(c) Alina Lefa

Green Living, weil die Natur zählt

Wie das Wohnen mit natürlichen Komponenten funktioniert, macht das Konzept Green Living deutlich. Ein bewusstes Lebensgefühl und hoher Designanspruch gehen hier Hand in Hand. Das bleibt auch 2024 wichtig.   

07.03.2024 - By Elisabeth Klokar

Titelbild: Stimmiger Kreislauf  Gutes Design und nachhaltiger Anspruch – Plastik aus dem Meer wird hier zum Möbel – treffen bei Blue Cycle aufeinander. Dafür wurde das Designbüro in Paris gerade mit dem »Future On Stage«-Award ausgezeichnet.

Aufatmen, erholen, die Essenz des Wesentlichen wahrnehmen. Es sind starke und positive Assoziationen, die wir mit der Natur verbinden –die Sehnsüchte wecken nach dem Ursprünglichen und Eigentlichen. Davon ausgehend hat sich eine ganzheitliche Philosophie etabliert, die längst umfassend im Design- und Interiorsektor angekommen ist. Die Wohnkonzepte heißen Green Living oder Biophilic Design. So sind etwa Architektur-Accounts auf Instagram mit KI-Entwürfen samt üppiger Natur gerade besonders erfolgreich. Ob digital oder dreidimensional, die Basis ist die erstarkte Ausrichtung auf naturbelassene Architektur, innen wie außen, wo das Wohnen mit natürlichen Werkstoffen im Vordergrund steht, nachhaltige Aspekte immer mitgedacht werden und die Natur generell als Vorbild gesehen wird. Gelebt wird mit ihr anstatt von ihr. Das Ziel: Räume zu kreieren mit einer positiven Wirkung auf Körper und Geist. Wie das aussehen kann? Bei der Konstruktion aus Leimholz und Kalkputz für das Maggie’s Centre, St. James University Hospital, in Leeds wirken alle Elemente, samt Gärten, zusammen und sorgen für ein natürliches Gleichgewicht. Das Hotel Parkroyal on Pickering in Singapur ist ein Paradebeispiel für Sky Gardens mitten in der Stadt, das Konzept Farmhouse von Studio Precht setzt auf Selbstversorgertum ohne Komfortverlust. Was mit Grün als Wohnfarbe anfing, man denke an das graunuancierte Salbeigrün der 2020er, an die Opulenz von Smaragdgrün und die Helligkeit von Jade, wird 2024 vor allem inhaltlich weitergeführt: Der Creative Director von NCS Colour, Karl Johan Bertilsson, sprach auf der Stockholm Furniture Fair von »biophilie 2.0«, verkörpert durch die Farbe »Wood Kick«. Aus gestalterischer Sicht fußt dieser Trend in einer Neuinterpretation der Innenarchitekturästhetik, die vorwiegend in den 1970er-Jahren vorherrschte: Trennwände aus Holzlamellen, Topfpflanzen, Braun-und Erdtöne und die Sehnsucht nach einem Ausblick in bewaldete Landschaften. Was möglicherweise eine Gegenreaktion auf den »Flower-Power-Überfluss« war, oder die ersten Bestrebungen in Richtung Naturschutz samt beginnender gesellschaftlicher Gegensätze. Das passt auch jetzt: Dunkles Grün der Bäume als begehrtes Gut, die Vegetation als Privileg in Zeiten von Krisen?

Naturbasiert und hochwertig

Bestätigt ist: Ein gesundes Raumklima fördert das Wohlbefinden. Und hier trägt die Wahl der Möbel, Farben und Stoffe dazu bei, dass wir uns an ihnen nicht nur optisch erfreuen dürfen, sondern auch im Hinblick auf Chemikalien und Allergene darauf verlassen dürfen, dass sie frei von Schadstoffen sind. Bei den Wandfarben eignen sich etwa naturbasierte Bio-Farben wie Kalk-, Silikatfarben, lösungsmittelfreie Dispersionsfarben oder Lehmfarben; letztere absorbieren Schadstoffe und regulieren die Feuchtigkeit, was zur Verbesserung der Luftqualität beiträgt. Green Living setzt auch besonders auf Nachhaltigkeit, was die Rückbesinnung auf Tradition und Handwerkskunst beinhaltet. Ursprüngliche Werte, Möbeln eine längere Lebensdauer zu geben, kann sich darin äußern, dass ein alter Stuhl einen neuen Bezug – der zudem noch eine Alternative für Leder und Seide ist – bekommt, ein Dielenschrank restauriert wird oder man Antiquitäten in sein Wohnkonzept integriert, angelehnt an die Wabi-Sabi-Philosophie. Durch das Aufwerten von bereits existierenden Möbelstücken und Gegenständen können Unikate geschaffen werden, die eine Geschichte erzählen: »Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt, und Vintage-Stücke sind eine gute Wahl. Möbel aus der Vergangenheit sind nicht nur eine umweltbewusste Entscheidung, sondern auch ein Bekenntnis zu Geschichte, Handwerkskunst und dauerhafter Schönheit«, weiß auch Galeristin Nina Yashar.

Koffeinkick: Für die Lampen des italienischen Designstudios High Society werden Kaffeeabfälle in Form gepresst.

Fließendes Holz: Wellenförmig. Die italienische -Tischler-Manufaktur F.LLI REIFER zeigte in Paris die japanisch--inspirierte »Nami«-Serie.

Living smart

In Summe geht es, wie in so vielen Bereichen unseres täglichen Lebens, um Achtsamkeit, und die bewusste Entscheidung für eine Einrichtung, die langlebig sein darf. Neue Technologien werden dabei aber keinesfalls ausgeklammert, sondern vielmehr integriert. Das können wassersparende Armaturen ebenso sein wie energieeffiziente Heizsysteme. Was Smart-Technology für den Energieverbrauch bedeutet, leisten (Zimmer-)Pflanzen als Entgifter und Optimierer für das Innen-Klima. Pflanzen im Wohnraum Zimmerpflanzen spielen heuer eine zentrale Rolle – schließlich geht es beim Konzept des Green Living um die Annäherung an die Natur. Für Dekoration und (Luft-)Detox eignen sich besonders Zimmerfarne, Calathea, Grünlilie, Glücksfeder, Aloe Vera oder Drachenbäume. Einen regelrechten Hype erlebt aufgrund seiner skulpturalen Optik zurzeit außerdem ein bislang recht unscheinbarer Sukkulent – ein Kaktus, den schon Walter Gropius liebte. Mit Indoor-Miniaturgärten, on top noch vertikale Pflanzenfassaden im Außenbereich, werden Häuser noch grüner. Ob im Kleinen oder im Großen, bei all diesen Ansätzen geht es darum, die Natur ins städtische Ökosystem zu integrieren. Was wir dabei jetzt noch als Designstatement erleben, wird vielleicht bald schon Norm.

Lebendiges Grün: Heuer bringen vor allem Zimmerpflanzen mehr Grün nach Hause. Mit der Eichelvase von Illex gelingt das besonders gut.

Materialien aus der Natur: Für ihre handgefertigten Flecht-Objekte verwendet die Contemporary-Künstlerin Aurelie Hoegy – Shooting-Star bei der heurigen Maison & Objet – am liebsten Rattan.

Erschienen in:

Falstaff LIVING 01/2024

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