Radda im Herzen des Chianti Classico. Hier entstanden in den 70er- und 80er-Jahren die ersten Supertuscans.

Radda im Herzen des Chianti Classico. Hier entstanden in den 70er- und 80er-Jahren die ersten Supertuscans.
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Stolze Supertuscans: Best of Toscana Centrale 2024

Die Supertuscans entstanden in den 70er- und 80er-Jahren aus Protest gegen ein obsolet gewordenes Produktionsreglement. Unter der schlichten Bezeichnung »Vino da Tavola« kreierten qualitätsbewusste Winzer Weine, die die Welt aufhorchen ließen.

Supertuscans sind das Ergebnis der Renaissance des toskanischen Weins in den 70er- und 80er-Jahren. In den Produktionsbestimmungen für Chianti Classico, der wichtigsten Denomination im zentralen Hügelland der Toskana, war damals noch zwingend die Zugabe von weißen Traubensorten vorgesehen. Als Antwort darauf begannen viele engagierte Winzer mit französischen Sorten zu experimentieren, in ­erster Linie mit Cabernet Sauvignon und Merlot. Man wollte dem damals schwachbrüstigen und stark säurebetonten Sangiovese mehr Gehalt geben. Andere Winzer konzentrierten sich auf die angestammte Sorte Sangiovese und erzeugten daraus einen sortenreinen Wein. Beide Varianten waren vom Weingesetz nicht erlaubt, der kreative Ausweg hieß »Vino da Tavola«.

Der britische Master of Wine Nicolas Belfrage war Mitte der 80er-Jahre dann der Erste, der die Vielzahl dieser neuen Weine treffend als Supertuscans bezeichnete. Es entwickelten sich im Laufe der Jahre drei Varianten von Supertuscans. Die am meisten verbreitete ist Sangiovese mit der Zugabe von Cabernet Sauvignon, der fallweise auch durch Merlot oder Syrah ersetzt werden kann. Ein Musterbeispiel dafür ist Antinoris Tignanello. Eine zweite Variante ist die des sortenreinen Sangiovese. Beste Beispiele dafür sind Le Pergole Torte von Montevertine, Flaccianello von Fontodi oder Cepparello von Isole e Olena. Eine dritte Variante sind Weine gänzlich ohne oder mit einem sehr geringen Anteil an Sangiovese: Sammarco von Castello dei Rampolla, Solaia von Antinori, später dann auch Oreno (Sette Ponti), Giorgio Primo (La Massa), Galatrona (Petrolo) oder Tenuta di Trinoro.  

Toscana Centrale 2024

Dunkel leuchtendes Rubinrot. Edle würzige Nase nach Schwarzen Ribiseln, feinen erdigen Noten, dazu ein Hauch getrocknetes Rosenblatt, Zigarrenkiste. Am Gaumen mit süßem Schmelz, umwoben von herzhaftem, saftigem Tannin, elegant im Verlauf, kommt im Finale lange und saftig wieder, im Ausklang auf feinen würzigen Tönen, noch etwas jung.
Toskana, Italien
Tiefdunkles Rubin mit feinem Violettschimmer. Duftige, einprägsame Nase, zeigt Noten nach reifer Brombeere, viel Cassis, etwas Minze, zeigt sich sehr ausgewogen. Geschliffen und klar am Gaumen, zieht ruhig dahin, sehr präzise, öffnet sich mit viel feinmaschigem Tannin, sehr langer Nachhall.
Toskana, Italien
Leuchtendes Rubinviolett. Eröffnet mit eleganter Nase, Noten nach Holunderbeeren, Schokolade, eingekochten Brombeeren, etwas Lakritze. Am Gaumen präsent, mit Nerv, griffig, aber sehr energiereich, sauberes Tannin, stoffig, lange, saftiger Nachhall über viele Minuten.
Toskana, Italien
Sattes, dunkles Rubinviolett. Präsentiert sich vielschichtig und intensiv in der Nase, zeigt Nuancen von Cassis, dunkler Schokolade, Tabak und dezent würzigen Komponenten. Füllt den Gaumen satt aus, viel süße, dunkle Beerenfrucht, sehr viel feiner Schmelz, geschliffenes, dichtes Tannin, strömt lange dahin.
Toskana, Italien
Funkelndes Rubin mit feinem Granatschimmer. Eindrucksvolle Nase, sehr fein gezeichnet, duftet nach saftigen Kirschen, Blutorange und getrocknetem Thymian, im Hintergrund etwas Lakritze. Geschliffen und präzise vom Ansatz bis zum Finale, feinmaschiges, sehr gut integriertes Tannin, zieht schön dahin, fein herausgearbeitete Frucht, im Finale langer Nachhall.
Chianti Classico, Italien

Gebietsprofil


Die Sorten

Selbstverständlich spielt Sangiovese, die dominante Rotweinsorte der Toskana, auch in den Supertuscans eine gewichtige Rolle. Viele der Supertuscans sind aber Cuvées, damals entstanden, um dem Sangiovese mehr Gehalt zu verleihen. Also im Mix mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah. Sie können aber auch reinsortig sein.

Das Gebiet

Unter »Toscana Centrale« fassen wir die traditionsreichen Weinbaugebiete im Landesinneren der Toskana zusammen; in erster Linie Chianti Classico, Chianti Rufina, Carmignango, Montepulciano und Montalcino. Aber auch Valdarno, Orcia, Montecucco oder San Gimignano gehören dazu. 


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Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2024

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Simon Staffler
Simon Staffler
Head Of Tastings Falstaff Italien
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