Weinberge fügen sich in die liebliche Landschaft.

Weinberge fügen sich in die liebliche Landschaft.
© DZT, Benedikt Steinle

Long Weekend im Weinland Franken

Das schöne Franken ist bekannt für seinen Wein. Auf einer Anbaufläche von rund 6.100 Hektar trifft Tradition auf Moderne. Für ein Long Weekend haben sich die Blogger Toni & Bene auf kulinarische Entdeckungstour begeben. Und Beagle Emil ist auch dabei.

Franken ist kein Bundesland. Franken ist eine Region. Vor allem eine Weinbauregion. Beherbergt in den lieblichen Landschaften von Bayern und Baden-Württemberg. Wir starten unsere Reise im kleinen Städtchen Volkach, eingebettet in den Weinbergen der Mainschleife.

Die Römer brachten den Wein

Exakt 3.484 Winzer zählt das Weinland Franken. Die Bewirtschaftung ist sehr kleinteilig. Zu 80 Prozent wird Weißwein angebaut, am meisten Müller-Thurgau. Die typische (autochthone) Rebsorte ist der Silvaner. Und dieser wird traditionell im berühmten Bocksbeutel abgefüllt. Die bekannte fränkische Flaschenform hat ihren Ursprung in der Römerzeit. Die römischen Legionäre hatten eine Art Bocksbeutel an ihrem Hosenbund. Dank der flachen Flaschenform hat die baumelnde Flasche beim Laufen nicht gestört. Auch wenn man sich zur Pause ins Gras gesetzt hat, konnte die flache Flasche nicht wegrollen. Diese eigenartige Flaschenform hat es irgendwie geschafft bis in die heutige Zeit zu überleben.
Snack in der »Weinbar Fahr Away«
An der wunderschönen Hauptstraße von Volkach ist die »Weinbar Fahr Away« zu Hause. Ein Ort für »entspannten Genuss, Top-Weine, Köstliches, das überrascht, in Wohlfühlambiente«. Den Besitzern Heike und Thomas Braun gelingt das. Der Wein kommt natürlich aus der Region, zuvorderst vom familieneigenen Weingut Braun im nahen Fahr, aber auch von ganz »far away«, was in dieser Kombination auch irgendwie die Namensgebung der Weinbar erklärt. Antipasti-Platten wie man sie aus Italien kennt werden serviert, abends kommen Flammkuchen dazu. Wem das coole und liebevoll eingerichtete Ambiente nicht nur kulinarisch, sondern auch optisch schätzt, kann in einem der ebenso liebevoll eingerichteten Gästezimmer übernachten.

Abendessen und Kellerbesuch im Romantikhotel Zur Schwane

Der familiengeführte Betrieb »Zur Schwane« beherbergt Weingut, Hotel und Restaurant, alles in einem Gebäude, gelegen am Volkacher Marktplatz mit einem wunderschönen Innenhof und einem tollen Weinkeller. Wer einen besonderen kulinarischen Abend verbringen möchte, reserviert einen Tisch im Restaurant »Zur Schwane« oder in dessen traumhaftem Innenhof. Das Romantikhotel ist das erste Haus am Platz, in den wunderschönen Zimmern lässt es sich entspannt urlauben.
Der historische Gewölbe-Weinkeller von 1404 ist ein Highlight und unbedingt einen Besuch wert. Abends kann man im Restaurant zwischen à-la-carte-Gerichten oder einem Degustations-Menü wählen, die passende Weinbegleitung vom eigenen Weingut sollte man nicht auslassen. Im bezaubernden Innenhof mit zuvorkommendem Service genießt man Gerichte, bei denen Wert auf Saisonalität und Produktqualität gelegt wird. Ein Gedicht!

Zu Gast beim Brotsommelier

Bäcker stehen früh auf. Wir auch, und machen uns auf ins nur zehn Autominuten entferte Frankenwinheim, zum Brot- und Wein Seminar in der Bäckerei Schmitt. Rocker meets Teig. AC/DC meets Backstube. Axel Schmitt, einer von nur 24 zertifizierten Brotsommeliers, ist nicht der Stereotyp eines klassischen, gelernten Bäckers. Er spielt in einer Metal-Band und betreibt im verschlafenen Dörfchen seinen Betrieb. Bekannt geworden ist er durch seine Abschlussarbeit, in welcher er untersucht hat, wie sich Schallwellen unterschiedlichster Musikstile auf die Konsistenz und den Geschmack von Brotteig auswirken. Das Ergebnis: Hohe Töne bewirken eine regere Reifung im Sauerteig. Sprich – beschalltes Brot hat mehr Säure und mehr Aroma.

Wegen seiner Abschlussarbeit kam auch der Kontakt zum Organisator des Wacken-Festivals zustande. 2018 hat Alex Schmitt nicht nur jeder dort auftretenden Band ihr eigenes Brot gebacken, er hat auch mitten auf dem Festivalgelände Brotbackkurse gegeben. Backen am Wacken? Na klar!
Brot sollte man übrigens am besten in einem Römertopf lagern, falls man so etwas noch zuhause hat. Frische und Aroma bleiben so am längsten erhalten, das Brot kann langsam Feuchtigkeit abgeben und die Gefahr von Schimmelbefall wird minimiert. Side note lt. Axel: Das Brot ist in der Kunst nach der Brust das zweitmeist gemalte Motiv. Wer das wohl erforscht hat?
Auf in die Vinothek nach Dettelbach
Nach nur weiteren 20 Autominuten erreichen wir Dettelbach. Im Kultur- und Kommunikationszentrum ist eine große Vinothek beheimatet, die Weine von allen 25 Dettelbacher Winzern führt. Mitnehmen sollte man sich neben ausreichend Wein unbedingt ein Sackerl Dettelbacher Muskatziner, ein bekanntes Wallfahrergebäck, das lebkuchenartig und gewürzintensiv in Form einer Fliege daherkommt und als Dettelbacher Traditionsspeise zum Wein gereicht wird.

