzer des Burgenlands. Weltberühmt auch das Weingut Feiler-Artinger mit seinen herrlichen Süßweinen. 

Es zählt mit den sagenhaften Ruster Ausbrüchen zu den international gesuchten Spitzenproduzenten von edelsüßen Spezialitäten.
Daneben bietet Rust immer schon eine erstaunliche Auswahl an Buschenschänken und gehobenen Restaurants. Max Stiegl, Chef des Guts Purbach, erkochte hier im Restaurant »Inamera« zu Beginn seiner Karriere einen Michelin-Stern, als jüngster Koch, dem bis dahin je diese Ehre zuteil wurde. Heute befindet sich dort statt eines Restaurants ein Blumenladen. Als eine der ersten Adressen am Hauptplatz gilt nun das »Hofgassl« mit seinem romantischen Innenhof und zwei Stuben in alten Ruster Gemäuern – Signature Dish ist hier das knusprig gebackene Ei, Stammgäste schwärmen vom Carpaccio vom Jungrind.

Ein wenig bodenständiger geht es im »Gasthaus Stickler« zur Sache: Der Hausherr, ein gebürtiger Salzburger, serviert hier unter anderem seine berühmten faschierten Laibchen. Den schönsten Blick auf den See genießen Gäste unten am Hafen im »Seerestaurant Katamaran«, Rusts Antwort auf die legendäre »Mole West« in Neusiedl.

Wein und Essen verbinden sich besonders eng in den Ruster Buschenschänken und Heurigen: Eine der besten ist die »Buschenschank Schandl« in einem Haus aus dem 18. Jahrhundert mit schattigem Garten. Neben klassischer hausgemachter Heurigenkost gibt’s auch ungarisch Inspiriertes wie Fischsuppe mit Paprika. Wer Glück hat, kann in der »Buschenschank Haberhauer« einkehren: Die ist zwar nicht jeden Tag geöffnet, wenn aber ausgesteckt ist, gibt es hier kreative, liebevoll gemachte Spezialitäten. Und besonders gemütlich wird es mitunter im »Heurigen Gabriel«, wenn der Chef zu spä-terer Stunde selbst am Klavier brilliert.

Wer über Nacht bleiben will, dem stehen neben klassischen Hotels auch zwei ungewöhnliche Unterkünfte zur Verfügung: einmal das Ti Mi Moo, ein dreistöckiges Ruster Haus aus dem 17. Jahrhundert, dass komplett gemietet werden kann und sich als das »kleinste Hotel der Welt« anpreist; und die Pension »Drahteselböck«, die Herberge des Eselböck-Clans, in dem nicht nur Radfahrer stylish unterkommen können.
Ach ja, bevor Sie dann irgendwann doch nach Hause fahren, schauen sie unbedingt am Ortsrand vorbei, wo der Schilfgürtel beginnt. Dort suhlen nicht nur Triebaumers Schweine. Ein paar Straßen weiter befindet sich die Fischerei Augsten, eine der letzten gewerblichen Fischereien am Neusiedler See, von der viele Spitzenbetriebe, etwa das »Gut Purbach«, Fisch beziehen. Auch Hobby-Köche können hier Wels, Zander und geräucherten Aal kaufen. 

Aus dem Falstaff Spezial Gut Purbach 2017

Tobias Müller
Autor
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