Historisches Juwel: Eine 3500-jährige Geschichte schlummert in den Gassen Zürichs – sie ist auf Schritt und Tritt spürbar.

Historisches Juwel: Eine 3500-jährige Geschichte schlummert in den Gassen Zürichs – sie ist auf Schritt und Tritt spürbar.
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Long Weekend Zürich

Zürich ist ein Schmelztiegel, in dem altehrwürdige Kulturinstitutionen und urbaner Flair zusammenkommen und kulinarische Neudenker auf Kochgranden treffen.

Wir kommen in Zürich an und haben schon bei der Unterkunftssuche die Qual der Wahl. Viele Traditionshäuser befinden sich direkt im Zentrum der Stadt. Wer es lieber ausgefallener mag, bezieht ein Luxuszelt oder ein Cottage am «Fischers Fritz»-Campingplatz. So oder so sollte jeder hier einmal gegessen haben. Denn Adrian Gerny, einziger Berufsfischer auf Stadtgebiet, sorgt jeden Tag für frischen Fisch, der auf der Terrasse mit Seeblick vorzüglich schmeckt.

Donnerstag

Zürich ist das kulturelle Zentrum der Schweiz. Davon überzeugen wir uns bei einem Altstadt-Spaziergang. Einen kulinarischen Künstler lernen wir beim Dinner kennen.
An unserem ersten Tag besorgen wir uns die «Zürich Card», mit der wir die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können und Eintritt in (fast) alle Museen erhalten. Dann erkunden wir die Altstadt Zürichs. Hier befinden sich einige der bedeutendsten Kulturinstitutionen der Schweiz wie das Kunsthaus, dessen Sammlung 4000 Gemälde umfasst, darunter eine der grössten Munch-Sammlungen. So viele Kunsteindrücke machen hungrig. Gut, dass nur ein paar Meter entfernt die «Wirtschaft Neumarkt» liegt. Der Innenhof ist ein Rückzugsort vom städtischen Treiben. Auf der Karte stehen raffiniert zubereitete Schweizer Gerichte. Abends besuchen wir eine Aufführung im Schauspielhaus, das zu den bedeutendsten deutschsprachigen Theaterhäusern zählt. Auch kulinarisch soll der Tag auf hohem Niveau enden. Im «The Restaurant» des Hotels «The Dolder Grand» kocht Heiko Nieder auf Weltklasseniveau. Nicht nur auf dem Teller landen Kunstwerke, Gemälde von namhaften Künstlern schmücken das Hotel. Ein iPad führt durch die Sammlung.

Freitag

Zuerst geht es auf Shoppingtour in den angesagten Kreis 5, dann bestaunen wir Design-Ikonen. Wilde Gourmetküche gibt es abends.
Wir beginnen den Tag im Museum Rietberg, das aus zwei Gründen sehenswert ist. Einerseits beherbergt es eine aussergewöhnliche Sammlung aussereuropäischer Kunst. Andererseits liegt es in einem wunderschönen, weitläufigen Park. Aktuell widmet sich eine Ausstellung dem Spiegel und seiner Geschichte.
Anschliessend geht es in den hippen Kreis 5 zu einer Shoppingtour. «Im Viadukt» nennt sich die angesagte Einkaufsmeile, auf der sich ein netter kleiner Laden an den nächsten reiht. Kleine Modelabels, Interieur-Shops und Kulturinstitutionen finden sich hier. Und von 11 bis 19 Uhr bieten Händler ihre regionalen Spezialitäten in der Markthalle feil. Nur einen Kilometer entfernt liegt das Café des Spitzenrestaurants «Gustav». Letzteres trägt seit Kurzem einen Michelin-Stern. Im Café gibt es sagenhaft gute Tartines, also belegte Sauerteigbrötchen – etwa mit Rindstatar, Eigelb-Creme und knusprigen Kapern.
So gut gestärkt geht es in das Museum für Gestaltung an der Ausstellungsstrasse. Das Haus zeigt Meilensteine der Design-Geschichte. Schon das Gebäude selbst ist für Architekturbegeisterte sehenswert, denn es ist eines der besterhaltenen Beispiele des Neuen Bauens. Für unser Dinner wählen wir einen Besuch im «Maison Manesse». Fabian Spiquel sorgt für eine der spannendsten Küchen der Stadt. Sechs Monate nach der Eröffnung erhielt er für seine kreativen, mitunter wilden Kreationen einen Michelin-Stern.

