Entspannen unter Palmen im »Setai«-Hotel – Miami ist auch im Winter ein Sehnsuchtsort.

Entspannen unter Palmen im »Setai«-Hotel – Miami ist auch im Winter ein Sehnsuchtsort.
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Hasta La Vista, Miami!

Die sonnigste Metropole der Ostküste lockt mit schillernden Bars, trendigen Hotels und fabelhaften Restaurants.

Französische Küche trifft karibisches Lebensgefühl. Wer tagsüber am Sandstrand ausspannt, kann abends in einem der zahlreichen Gourmetrestaurants nach den Sternen ­greifen. Oder in einem hippen Club die Nacht zum Tag machen. 
Wenn die Menschen in Florida auf ihren »Sunshine State« so stolz sind, dass sie es sogar auf ihren Nummerntafeln verewigen, dann handelt es sich keineswegs um eine Übertreibung. Hier bekommen nicht nur die Orangen überdurchschnittlich viel Sonne ab, sondern auch ihre Besucher. Und weil das Immer-Sommer auch schon mal zu viel des Guten sein kann, beginnt die Hochsaison mit November und hält bis März an. Das ist die beste Zeit, um direkt nach Miami zu fliegen.

Die Stadt, bei deren Namensnennung eine ganze Generation wie aus der Pistole geschossen sofort »Vice« hinzufügt und sich an die in Mintgrün und Rosé getauchten Ikonen der erfolgreichsten TV-Serie der 1980er-Jahre erinnert. Die Pastellfarben sind der Stadt geblieben. Den Rang als »hottest spot« im US-amerikanischen Sonnenstaat hat Miami seit den 1920ern, also seit gut hundert Jahren, stets erfolgreich verteidigt.

In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren erlebte die »amerikanische Riviera«, wie dieser bevorzugte Flecken Erde auch gern genannt wird, eine erstaunliche Renaissance. Noch in den 1990er-Jahren wurden Touristen wegen Kriminalität und Straßenbanden davor gewarnt, sich in bestimmte Stadtviertel zu wagen. Einige ebendieser Viertel gelten heute als neue Attraktionen. Bestes Beispiel dafür ist der Stadtteil Wynwood, heute als Künstlerviertel bekannt und durch seine Graffiti-Wände ein Touristenmagnet. Wenn wir Europäer von Miami schwärmen, dann meinen wir fast immer Miami Beach.

Es handelt sich dabei nicht um einen Teil der Stadt Miami, sondern um eine eigene Stadt­gemeinde mit gewähltem Bürgermeister für knapp 90.000 Einwohner, gut 900 Hotels und vor allem einem sechzehn Kilometer langen Sandstrand.

Genauer beschrieben handelt es sich um eine Insel am Atlantischen Ozean, die der 5,5-Millionen-Einwohner-Metropole Miami vorgelagert ist. Einheimische nennen das Eiland übrigens lässig »The Beach«. Und das, obwohl zwei Drittel der Bevölkerung als Latinos Spanisch sprechen.

Alljährlich stürmen rund dreißig Millionen Touristen »The Beach«. Täglich kommen demnach an die 90.000 Touristen hier an, um ein Stück karibisches Lebensgefühl abzubekommen. Denn genau das bietet Miami rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit.

Wer erst vom Ocean Drive mit den berühmten Art-déco-Fassaden durch die Palmenallee zum weißen Sandstrand vordringt und an den kuriosen Holzhäuschen der Rettungsschwimmer (»Lifeguard Stands«) vorbei auf den Atlantik blickt, weiß, dass er im Urlaub angekommen ist.

The Taste of Miami

Nicht zuletzt ist es Institutionen wie der internationalen Kunstmesse »Art Basel« zu verdanken, dass der Qualitätstourismus in Miami Einzug gehalten hat. Seit 2002 öffnet die »Art Basel Miami« ihre Pforten und lockt die größten Kunstsammler der Welt und damit das große Geld Anfang Dezember nach Florida. Das Angebot an stylischen Designerhotels der Fünf-Sterne-Klasse wächst seither ebenso wie jenes an Gourmetrestaurants. Wer kein Interesse an der Kunstmesse hat, sollte diese Tage also lieber meiden (dieses Jahr: 1. bis 4. Dezember 2016). Die Zimmerpreise steigen während der »Art Basel« auf das Dreifache. Was die Auswahl des Hotels betrifft, so ist Miami Beach für den Urlaub sehr zu empfehlen.

Hier reihen sich die großartigen Häuser vom »Delano« bis zum »1 Hotel« in South Beach an der Collins Avenue mit Meerblick, großartigen Terrassen, tollen Bars und teilweise sensationellen Swimmingpools aneinander. Für Bars und Restaurants machen sich auch Ausflüge aufs Festland von Coconut Grove im Süden bis zur Upper East Side im Norden von Downtown bezahlt.

