Blick auf die Stadt Luxemburg mit der Abtei Neumünster und dem Fluss Alzette.

Blick auf die Stadt Luxemburg mit der Abtei Neumünster und dem Fluss Alzette.
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Long Weekend Luxemburg: »Moien« pflegt man hier zu sagen

Neben trutzigen Festungsmauern und Shopping de luxe hat die Speisekarte von Luxemburg genauso viele Einflüsse aufzuweisen wie die wechselhafte Geschichte des Landes.

Der Gastronomieliebhaber wird in der Altstadt fündig werden, denn nicht nur das Land Luxemburg ist sehr kosmopolitisch und multikulti, sondern auch seine Küche.

Wer den Freitag in Luxemburg – eine der kleinsten Hauptstädte Europas – verbringt, der sollte sich zuerst mal ein gutes Frühstück genehmigen. Am Ende der Hauptshoppingstraße, der Groussgaass (Grand-rue oder Großgasse), gelegen ist die Konditorei »Oberweis«, in der es sich entspannt den Morgen genießen und dem Tag so »Moien« (Hallo) sagen lässt. Das Frühstück wird im Großherzogtum eher kontinental mit einer Tendenz zum Französischen serviert. Kaffee, Orangensaft, Croissant und frisches Baguette mit Konfitüre sind hier sehr beliebt. Von hier aus startet man in das Shoppingerlebnis mit den Luxuslabels in der Hauptstraße und den kleinen Boutiquen mit Marken für alle Geldbeutel in den verwinkelten Nebengassen.
Für das Mittagessen eignet sich bei gutem Wetter die Place d’Armes (Waffenplatz), im Herzen der Altstadt und nahe am großherzoglichen Palast gelegen. Hier bieten zahlreiche Restaurants ein feines Tagesmenü an. Wer nicht im Hotel »Le Place d’Armes« residiert, sollte vielleicht von der Gelegenheit profitieren, hier zu Mittag zu essen, denn der Chef Fabrice Salvador überzeugt mit seiner französischen Fusion-Küche. Aber auch auf dem nahe gelegenen Knuedler (Platz Guillaume II) kann man es sich gemütlich machen, denn hier hat man die Qual der Wahl in puncto Gastronomie: eine frische Meeresfrüchteplatte in der »Brasserie Guillaume« oder ein leckerer Burger im »Chiggeri« mit seiner außerordent­lichen Weinkarte. Auch vegetarische Restaurants gibt es im alten Stadtkern zur Genüge. Sehr beliebt ist das »Mesa Verde« mit seinen interessanten Wandmalereien und seinen köst­lichen Rohkostgerichten und Fischvariationen. Der Gastronomieliebhaber wird in der Altstadt fündig werden, denn nicht nur das Land Luxemburg ist sehr kosmopolitisch und multikulti, sondern auch seine Küche.

Mittags kehrt man winters wie sommers beim Chocolatier »Maison Bonn« ein. Riesige Kuchen mit Buttercreme, heiße Schokolade und Schokonüsse erwarten den Besucher.

Samstags sollte man die Shoppingachsen meiden und sich dem grünen Herz der Hauptstadt widmen. Parks und ausgedehnte Gärten erfreuen hier den Naturliebhaber. Der Luxemburger trifft sich auch gerne bei gutem Wetter mit seinen Kindern zum Schwatzen und zum Entspannen auf einem der modernen Spielplätze, in den Parkanlagen angelegt sind. Ein richtiger Gegenpol zur Hektik der Stadt. Mittags kehrt man winters wie sommers beim Chocolatier »Maison Bonn« ein. Hier schlägt das Herz des Schokoladenliebhabers höher. Riesige Kuchen mit Buttercreme oder frischem Obst gefüllt, heiße Schokolade in allen Geschmacksrichtungen und Varianten sowie Schokonüsse und -tafeln erwarten den Besucher. Ein paar Meter entfernt liegt der Delikatessenladen von Lea Linster, einer der bekanntesten Köchinnen Luxemburgs. Ihre Madeleines (kleine muschelförmige Küchlein) sind eine Sünde wert. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter, bis man eine wunderschöne Panoramasicht über den Grund der Altstadt mit seinen Museen, Galerien, Klostergärten und der Abtei Neumünster (Kulturzentrum) hat.
Hier liegt auch das Restaurant »Le Clairefontaine«, eine wahre Luxemburger Institution. Etwas weiter befindet sich das »Goethe Stuff«, ein uriges Restaurant des Ilot Gastronomique (gastronomische Insel), das mit seinen elsässischen Gerichten wie Tarte flambée (ein hauchdünner Teig mit Speck und Sauerrahm belegt) in einem charmanten Speisesaal überzeugt. Das »Le Bouquet Garni«, geführt von Chefkoch Thierry Duhr, ist in einem Haus des 18. Jahrhunderts gelegen, auch inmitten dieser gastronomischen Insel der Altstadt. Klassische französische Gerichte werden hier vom Chef persönlich zubereitet, und dies in einem exquisiten Ambiente. Abends kann man sich im »Dipso« noch ein Gläschen Wein genehmigen mit einer Schinken- oder Käseplatte für die, die noch Hunger haben. Die Weinbar besteht wie auch die Altstadt aus alten Steinen und farbenfrohen Glasfenstern, was den Charme des Herzen Luxemburgs ausmacht.

»Wer Luxemburg nicht gesehen hat, wird sich keine Vorstellung von diesen an- und übereinander gefügten Kriegsgebäuden machen.« (Johann Wolfgang von Goethe)

Am Sonntag gehen es die Luxemburger etwas gelassener an, zum Beispiel mit einem herb-süßen Brunch bei Cathy Goedert, einer jungen Luxemburgerin, die sich mit ihrer Konditorei ihren Kindheitswunsch erfüllt hat. Nach dem Essen kann man dann auf den Marktplätzen Knuedler oder Glacis über den Obst-, Gemüse- und Antikmarkt, der einmal im Monat stattfindet, flanieren oder sich den kulturellen und architektonischen Highlights des »Gibraltars des Nordens« widmen. Das Museum Mudam, erbaut von Ieoh Ming Pei, oder die Philharmonie mit ihrem variationsreichen kulturellen Programm auf dem Kirchberg, nur ein paar Kilometer vom Herzen der Altstadt, sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Aber auch die zwanzig Kilometer langen Kasematten, die trutzigen Burgmauern und die tausend Jahre alte Festungsanlage gehören zum Sightseeing dazu. Wie Goethe es einst doch schon so schön formulierte: »Wer Luxemburg nicht gesehen hat, wird sich keine Vorstellung von diesen an- und übereinander gefügten Kriegsgebäuden machen (…).«

Wen es nach dem Flanieren dürstet, der kann es sich auf einer Terrasse oder in einem Café bequem machen. Hier sitzen die Lëtzebuerger sowie die zahlreichen Touristen und machen ein kleines Päuschchen. Die Auswahl ist genau wie bei den Restaurants riesig. Sonntag­abends haben ­viele Restaurants geschlossen, so wie es in zahlreichen Hauptstädten Europas der Fall ist. Die Speiselokale der hauptstädtischen Hotels aber haben zum Teil ge­­öffnet. Das »Amélys«, das erst kürzlich renovierte Restaurant des Hotels »Le Royal«, serviert luxembur­gische sowie französische Gerichte. Die Bouchée à la Reine (Königinnenpastete) ist nur eines der herzhaften Gerichte, das in Luxemburg gerne gegessen wird.

Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2017

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Jessica Heitz
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