Loungebars in Baden-Württemberg
Wenn eine Serie gut läuft – wie etwa »Game of Thrones« –, dann erscheint bald darauf ein Prequel, das erklärt, wie es überhaupt zu all dem kommen konnte. Für Fans ist das toll. Für Fans des Negroni heißt das: Zugticket nach Tübingen buchen, denn da erzählen ein paar Barkeeper von der Jugend des zeitlosen Klassikers.
Wo es Drinks gibt, die »Fuji Apple/Vanilla/Soda« heißen, ist klar: Es wird ambitioniert. Aber nicht krampfig, sondern cool. Weil man nun mal weiß, was einen guten Cocktail ausmacht, und Spaß daran hat, Menschen damit eine Freude zu machen. Eine Mischung, die genauso selten ist wie Drinks auf diesem Niveau.
Heidelberg wirkt wie eine Puppenstadt. Da passt es, dass sie auch Restaurants hat, in denen alles perfekt zusammenpasst wie in einem Puppenhaus. Der Service, die moderne Küche und natürlich: die Drinks. Mit ein bisschen Glück kann man draußen sitzen und erhascht einen Blick auf die fast kitschige Schönheit.
Eigentlich braucht es ja gar nicht viel. Ein bisschen Liebe für das Handwerk und das richtige Gespür für Menschen und dafür, was sie sich wünschen, ohne es unbedingt schon zu wissen. Okay, das ist doch recht viel. Umso schöner, dass es in Crailsheim einen Ort gibt, an dem das zusammenkommt. Und das noch dazu spielerisch.
Wenn man noch mal ganz neu anfangen könnte, würden dann Häuser so aussehen, wie sie es tun? Was ist mit Autos oder Frisuren? In der Blaupause wird über solche Fragen nicht viel Zeit verschwendet. Da wirft man Eis in den Shaker, kippt dazu, was dazu gehört, und serviert Drinks, die trotzdem alles auf den Kopf stellen.
Eine Skybar mit Kuhteppich! Dazu gibt es Sushi, ein verschmitztes Grinsen des Barmanns und eine Aussicht, bei der die Drinks noch besser schmecken als ohnehin schon. Der Stil der Bar zielt auf ein junges Publikum, erwischt dabei aber wie beiläufig Zeitlosigkeit. Da kann man es sich schmecken lassen.
Man sitzt da wie ein Reptil im Glaskasten, aber das Schöne an Heidelberg ist: Sogar schöne Menschen sind weniger schön als die Stadt. Deshalb hat man seine Ruhe. Und die braucht man auch für die Drinks, die mit viel Leidenschaft so gerührt und geshakt werden, wie man das nur im Schatten eines Schlosses tun kann.
Wer sich noch nie einen »Star of Bombay« durch den Strohhalm gezogen hat, sollte das unbedingt tun. Schön zitronig und erfrischend, aber mit genug herben Elementen, um nicht zu vergessen, wie absurd die ganze Sache mit der Menschheit manchmal sein kann. Aber darüber helfen gute Drinks bekanntlich hinweg.