Das Nachtleben spielt sich natürlich in Miami Beach ab, wo sich die Massen bis in die späte Nacht am Ocean Drive drängen. Einige der angesagtesten Rooftop-Bars findet man allerdings in Downtown und dem direkt südlich angrenzenden Stadtteil Brickell, wie beispielsweise das »Sugar« auf dem Dach des luxuriösen »East Hotel« oder der neue Club »Whisper« auf dem Dach des fünfzig Stockwerke hohen »The W Miami Hotel«, das noch vor wenigen Monaten das »Veceroy Hotel« war.

Allein in den vergangenen Monaten wurden so viele ausgezeichnete Speiselokale neu eröffnet, dass man eine Woche in Miami verbringen muss, um sich von den Besten unter ihnen verwöhnen zu lassen. Besonders sticht beispielsweise das »Phuc Yea« in der Upper East Side und damit auf dem Festland heraus. Hier trifft vietnamesische Küche auf kreolische und entfaltet neue Geschmacks­explosionen mit feinen Gewürzen und raffinierten Saucen. Edle Patina überzieht Holz sowie Beton des Lokals.

Durch die Zu­­gabe von Street-Art und traditionellen asiatischen Stilelementen entsteht ein eigenes Flair, vor allem in der Lounge, aber auch im Dining­room im ersten Stock sowie auf der Gartenterrasse. Mit einer einzigartigen Spezialität Floridas wartet »The Spillover« in Coconut Grove auf dem südlichen Festland Miamis auf. Denn hier wird der Spieß umgedreht, und es gibt einen Alligator zu beißen. Die »BBQ gator ribs« sind ein Must. Zweieinhalb Stunden wird das Krokofleisch zart geröstet, bevor es zum Finish auf den Grill kommt.

Aber auch mit fangfrischem Fisch und Krabben ist man gut beraten. Die Kellner mit Hosenträgern und Schiebermützen ziehen vor allem weibliche Blicke auf sich. Das »Spillover« macht zudem als erste Bar in Miami von sich reden, die sich auf Apfel- und Honigwein (Cider and Mead) spezialisiert hat.

Neu in South Beach, dem angesagten Süden von Miami Beach, ist das asiatische »Tanuki«, das zu einer russischen Kette gehört und mit Köstlichkeiten von Hummer-Maki bis Peking­ente aufwartet. Von der stylischen Bar mit einfachen Hockern sieht man der Küchenbrigade bei ihrer Kunst zu. Helles Holz und gelbes Leder dominieren, mittendrin eine stilisierte, riesige Tanuki-Figur, ein japanischer Glücksbringer. Auch andere Restaurants in Miami sind für ihre kreative asiatische Küche berühmt geworden: etwa das chinesische High-End-Restaurant »Mr Chow« oder »Zuma«, der wohl beste Japaner, den Miami derzeit zu bieten hat.

In Downtown macht die »PB Station«, ein neues Restaurant mit amerikanischer Küche, von sich reden. Die »Pubbelly Boys« sind Chef José Mendin, Andreas Schreiner und Sergio Navarro. Die drei betreiben sieben erfolgreiche Lokale in Miami. Das Interieur der »PB Station« im hallenartigen Ambiente des »Langford Hotel« erinnert an eine kulinarische U-Bahn-Station alten Stils.

Mitten im Peacock Park, der bis zum Meer reicht, ist das »Glass and Vine« angesiedelt. Das Gartenrestaurant in Coconut Grove serviert erstklassige amerikanische Küche in einem ruhigen Park-Ambiente. Chef Giorgio Rapicavoli sagt, er biete seinen Gästen »the taste of Miami«. Er spannt einen Bogen von frischen Fischgerichten über vegetarische Gänge bis zu Lamm, Huhn und Steak. Eigenwillig, aber durchaus passend ist das Geschirr, auf dem angerichtet wird. Wer es sich lieber drinnen gemütlich machen will, kann sich an die stylische Bar setzen, über der sich Hunderte Weinflaschen türmen, oder vom hohen Gemeinschaftstisch aus die Küche beobachten.

Kennenlernen sollte man auch Francis Mallmann, den argentinischen Starkoch, der mit dem Feuer spielt. Manche werden das Restaurant »Los Fuegos by Francis Mallmann« im »Faena Hotel« als elegant, andere als kitschig und überladen empfinden. Die teils grellen Farben mit Gold passen jedenfalls zur argentinischen Küche. Chef Mallmann ist bekannt dafür, gewaltige Teile – und zwar Fisch und Fleisch – über großen Flammen zu bereiten. Das Ergebnis ist köstlich, wie beispielsweise das »Colorado rack of lamb«.

