Küchentrends 2022: Markante Ästhetik
Alles, nur nicht glatt und glänzend: Unsere Küchen dürfen 2022 wieder mehr Charakter zeigen, sowohl, was die Materialien betrifft, als auch bei der Farbgestaltung. Sie sollen Unikate sein, die auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten sind.
23.02.2022 - By Karin Cerny
Die Küche ist nicht mehr statisch – sie passt sich an und erfüllt verschiedene Rollen«, sagt Designerin Mirjam Luketic von Eskole Küchen. »Wohnen und Kochen bilden immer mehr eine Einheit, es werden kaum noch Grenzen gezogen.« Eine Kochinsel ist am Abend, bevor man ins Theater geht, eine Bar, beim Essen ein großer Tisch, den man auch für Events mit Freunden nutzt, und tagsüber verwandelt sie sich in einen praktischen Homeoffice-Bereich. Der Stauraum verschwindet elegant in der Architektur des Hauses, deshalb wirkt die Küche auch mittlerweile offener und luftiger.
KOMPLEXE LICHTSYSTEME
»Die Küche ist Teil der Wohnung, deshalb möchte man auch keine glänzend weißen
Küchenschränke mehr sehen«, bestätigt auch Wohnexperte Martin Wetscher. Schwarz und Grün sind die Farben der Stunde, matte Oberflächen dominieren. Aber auch mutige Farbkonzepte werden in der Küche selbstverständlicher, weil Küche und Wohnzimmer miteinander kommunizieren. Die moderne Küche sieht nicht mehr zwangsläufig nach Küche aus. Dafür braucht es aber auch ausgeklügelte Lichtkonzepte, denn simple LED-Beleuchtung passt schlecht zu einem Multifunktionsraum, der sich nach der Stimmung wandeln soll. »Lichtsysteme werden komplexer. Je nach Sonnenstand können sich Farbton und Helligkeit automatisch verändern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten von Lagerfeuerstimmung bis zur praktischen Bürobeleuchtung«, sagt Wetscher.
WILDE SORTIERUNGEN
Auch in den Oberflächen wird Mut zur Veränderung deutlich. Alles, was allzu glatt und perfekt aussieht, wirkt altmodisch. »Wir bemerkten bereits vor der Pandemie eine zunehmende Sehnsucht nach echten, authentischen Materialien. Holz darf wieder mehr Struktur zeigen, wildere Sortierungen sind gefragt, auch Äste sind in den Fronten zu sehen«, erklärt Sebastian Desch, Head of Design bei Team 7. Ebenso boomen Steinoberflächen, je markanter die Musterung, desto mehr wird die Küche zu einem unverwechselbaren Gesamtkunstwerk. »Steine aus dem Alpenraum liegen im Trend«, sagt Johannes Artmayr, Geschäftsführer von Strasser Steine. »Sie sind nachhaltig in der Beschaffung und überzeugen durch individuelle Zeichnungen, die sie zu Unikaten machen.«
Das kann auch Designer Martin Steininger bestätigen: »Individualität ist nicht nur bei der Planung der Küche gefragt, sondern auch bei den Materialien. Perfekte Hochglanzoberflächen können das nicht bieten. Oberflächen, die oxidieren und Patina ansetzen, haben deutlich mehr Charakter.« Traditionelle Kombinationen haben ausgedient. Es wird eklektisch in der Küche, gefragt ist der richtige Mix. Naturstein wird mit oxidierten Metallen gemischt, Naturholz mit farbigem Marmor. »Durch den Einsatz von unterschiedlichen Oberflächen können verschiedene Effekte erzielt werden«, erklärt Eskole-Designerin Luketic, »so wird einer Farbe wie Schwarz durch eine unterschiedliche Optik und Haptik Spannung verliehen – ein wenig nach der japanischen Ästhetik, die sich Lob des Schattens nennt: Auf den ersten Blick erkennt man die Unterschiede nicht immer, aber bei näherem Betrachten sieht man mitunter eine ganz andere Welt.«
* Back to Black (Aufmacherbild)
Der Stauraum verschwindet dezent in der Architektur und das Holz in der Trendfarbe Schwarz zeigt markante Musterungen in dieser minimalistischen Küche des italienisches Herstellers
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