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Fuorisalone 2024: Designwoche in Mailand

Parallel zum Salone del Mobile verwandelt sich ganz Mailand beim Fuorisalone in einen Schmelztiegel unterschiedlichster Designpositionen. Prächtige Palazzi, moderne Showrooms, innovative Galerien und wiederentdeckte Fabrikshallen werden dabei zu einer hoch frequentierten Spielfläche.  

03.04.2024 - By Marlene Mayer

Ausstellungen, Installationen, Präsentationen, Empfänge, Open Houses, Expert:innen-Talks – das Programm zur Mailänder Designwoche ist vielseitig, aufregend und dabei so dicht, dass es nicht leicht ist, den Überblick zu bewahren. Ob in den malerischen Straßen Breras oder den kreativen Werkstätten von Tortona, im historischen Bezirk 5Vie, zwischen den Jugendstilbauten der Porta Venezia oder in den jungen Vierteln Isola und Sarpi: Mehrere Tausend Veranstaltungen bestätigen während des Fuorisalone einmal mehr Mailands Ruf als Hauptstadt des Designs. Auch diesmal werden dabei neue Rekorde erwartet – an Besucher:innenzahlen, Ausstellungsorten, Kollaborationen und ziemlich sicher auch an Überraschungsmomenten. Während die Vorbereitungen allerorts noch auf Hochtouren laufen, sind schon einige Höhepunkte der Designweek bekannt.

Event-Feuerwerk. 260 Veranstaltungen an 193 Locations finden während dem Fuori allein im Designviertel Brera statt. Zu sehen ist dabei auch die Installation »Oasi« an der Piazza della Chiesa di Santa Maria Incoronata.
breradesigndistrict.it

© Oasi

Umwelt im Blickpunkt

Auch wenn die präsentierten Positionen und Blickwinkel kaum auf einen Nenner zu bringen sein werden, gibt es ein Motto, das als Klammer dient: »Materia Natura« lautet es und stellt die Prinzipien des diesjährigen Fuori in den Mittelpunkt: Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit, Natur. Designer:innen, Architekt:innen, Universitäten und Institutionen sind dazu aufgerufen, sich auszutauschen, sich den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und sich dabei vor allem einer der zentralen Aufgaben von Design anzunehmen: Lösungen zu finden und die Welt aktiv zu gestalten.

Experimentelles in TorTona

Sichtbar wird das etwa bei Base Milano: Das kreative und kollaborative Zentrum in einer ehemaligen Industriehalle im Herzen der Zona Tortona nimmt das Thema Solidarität und Gemeinschaft in den Blick – dazu gehört die experimentelle Workshop-Plattform »We Will Design«, die Geselligkeit als kollektives Bedürfnis in den Mittelpunkt stellt. Zur Ausstellung gehört auch die Installation »Talamo« des Architektenduos Lemonot. Gleich nebenan bei »Tortona Rocks« treffen neue Technologien thematisch auf ökologische Verantwortung. Zu den Höhepunkten gehören die Lichtinstallation »Crystal Beat II« von Preciosa Lighting, die bereits letztes Jahr auf der Euroluce beeindruckte, und die Interpretation der farbenfrohen Welt der Koreanerin Noroo von Straßenkünstler Okuda San Miguel. Ein weiterer wichtiger Player im Viertel ist traditionell die Tortona Design Week, die sich heuer als »Walk of Design« organisiert, schließlich soll Design »nicht nur bewundert werden, es muss gefühlt, berührt und erlebt werden«, so die Organisatoren. Mit dabei sind u. a. Nardi, das Architekturbüro Riccardo Nemeth, Giovannozzi Marmi und Mushaboom Design.

