Das märchenhafte Anwesen der Quinta da Aveleda in Penafiel sollte niemand verpassen – alleine die romantischen Gärten sind einen Besuch wert.

Das märchenhafte Anwesen der Quinta da Aveleda in Penafiel sollte niemand verpassen – alleine die romantischen Gärten sind einen Besuch wert.
© Jose Caldeira

Weinreise: Die grüne Seele Portugals

Die Vinho-Verde-Region im Norden Portugals ist für Weinreisende ein echter Geheimtipp. Wer gerne abseits ausgetretener Pfade unterwegs ist, leichte Weine und traditionelle Küche liebt, der ist hier goldrichtig.

Sattes Grün soweit das Auge reicht – der Name Vinho Verde kommt schließlich nicht von irgendwo her, er beschreibt die üppige Vegetation, der wir in der Weinbauregion im Nordosten Portugals überall begegnen. Vom Douro aus erstreckt sich diese über 130 Kilometer bis hin zum Fluss Minho und der spanischen Grenze im Norden. Topografisch gesehen, kommt die größte Weinbauregion Portugals einem riesigen, auf den Atlantik ausgerichteten Amphitheater gleich – beginnend an der tosenden Küste im Westen und sich in Richtung Osten, zum Landesinneren hin, erhebend. Der Einfluss des Ozeans ist im Vinho-Verde-Gebiet nicht von der Hand zu weisen. Deshalb sollte man auch einen Regenschirm im Gepäck dabeihaben, denn das Vinho Verde gehört zu den niederschlagsreichsten Regionen Portugals.

Die Weine, die hier entstehen, glänzen durch ihre charakteristische Leichtigkeit und Frische. Bekannt sind vor allem die weißen Vinho Verde, die rund 80 Prozent der gesamten Produktion des Weinanbaugebiets ausmachen. Hergestellt werden sie aus diversen autochthonen Sorten wie etwa Arinto, Loureiro und Avesso oder der ebenfalls im angrenzenden spanischen Galizien verbreiteten Alvarinho.

Lange Zeit als rustikal und einfach geltend, erfährt Vinho Verde in den letzten Jahren eine kleine Renaissance. Immer mehr Produzenten streben nach Eleganz und Lagerfähigkeit in ihren Weinen, was für frischen Wind in der Region sorgt, wie wir bei unserer Reise selbst erfahren. 

Märchenhaftes Vinho Verde

Gleich bei der ersten Station unseres Trips bekommen wir eine satte Portion der verwunschenen Schönheit des Vinho-Verde-Gebiets geboten. Sie führt uns zur Quinta da Aveleda in Penafiel, etwa eine halbe Autostunde von Porto entfernt. Alleine die märchenhaften Gärten des Anwesens mit jahrhundertealten Mammutbäumen und Zedern sowie unzähligen Kamelienarten sind einen Besuch wert. Beim Streifzug durch die wunderschöne Quinta würde man kaum vermuten, dass Aveleda der größte Vinho-Verde-Produzent überhaupt ist. Die zahlreichen Weine des Hauses, zu denen der weltbekannte Casal Garcia oder die erst vor wenigen Jahren geschaffene Vinho-Verde-Ikone Manoel Pedro Guedes gehören, lassen sich bei geführten Tastings entdecken. Wer Hunger verspürt, kann unter anderem einen reichlich gefüllten Picknickkorb buchen und es sich im Garten oder in den Weinbergen gemütlich machen. Neben diversen hausgemachten Spezialitäten findet sich darin auch Käse, der von Aveleda selbst produziert wird.

Nur eine halbe Stunde weiter nördlich liegt Guimarães – eine der schönsten historischen Städte Portugals. Alfonso Henriques, der erste König des Landes, soll hier das Licht der Welt erblickt haben, weshalb die Stadt auch als Wiege der Nation gilt. Sehenswürdigkeiten gibt es zahlreiche zu entdecken und die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende mittelalterliche Altstadt mit ihren eindrucksvollen Bauten und engen Steingassen lädt zum Erkunden ein. Etwas versteckt in selbiger befindet sich das Restaurant »A Cozinha«, eines der wenigen Sternelokale der Region Vinho Verde, wo wir uns zum Lunch mit António Loureiros moderner portugiesischer Küche auf Basis traditioneller Rezepte verwöhnen lassen. Anschließend geht es weiter ins etwa 30 Minuten entfernte Amarante, wo wir im »Monverde Wine Experience Hotel« einchecken. Das minimalistisch gehaltene Design-Schmuckstück gehört zur Quinta da Lixa und liegt inmitten der malerischen Rebberge des Weinguts. Nachdem wir die schmucke Anlage mit Spa und Pool erkundet haben, genießen wir unser Abendessen im hoteleigenen Restaurant, in dem Chefkoch Carlos Silva traditionelle portugiesische Speisen kredenzt, bei denen er die Aromenwelten der umgebenden Weinberge miteinbezieht. Der moderne Speisesaal ist mit exakt 366 geschnitzten Blättern des Künstlers Paolo Neves geschmückt. 

