Kaum überraschend reisen junge Menschen anders als ältere. © Pexels/Mikhail Nilov

Kaum überraschend reisen junge Menschen anders als ältere. © Pexels/Mikhail Nilov

Dank Gen Z: Der klassische zweiwöchige Sommer-Urlaub stirbt aus

Das Reiseverhalten junger Menschen unterscheidet sich deutlich von jenem der Millenials, der Generation X und der Boomer.

von Alexander Schöpf
24. Juli 2024

Öfter, kürzer, günstiger und häufig allein – so könnte das Reiseverhalten der Generation Z (18 bis 25 Jahre) im Vergleich zu jenem von älteren Menschen kurz zusammengefasst werden. Wie die aktuelle »Travel Trends«-Studie der Unternehmensberatung »Simon Kucher« zeigt, wirbelt die Gen Z die Reisebranche ordentlich auf. Geht es nach Alexander Dyskin, Senior Berater bei »Simon Kucher«, definieren die Jungen das Reisen sogar »komplett neu«: »Alte Regeln werden gebrochen, neue Muster etabliert.«

Reisebudget wird drastisch reduziert

Besonders drastisch fällt die Entwicklung beim Budget aus. Um ganze 14 Prozent wollen die 18- bis 25-Jährigen ihre Ausgaben im Vergleich zu älteren Altersgruppen reduzieren. »Der Effekt ist so stark, dass er sogar den gesamtdeutschen Trend auf minus 3,5 Prozent einbrechen lässt. Und dies entgegen der globalen Entwicklung«, weiß Dyskin. »Dies liegt aber nicht zwangsläufig an einer geringeren Zahlungsbereitschaft. Im Gegenteil: Die Gen Z legt mehr Wert auf Erlebnisse als auf materiellen Besitz. Sie ist allerdings spontan, flexibel und technik-versiert genug, um budgetfreundliche Optionen zu finden. Das Ziel: Maximale Erlebnisse zu minimalen Preisen

Anzahl schlägt Dauer

Reisemuffel aber seien die jungen Menschen dennoch nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall: Trotz kleiner Budgets reist die Gen Z deutlich häufiger als andere Altersgruppen. Im Sommer machen sie im Schnitt 2,6 internationale Reisen pro Monat, während Millennials (26 bis 41 Jahre) hier nur auf 1,7 Reisen und die Gen X (42 bis 57 Jahre) sogar nur auf 0,8 Reisen kommt. Das Schlusslicht bilden Personen über 58 Jahren, die sogenannten Baby-Boomer, mit nur 0,3 Reisen. Dafür fallen die Reisen der jungen Menschen kürzer aus. Mit durchschnittlich 6,5 Tagen haben die 18- bis 25-Jährigen die mit Abstand kürzeste Reisezeit vor Millennials (7,7 Zagen), Gen X (8,8 Tagen) und Baby Boomern (9,5 Tagen). »Der klassische zweiwöchige Sommer-Urlaub stirbt aus«, resümiert Dyskin.

Junge machen’s gerne auch mal alleine

Eine Sache haben Millennials und Gen Z aber doch gemeinsam. Jeder Vierte von ihnen (24 Prozent) verreist mindestens zwei Mal pro Halbjahr alleine. »Digitale Angebote und Buchungsplattformen machen es heute einfach, an fremden Orten über Aktivitäten und Co. Anschluss zu finden«, so Dyskin. Dies eröffnet auch ganz neue Wachstumschancen für lokale Anbieter.

Treuepunkte begeistern vor allem Gen Z

Ein Mittel, um Gen-Z-Reisende für sich zu gewinnen, sind kurioserweise Treueprogramme. »Dass die Gen Z Treueprogramme mehr als drei Mal so wichtig findet, wie Baby-Boomer, hat uns extrem überrascht«, gesteht auch Alexander Dyskin ein. So ist laut Umfrage der kostenlose Zugang zu Zusatzleistungen nur sieben Prozent der Ü58-Jährigen wichtig. Mit abnehmendem Alter steigt die Bedeutung. Zehn Prozent der Gen X und 15 Prozent der Millennials sehen Treueprogramme als bedeutsame Entscheidungsfaktor. Bei der Gen Z sind es ganze 24 Prozent.

Authentizität und Engagement werden belohnt

Wo hat die Gen Z noch die Nase vorn? Die Jüngeren verlassen sich bei ihren Buchungsentscheidungen auch stärker auf positive Bewertungen (58 Prozent vs. 30 Prozent der Baby-Boomer), Personalisierungen (17 Prozent vs. 11 Prozent der Babyboomer) und angebotene Erlebnisse vor Ort (43 Prozent vs. 23 Prozent der Babyboomer). »Die Gen Z fordert Authentizität und Engagement«, fasst Dyskin zusammen.

Nachhaltigkeit ist Luxus

Auch Nachhaltigkeit ist der Gen Z (23 Prozent) wichtiger als Millennials (19 Prozent), der Gen (16 Prozent) und den Baby-Boomern (17 Prozent). Nur Luxusreisende, wenn man alle Altersgruppen vereint, legen noch mehr Wert auf Nachhaltigkeit. »Insgesamt hinkt Deutschland beim Thema Nachhaltigkeit als Reisekriterium hinterher«, berichtet Dyskin. So lässt sich zwar ungefähr die Hälfte der Deutschen bei der Wahl ihres Urlaubsortes durch dessen Nachhaltigkeit beeinflussen. Besondere Bedeutung ordnen ihr aber nur etwa 18 Prozent zu. Und: Mehr als 30 Prozent beachten das Thema Nachhaltigkeit während des Entscheidungsprozesses gar nicht.


Über die Studie

Die repräsentative »Travel Trends«-Studie 2024 wurde im April 2024 von »Simon Kucher« in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut »Cint« durchgeführt. 982 Konsument:innen in Deutschland wurden zu ihrem Reiseverhalten, Reisebudget und Reisetrends befragt.

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