Isola Design Festival. Die Designplattform Isola besetzt mit ihrem Programm heuer gleich drei Locations mit fünf Ausstellungen. Das Thema: »The Future is Currently Unavailable«.
isola.design

© Gabriele Correddu

Kunst und Handwerk in 5VIE

Im historischen Kern der Stadt, nur fünf Minuten vom Duomo entfernt, liegt das Viertel 5Vie. Lange ging es hier eher ruhig und gediegen zu, zuletzt wurde es aber immer aktiver und belebter. Designtraditionen und Manufakturen stehen hier im Mittelpunkt. So lässt heuer etwa auch Artemest die italienische Handwerkskunst hochleben und bezieht dafür einen neuen Standort: eine beeindruckende Mailänder Villa aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts, deren Interior eindrucksvoll kuratiert wurde. Zum Erlebnis wird dann auch der Rundgang durch Brera. Es ist der größte Mailänder Designbezirk und schließt direkt an 5Vie an. In diesem Jahr sind allein in diesem Straßenkomplex 260 Veranstaltungen an 193 verschiedenen Locations angesagt. Hier befinden sich die großen Galerien, etwa jene von Designikonen wie Nina Yashar oder Rossana Orlandi. Das österreichische Designstudio Numen/For Use tut sich mit Porsche zusammen und baut seine interaktive Erfolgsinstallation »Lines of Flight« auf. Raum für Musik entsteht im Rahmen des neuen »Ex Macello Fuorisalone Festival« in der Viale Molise in der ehemaligen Alcova-Halle von 2023, während die beliebte Alcova selbst gleich zwei neue Standorte bespielt, nämlich die Villa Borsani und die Villa Bagatti Valsecchi, wo anhand experimenteller Designprojekte, Performances und Konferenzen zeitgenössisches Design gefeiert wird. Die Casa Mutina widmet sich an zwei Standorten mit einer Soloshow dem französischen Designer Ronan Bouroullec, und Zaha Hadid Design zeigt neue Entwürfe für Iris-Keramik.

Unter dem Dach von Design Palazzo Austria zeigen außerdem gleich 30 österreichische Unternehmen ihre Produkthighlights im Palazzo Confalonieri: »Der aus dem 17. Jahrhundert stammende Palazzo vermittelt mit seinem zur Straße hin offenen Garten einen sehr einladenden Charme. Dieser führt sich im Inneren fort und bietet einen sanften Rahmen für die Präsentation der Exponate«, schwärmen etwa die Designer Andreas Klug und Michael Vasku schon jetzt.

Prachtbauten
Die Alcova bringt Designer:innen, Hersteller:innen und Publikum diesmal an gleich zwei ­Orten zusammen: in der Villa ­Borsani (Bild) und in der Villa ­Bagatti Valsecchi. alcova.xyz

Prachtbauten. Die Alcova bringt Designer:innen, Hersteller:innen und Publikum diesmal an gleich zwei ­Orten zusammen: in der Villa ­Borsani (Bild) und in der Villa ­Bagatti Valsecchi.
alcova.xyz

© Giorgio Sorgetti Alcova

Junges Design in Isola und Sarpi

Neben den etablierten Zusammenschlüssen gibt es aber auch jede Menge Raum für Nachwuchspositionen. Im Isola Design District werden diese etwa bei gleich fünf Gruppenausstellungen gezeigt. Auch in Porta Venezia stehen unkonventionelle Designvisionen im Mittelpunkt, und mit der Zona Sarpi gibt es heuer dann auch eine ganz neue Plattform, die viele kleine Projekte zwischen dem chinesischen Kulturzentrum und dem ADI Design Museum sichtbar machen will.

Um sich darüber hinaus noch eine Portion Glam abzuholen, darf auch in der Stadt nicht auf das legendäre »Furniture-Showroom-Hopping« bei den Möbel-Granden verzichtet werden: In der Via Durini findet man etwa Cassina, B&B Italia, Porro, Technogym, Giorgetti, Gallotti & Radice und Natuzzi, am nahe gelegenen Corso Monforte kann man Flos, Artemide, Danese, Nemo, De Padova und Living Divani entdecken. Ebenso nicht verpassen: Armani Casa (Corso Venezia), Visionnaire und Poliform (beide Piazza Cavour) und Baxter (Largo Augusto), das seine raffinierten Kollektionen im »Baxter Cinema« präsentiert.

Erschienen in:

Falstaff LIVING 02/2024

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