Auf gen Norden

Bevor es weiter ins nördlich gelegene Ponte de Lima geht, packen wir die Chance beim Schopf und unternehmen noch eine geführte Weingutstour durch die Quinta da Lixa, um die Produktionsphilosophie des erfolgreichen Weinmachers der Quinta, Carlos Teixeira, kennenzulernen.

Die anschließende, einstündige Autofahrt unterbrechen wir in Braga, wo wir den Wallfahrtsort Bom Jesus do Monte mit seinem monumentalen Treppenaufgang besuchen. Für den Lunch empfiehlt sich das Restaurant »Ferrugem« im nahegelegenen Portela. In rustikal-modernem Ambiente lässt sich hier die zeitgenössische, kreative Küche von Renato Cunha entdecken. In Ponte de Lima, dem Zentrum der Vinho-Verde-Subregion Lima, angekommen, beziehen wir eines der luxuriösen Zimmer im verspielten »Carmo’s Boutique Hotel« – Glamping-Liebhaber können hier auch in exklusiven Zelten übernachten. Anschließend begeben wir uns auf Entdeckungstour: Unweit unserer Bleibe befinden sich gleich zwei Spitzenbetriebe der Vinho-Verde-Region, die Quinta do Ameal und Aphros Wine. Die zum bekannten portugiesischen Weinproduzenten Esporao gehörende Quinta do Ameal ist für ihre lagerfähigen Weine aus der weißen Rebsorte Loureiro bekannt und verfügt zudem über mehrere komfortable Suiten, in denen übernachtet werden kann. Vasco Crofts Projekt Aphros Wine sei Liebhabern von natürlich produzierten Weinen ans Herz gelegt, denn der Betrieb gilt als Pionier für biodynamischen Weinbau und gehört zu den wenigen Avantgardisten im Weinkosmos Portugals. 

Der letzte Teil unserer Reise entführt uns in die wilde Subregion Monção und Melgaço, ganz im Norden des Vinho-Verde-Gebiets. Unweit vom Fluss Minho, der natürlichen Grenze zu Spanien, befindet sich hier das Weingut Soalheiro – eines der Aushängeschilder der gesamten Region. Der Fokus liegt hier ganz klar auf der Sorte Alvarinho, aus der 19 verschiedene Weine gekeltert werden – viele davon auf Weltklasseniveau. In der Garage, in der das Weingut vor rund 40 Jahren startete, befindet sich heute ein kleines Museum und im Obergeschoß liegt ein moderner, heller Verkostungsraum, in dem auch einfache, schmackhafte Speisen aus regionalen Produkten genossen werden können. Wer möchte, kann im Gästehaus von Soalheiro übernachten und zuvor noch einen Abstecher zum Weingut von Spitzenwinzer Anselmo Mendes machen, das um die Ecke liegt – ein würdiger Abschluss für unsere Reise durch den grünen Norden Portugals, der landschaftlich ebenso wie kulinarisch zu beeindrucken versteht.


Schlafen

Carmo’s Boutique Hotel
Schickes 5-Sterne-Boutique-Hotel im verwunschenen Landhausstil. Neben 15 luxuriösen Suiten gibt es auch Glamping-Zelte im Garten, in denen man übernachten kann. Im hauseigenen Restaurant steht die traditionelle Küche der Region im Fokus. Zudem werden Weinverkostungen angeboten. 

Rua Santiago da Gemieira nº10, 4990 – 645 Gemieira Ponte de Lima
T: +351 910 587558, carmosboutiquehotel.com

Hotel Minho
Modernes, minimalistisches Wellnesshotel, das sich dank seiner Lage als Ausgangspunkt für die Erkundung der Vinho-Verde-Subregion Monção und Melgaço anbietet. Wer hier residiert, entspannt im umfassenden Spa-Bereich und genießt die lokale Küche des Alto Minho im hauseigenen Restaurant sowie eine große Auswahl an Vinho Verde in der Weinbar. 