Samstag

Wir kehren Zürich für einen Tag den Rücken und fahren in das wunderschöne mittelalterliche Rapperswil und auf die Insel Ufenau.
Natürlich gäbe es noch viel zu entdecken in Zürich. Wir könnten zum Beispiel eine der hundert Kunstgalerien besuchen oder das ZAZ Bellerive, das in seiner aktuellen Ausstellung «111 Bunker» einen Blick auf das unbekannte, verborgene Zürich wirft.
Aber es lockt uns hinaus aus der Stadt. Direkt vom Bürkliplatz bringt uns ein Schiff ins wunderschöne Rapperswil, wir nehmen jenes um 13.30 Uhr. Zeitlich flexibler sind wir natürlich mit dem Zug, der am Bahnhof Stadelhofen abfährt. Rapperswil wird liebevoll das «Rosenstädtchen» genannt. Denn zwischen Juni und Oktober blühen rund 15.000 Edelrosen in und um die Altstadt. Ein Erlebnis für alle Sinne! Auch das Schloss aus dem 13. Jahrhundert, das auf einem felsigen Storn liegt, ist einen Besuch wert. Beeindruckend ist das 75.000 m² grosse «Enea Baummuseum». Wie der Name verrät, stehen hier Bäume, insgesamt 25 verschiedene Arten, ausserdem sind Skulpturen internationaler Künstler zu sehen. Eine spannende Verbindung von Kunst und Natur. Von Rapperswil aus lohnt sich ein Abstecher auf die Insel Ufenau. Ein Schiff verkehrt mehrmals täglich.
Ufenau liegt in der Moorlandschaft Frauenwinkel. Eine Einkehr empfiehlt sich im «Haus zu den zwei Raben», das authentische Schweizer Hausmannskost bietet und erst kürzlich renoviert wurde. Anschliessend besichtigen wir bei einem Spaziergang mittelalterliche Kirchen und geniessen den idyllischen Blick auf den See. Von der Insel Ufenau geht es wieder zurück nach Rapperswil, wo wir den Abend im Sternelokal «Jakobs Esszimmer» ausklingen lassen. Gekocht wird mit allem, was die Natur so hergibt und auf den eigenen Höfen wächst. Mit dem Zug geht es in 30 Minuten wieder zurück nach Zürich.

Sonntag

Schokolade zum Frühstück, abschalten in der Therme und eine verspielte Gourmetküche: Vor der Abreise lassen wir es uns noch einmal so richtig gut gehen.
Unser letzter Tag in Zürich bricht an. Da dürfen wir uns einen Besuch im legendären «Sprüngli» nicht entgehen lassen! Wir gönnen uns einen Brunch im Café am Paradeplatz und besorgen uns als Souvenir für zu Hause köstliche Pralinen und luftig-zarte Luxemburgerli, die hier vor sechzig Jahren erfunden wurden.
Bei Schlechtwetter flüchten wir ins Thermalbad Hürlimann, das sich in einer ehemaligen Brauerei befindet. Wir baden zwischen hundertjährigen Steingewölben und ganz oben auf dem Dach unter freiem Himmel. Pure Entspannung ist garantiert. Die finden wir bei schönem Wetter auch auf einer Bootstour auf der Limmat – diese ist bei unserer «Zürich Card» inklusive. Vom Wasser aus erleben wir die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten von einem neuen Blickwinkel aus. Die Strecke vom Landesmuseum bis zum Zürichhorn dauert rund 25 Minuten. Als Zwischenstopp wählen wir die Station Storchen. Hier befindet sich das gleichnamige Hotel mit einem beliebten Bistro. Auf der Terrasse geniessen wir die traumhafte Aussicht auf die Limmat.

Ein Must-see steht noch auf unserer Liste: In den Türmen des Grossmünsters befinden sich die bekannten Strichfiguren des Schweizer Künstlers Harald Naegeli. Dieser begann vor rund vierzig Jahren damit, seine Figuren nächtens an Zürichs Wände zu sprayen. Nach einigem rechtlichen Hin und Her erhielt der mittlerweile 80-Jährige die Erlaubnis, an den Wänden der evangelischen Kirche seine Figuren zu verewigen. Allerdings zeitlich begrenzt – in drei Jahren wird das Kunstwerk wieder verschwunden sein. Noch Zeit für ein Dinner? Dann wählt man am besten das Zwei-Sterne-Restaurant «Ecco» im «Atlantis by Giardino». Stefan Heilemanns Spiel mit Texturen und Aromen bildet den krönenden Abschluss unseres Wochenendes.

Julia Staller-Niederhammer
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