Die perfekten Laufschuhe
Wie findet man in der bunten Laufschuhwelt jenes Paar, das einen >>happy<< macht? Ein Shoppingleitfaden.
11.04.2024 - By Klaus Höfler
Laufen? Dafür braucht es nicht viel. Keine Halle, Piste oder Berge von Ausrüstung. Nur ein Shirt, eine Hose und ein Paar Schuhe. Und dann steht man im Sportgeschäft und sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Meterlange Regalwände mit Schuhen verschiedenster Marken, Farben und für unterschiedliche Einsatzgebiete stapeln sich bis unter die Decke. Wie soll man da die richtigen finden? Tatsächlich machen es einem die Hersteller:innen mit ihrer in den letzten Jahren massiv erweiterten Produktvielfalt nicht leicht.
Gute Beratung ist die halbe Miete
Fachmännische Beratung schadet nicht. Denn nur weil einem das Markenlogo gefällt oder die Schuhbänder farblich perfekt mit dem neuen Top korrespondieren, garantiert das nicht, dass der Schuh einem auch passt und beim Laufen Spaß macht. Bevor also viel Geld in ein selten genutztes »Garagenmodell« gesteckt wird, gilt beim Shoppen: reden statt rennen. Im Gespräch mit geschultem Verkaufspersonal Ziele und Trainingsumfänge darlegen, körperliche Einschränkungen oder Verletzungsgeschichten ansprechen und Informationen liefern, auf welchem Untergrund (Asphalt, Schotter, Waldboden) vorrangig gelaufen wird.
Der zweite Schritt im Shop führt im Optimalfall auf eine Balanceplatte, um den Fuß digital zu vermessen. Länge, Breite, Form des Fußgewölbes, Druckverteilung auf der Sohle – das alles liefert nicht nur bunte Bilder, sondern auch Informationen, welcher Schuhtyp am besten zu Beinachsen, Fußform und Gewicht passt. Immerhin muss der Körper bei jedem Laufschritt das bis zu Dreifache des Körpergewichts abfangen. Ohne Platte funktioniert eine Annäherung an ein passendes Paar auch, indem man sich ohne Socken schulterbreit hinstellt und etwas in die Knie geht. So kann die Expertin oder der Experte erkennen, wie der Fuß belastet wird, und daraus schließen, welcher Schuh passen könnte.
Um die beim Auftreten einsetzenden Kräfte zu dämpfen, die Sprung- und Kniegelenke zu schonen und den Fuß stabil durch den Abrollvorgang zu führen, teilt man das Angebot grob in neutrale Modelle, also Schuhe ohne spezielle Führungseigenschaften, und stabile Schuhtypen mit verstärkten Seitenteilen. Sie wirken entweder sanft gegen ein zu starkes Nach-außen- Kippen oder Nach-innen-Knicken im Sprunggelenk. Zu welcher Spezies man gehört, lässt sich auch am Abriebprofil des alten Laufschuhs ablesen. Gleichmäßig ist da selten eine Sohle »abgehobelt«.
Die Laufstilanalyse
Detaillierte Daten liefert eine Laufstilanalyse mittels Laufband und Videokameras. In Zeitlupe, auf Standbildern und mit grafischen Tools wird das gesamte Bewegungsmuster – von der Landephase über das Abrollen bis zum Abdruckimpuls – angeschaut. Die Suche nach dem »Perfect Match« im Regal wird damit deutlich fokussierter.
Grundsätzlich geht es beim Schuh darum, eine Mischung aus optimalem Komfort, maximaler Dämpfung und ansprechender Performance zu finden. Die verschiedenen Marken buhlen dabei mit immer neuen Designs, Materialien und Technologien. Asics beispielsweise bringt bei der bereits 26. Auflage des Gel-Nimbus ein spezielles Knit-Obermaterial, das ein angenehmes Tragegefühl und trotzdem Stabilität und Halt im Mittelfuß bietet
Dazu kommen spezielle Schaumstoffmischungen und Sohlenkonstruktionen – wie bei der Schweizer Marke On etwa die charakteristischen ausgesparten Zwischenräume, die die Dämpfungseigenschaften maximieren. Ein weites Feld für allerlei Fachausdrücke. Da geht es um »Sprengung« (der Höhenunterschied zwischen Ferse und Zehenbereich), »Rocker« (die wippenähnliche, vor allem vorne aufgebogene Bauweise der Sohle, die das Abrollverhalten unterstützt) und »Bounceeffekte« (Energierückgabe beim Abstoß). Diese Vorwärtsdynamik wird beim On Cloudmonster 2 durch ein »Speedboard« verstärkt, das in der Zwischensohle eingebettet ist. In den Wettkampfvarianten sind in den Schuhen gar steife Carbonplatten eingebaut, die fast wie eine Sprungfeder wirken und – bei entsprechendem Tempo, passender Technik und ausreichend Kraft und Kondition – tatsächlich schneller machen. Ist man dagegen nicht auf Bestzeitjagd, kann man an diesen Regalrevieren im »Schuhwald« gemütlich vorbeijoggen.