Estrada Nacional 13, Vila Meã, 4920-140 Vila Nova de Cerveira
T: +351 251 700245, hotelminho.com

Monverde Wine Experience Hotel
Das im Jahr 2015 eröffnete Boutique-Hotel befindet sich inmitten der malerischen Weinberge der Quinta da Lixa. Die geräumigen Zimmer sind modern eingerichtet, wobei natürliche Materialien im Fokus stehen. Einige verfügen über einen eigenen Weinkeller, Swimmingpool und Kamin.

Quinta de Sanguinhedo, 4600-761 Telões
T: +351 255 143100, monverde.pt

Die historische Altstadt von Guimarães gehört seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
© Shutterstock
Die historische Altstadt von Guimarães gehört seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Essen

A Cozinha
Das überraschende Sterne-Lokal von Spitzenkoch António Loureiro liegt etwas versteckt in der historischen Altstadt von Guimarães. Loureiro kreiert hier aus sorgfältig selektierten Zutaten moderne portugiesische Gerichte auf Basis traditioneller Rezepte, die nicht nur dem Gaumen, sondern auch dem Auge schmeicheln. 

Largo do Serralho 4, 4800-472 Guimarães
T: +351 253 534022, restauranteacozinha.pt

Ferrugem
Mit seinem Restaurant »Ferrugem« schlug Koch Renato Cunha im Jahr 2006 ein neues Kapitel der Küche des Minho auf. Basis seines Schaffens sind vorzugsweise autochthone Produkte der Region, denen er mit viel Kreativität und handwerklicher Perfektion eine neue Dimension verleiht. 

Rua das Pedrinhas, 32, 4770-379 Portela
T: +351 252 911700, ferrugem.pt

Camelo
Das familiengeführte Lokal ist meistens brechend voll, weshalb es sich lohnt, vorab zu reservieren. Die hochwertige, abwechslungsreiche Küche ist regionaltypisch und umfasst viele Seafood- und Fisch-Spezialitäten. Darunter saisonal auch das kuriose Neunauge. 

Rua de Santa Marta 119, 4925-104 Santa Marta de Portuzelo
T: +351 258 839090, camelorestaurantes.com

Louro
Im »Louro« liegt der Fokus darauf, die typischen Aromen der Region Alto Minho einzufangen und in Form von traditionell inspirierten Gerichten auf die Teller zu bringen. Das Lokal verfügt über einen pittoresken Garten, der zum Verweilen einlädt. Die empfehlenswerte Weinbegleitung unterstreicht die servierten Speisen gekonnt. 

Rua do Esteiro 5, 4925-610 Torre
T: +351 258 115180, lourorestaurante.pt

Le Babachris
Küchenchef Christian Rullán zelebriert im »Le Babachris« zeitgenössische Küche mit französischen Einflüssen. Hierbei vermählt er Produkte aus dem Mittelmeer gekonnt mit portugiesischen Zutaten. Der große Speisesaal im Bistro-Stil ist einladend und das Menü wechselt alle zwei Wochen. 

Rua Dom João 39, 4810-122 Guimaraes
T: +351 964 420548, lebabachris.com

Petiscas
Schmuckes, schön gelegenes Restaurant in Ponte de Lima, das eine beeindruckende Auswahl an traditionellen portugiesischen Speisen führt. Ein Muss für jeden Besucher ist der Bacalhau com Broa.

Largo da Alegria, 4990-240 Ponte de Lima
T: +351 258 931347, restaurante-petiscas.business.site

Anlaufstelle für Gourmets: Das Restaurant »Louro« in Torre.
Foto beigestellt
Anlaufstelle für Gourmets: Das Restaurant »Louro« in Torre.

Weingüter

Adega Cooperativa Regional de Monção
Die Kooperative aus dem Norden des Vinho-Verde-Gebiets produziert einige feine Alvarinhos, die rebsortenrein ausgebaut werden und auf den vorherrschenden Granitböden gedeihen. Darunter die Ikone namens Muralhas mit ihrem orangefarbenen Etikett.