All-Time Favorites

Neben diesen neuen Anziehungspunkten für Gourmets gibt es eine ganze Reihe von bewährten Spitzenrestaurants in Miami. Eine lokale Spezialität, die direkt aus dem Atlantik auf den Tisch kommt, sind die Steinkrabben. Die Saison für diese Schalentiere, deren Scheren nachwachsen und die deshalb jährlich nach strengen Gesetzen »geerntet« werden, hat mit Oktober begonnen. Am besten genießt man die Steinkrabben in »Joe’s Stone Crab« an der Südspitze von Miami Beach.

Unweit davon ist das »Smith & Wollensky« ein empfehlenswerter Klassiker. Das Steakhouse der inzwischen zehn Lokale umfassenden Gourmetkette liefert nicht nur die gewohnte Prime-Qualität, sondern hier in Miami Beach auch eine großartige Location im South Pointe Park und damit an der Südspitze der Insel. Besonders begehrt sind die Tische direkt am Wasser, dem »Government Cut«. Am späten Nachmittag laufen hier die riesigen Kreuzfahrtschiffe Miami an, oder wie Perlen aneinandergereiht aus, und im Hintergrund geht die Sonne über Miami City unter.

Und wo wir gerade bei edlen Gastroketten sind: Auch ein »Hakkasan« findet sich in Miami Beach, und zwar etwas nördlich in Mid Beach. Das kantonesische Luxusrestaurant befindet sich in der gigantischen Anlage des Luxushotels »Fontainebleau«, wo man heuer den Jahreswechsel mit Justin Bieber begehen kann. Wer spanische Küche auf höchstem Niveau sucht, wird im Stadtteil City Center von Miami Beach fündig: Dort bereichert »The Bazaar by José Andrés« das feine »SLS South Beach Hotel (Design by Philippe Starck)«. Für Insider: Ja, die Kombination von »SLS Hotel« und »Bazaar« kennen wir aus Beverly Hills und Las Vegas.

Als Geheimtipp wird das kubanische Restaurant »La Rosa« gehandelt, das sich seit 1970 auf dem Festland zwischen Downtown und dem Miami International Airport befindet. Die Auswahl an typischen Fisch- und Reisgerichten erweist sich als üppig und nicht teuer.

Man kann seinen Abend aber auch etwas exzentrischer gestalten. Im »El Tucan« wird eine Show geboten, die man früher Cabaret oder Revue nannte. Der Club im Stil des vorkommunistischen Kuba von 1940 bietet hautnahe Shows mit Musik von der hauseigenen Big Band, Gesang und Tanz, wobei die attraktiven Revue-Girls nicht fehlen. Dazu genießt man ein fixes Menü ($ 85,–) im Tapas-Stil, das von der spanischen und lateinamerikanischen Küche geprägt ist.

Kulinarik aus Miami

Am und über dem Meer

Damit sind wir bereits im Nachtleben von Miami angekommen. Da gibt es die Qual der Wahl. In Miami Beach warten einige der angesagtesten Strandbars wie »Nikki Beach« in South Beach – tagsüber ein Strand mit viel Komfort –, Cocktailbars wie »The Broken Shaker« in Mid Beach und die Clubs am Ocean Drive wie das zum gleichnamigen Hotel gehörende »Clevelander«. Originell ist die Bar im achtzig Jahre alten Hotel »The Tides«, das übrigens Suiten mit fantastischem Meerblick bietet.

Auch die Terrassenbar direkt am Ocean Drive, also beim Strand, lädt zum Verweilen ein. Der Connaisseur kann hier auch eine der Zigarren genießen, die am Ocean Drive von jungen Frauen mit Bauchladen feilgeboten werden. Zumeist sind sie kubanischer Abstammung, die Zigarren leider nicht.

Zu jeder Tages- und Nachtzeit genießt man vom »Juvia« den großartigen Blick über Miami. »Juvia« ist eine Lounge, ein Restaurant und eine Rooftop-Bar mit großzügiger Dachterrasse. Wer hier dinieren will, genießt die Küche, die von einem japanischen, einem französischen und einem peruanischen Chef inspiriert ist. Auf dem Festland warten viele Rooftop-Bars mit guter Musik und großartigem Ausblick wie das »Pawn Broker« auf dem »Langford Hotel« in Downtown.

Brickell Key ist eine kleine, aufgeschüttete Insel direkt vor Downtown. Der Grund, warum sich auch dort ein Besuch lohnt, ist die »MO Bar«. Die stylische Location bietet einen Panoramablick auf die Skyline, die sich abends als beeindruckendes Lichtermeer darstellt. Ein Eindruck, den man mit nach Europa zurücknimmt, wo der Winter wartet. Spätestens dann kommt einem der Terminator-Spruch in den Sinn: »I’ll be back!« – oder wie man in Miami sagt: »Hasta la vista!«

Reisetipp

Mit über 40 Flügen pro Woche in die USA gelangen Sie mit Austrian Airlines äußerst flexibel nach Miami:
www.austrian.com

Weitere interessante Adressen der Stadt finden Sie unter
»Die besten Adressen im Überblick«.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2016

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Richard Grill
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