Iphofen – Weinstadt mit Kultur

Mittagessen im »99er Kulinarium«
Wir reisen ins nahegelegene Iphofen. Im ehemaligen Café am Hauptplatz wird seit 2015 traditionell gekocht, und das auf richtig hohem Niveau. In dem urigen Gewölbe, in dem die Mama früher Kuchen und Co. servierte, bekocht seit drei Jahren nun Sohn Lukas im »99er Kulinarium« seine Gäste, mittags und abends. Die Produkte kommen ausschließlich aus der Region, Wildfleisch vom Jäger nebenan, Forellen aus der Hagenmühle in Willanzheim, Obst und Gemüse sogar größtenteils aus dem eigenen Bio-Garten. Weine aus der Region runden das Angebot ab.
Auf der monatlich wechselnden Speisekarte ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wert wird auf einen gelungenen Stilmix aus traditionellen und modernen Speisen gelegt. So kommt ein knuspriges Schäufele mit Kartoffelknödeln und Krautsalat genauso auf die Karte wie Medaillons vom fränkischen Strauß oder gebackene Dinkelfalafel mit Minzjoghurt.

Weinverkostung im Traditionsweingut Wirsching

Das bekannte Weingut Wirsching, mitten in Iphofens Altstadt gelegen, ist schon seit 1628 in Familienbesitz. Neben den Hauptsorten Silvaner (40%) und Riesling (20%) gibt es alte Reben und seit einem Jahr einen eigenen Gin, der – für diese Spirituose eher untypisch – als Basis den hauseigenen Weinbrand hat. Die etwas intensivere Note dieses Grunddestillats, kombiniert mit Botanicals wie Lavendel, Ingwer sowie einer angenehmen Zitrusnote, macht den »Wirgin« zu einem hervorragenden Digestif, das wir – eher pur als im Gin & Tonic – genießen.

Das Weingut Behringer … und die Tiere

In der kleinen Marktgemeinde Abtswind, mitten im Weinberg, liegt das Weingut Behringer. Herzstück ist ein frisch renovierter und architektonisch sehr angenehm gestalteter Verkostungsraum. Bis vor einiger Zeit, und zwar bevor die Familie beschloss, sich aufs Wesentliche, nämlich den Wein, zu konzentrieren, wurden hier auch bis zu 180 Leute im Restaurant verköstigt. Unter einer eindrucksvollen Beleuchtungsskulptur kann man sich nun an der langen Theke durch die große Weinvielfalt des Guts kosten. Für das leibliche Wohl sorgt die herzliche Gastgeberin Ingrid Behringer jederzeit mit allerlei Schmankerln wie Ziegenkäse-Wassermelone, Haussalami oder Wildpastete. Letztere stammt sogar aus eigener Produktion, denn zum Weingut gehört neben einer Koppel mit zwei herzigen Eseln auch ein Wildgehege. Die Esel sind nur zum Streicheln und Verlieben da, der eine oder andere Hirsch kommt aber schon mal auf den Teller – oder in die Pastete.

Abendessen in der »Iphöfer Kammer«

Seit April 2017 wird die »Iphöfer Kammer« von Heidrun Kaufmann und Markus Lösch betrieben. Heidrun bedient die Gäste, Markus steht in der Küche – beide grandios, fein und sehr persönlich! Der kleine Gastraum birgt Platz für 26 Personen, im Gastgarten direkt am Hauptplatz finden noch einmal 16 Gäste Platz. Und das ist auch gut so, denn so bekommt man nicht nur einen sehr herzlichen, persönlichen Service, sondern auch ein grandioses Menü, jeder Gang kommt vom Chef höchstpersönlich: Regional, frisch und jeden Tag neu zusammengestellt in spannenden Geschmackskombinationen.
Der hausgebeizte Saibling mit Tomaten, der gebackene Kalbskopf (natürlich selbst ausgelöst) mit Erbsenpüree oder der kurz gebratene Kalbsrücken mit hausgemachten Salbeignocchi begeistern! Ergänzt wird das Menü ausschließlich mit Weinen des Weingutes Wirsching, gehört das Gebäude des Restaurants doch der Iphöfer Winzerfamilie. Heidrun und Markus stört das kaum, bietet das Sortiment mit rund 70 Weinen doch genügend Möglichkeit, um auch aufwändigere Weinbegleitungen zu gestalten.

Unser Fazit

Der Wein ist in Franken allgegenwärtig, soviel steht fest. Dass die Weinkultur aber auch mit sich bringt, dass die Gegend zwischen Mainschleife und Steigerwald kulinarische Hochkultur sowie traumhafte Landschaften und beschaulich schöne Ortschaften birgt, hinterlässt bei uns einen bleibenden Eindruck und den Wunsch, bald wiederzukommen.

INFO

Für mehr Infos über das Reiseland Deutschland und Franken einfach auf diese Links klicken:
Culinary Germany: www.germany.travel
Franken: www.franken-weinland.de

Toni Kögl
Blogger
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