Avenida da Adega Cooperativa nº485, 4950-279 Monção
T: +351 251 656120, adegademoncao.pt

Anselmo Mendes Wines
Anselmo Mendes zählte zu den Ersten, die das große Potenzial der Alvarinho-Traube im Vinho Verde nutzen, er erforscht die Rebsorte seit den 80er-Jahren und erzeugt seit langer Zeit Top-Crus aus ihr, die Jahr für Jahr zu den besten Weinen des Landes gehören. 

Zona Industrial De Penso, Lt. 2 Ranhó, 4960-310
T: +351 251 096157, anselmomendes.pt

Aphros Wine
Aphros Wine ist das Projekt von Vasco Croft, einem extravaganten Zeitgenossen, der in seinen Zwanzigern den biodynamischen Weinbau für sich entdeckte. Auf mehreren kleinen Quintas in der Region produziert er avantgardistische Tropfen, die dem Vinho Verde ein neues Gesicht verleihen.

Rua da Casa Nova, 374, 4990-696 Refoios do Lima
T: +351 914 120480, aphros-wine.com

Quinta da Aveleda
Klasse und Masse gehen bei Aveleda Hand in Hand. Das familiengeführte Weinunternehmen produziert eine Vielzahl an Vinho Verdes – vom einfachen Alltagswein bis hin zu Spitzen-Crus. Ein Besuch des wunderschönen historischen Anwesens gehört zum Pflichtprogramm bei einem Besuch der Vinho-Verde-Region.

Rua da Aveleda nº2, 4560 - 570 Penafiel
T: +351 255 718200, aveleda.com

Quinta da Lixa
Die Quinta da Lixa wurde im Jahr 1986 gegründet und ist bis heute im Besitz der Familie Meireles. Seit Anfang der 2000er zeichnet der bekannte Weinmacher Carlos Teixeira für die Weine der Quinta verantwortlich und produziert typische, hochwertige Vinho Verdes mit großartigem Preis-Leistungs-Verhältnis. 

Quinta da Lixa Monte, 4615 - 658 Lixa
T: +351 255 490590, quintadalixa.pt

Quinta da Pamirinha
Nur etwa drei Hektar groß ist das Weingut des pensionierten Professors Fernando Paiva. Der Vorreiter des biodynamischen Weinbaus versteht sich auf die natürliche Weinbereitung und zieht Kastanienblüten Schwefeldioxid als Oxidationsschutz vor. Seine Weine sind pur und mineralisch. 

Travessa de Bouça-Chã n° 86, 4615-307 Felgueiras
T: +351 962 785717

Quinta do Ameal
Seit den Anfängen im Jahr 1999 steht das Streben nach höchster Qualität bei der Quinta do Ameal im Zentrum. Aus der Loureiro-Traube werden komplexe, lagerfähige Weine gekeltert, die teils aus Einzellagen stammen. Wer möchte, kann hier auch in diversen, hübsch eingerichteten Suiten in traumhafter Umgebung übernachten. 

Refoios do Lima, 4990-707 Refoios do Lima
T: +351 258 947172, esporao.com

Quinta de Soalheiro
Die Weine der Quinta de Soalheiro genießen weltweit hohes Ansehen. Der Ausnahmebetrieb befindet sich in der Subregion Monção und Melgaço und steht für Alvarinhos der Extraklasse, die in besten Lagen gedeihen. Neben geführten Tastings werden diverse Food & Wine Experiences angeboten – und übernachten kann man hier auch. 

Charneca Alvaredo, 4960-010 Melgaço
T: +351 251 416769, soalheiro.com

Quinta do Regueiro
Der Betrieb von Paulo Rodrigues existiert seit 1999 und befindet sich im nördlich gelegenen Melgaço. Seine komplexen Alvarinho-Weine sind von prägnanter Säure und intensiver Frucht geprägt und lohnen sich, entdeckt zu werden. 

Coto – Alvaredo, 4960-010 Melgaço
T: +351 966 854542, quintadoregueiro.com

Pequenos Rebentos
Der experimentierfreudige Weinmacher Márcio Lopes ist in mehreren Regionen Portugals aktiv. Darunter auch in Monção und Melgaço, wo er unter anderem elegante, zurückhaltend produzierte Loureiros und Alvarinhos auf die Flasche bringt. 

Estrada S. José nº1918, 4960 – 203 Aldeia
T: +351 251 414060, mlw.pt


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Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2023

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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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