Bisù
Es vergehen nur ein paar Minuten, dann wird fast jede Runde still im »Bisù«. Der schiere Umfang der Speisekarte erfordert ein genaues und konzentriertes Studium. Genau 70 Gerichte quer aus der italienischen Küche listet die Karte, unterteilt in Speisen mit Fleisch, Fisch, vegetarische und vegane Gerichte. Auch eine kleine Dessertauswahl gehört dazu. Das muss man erst mal durcharbeiten, zumal die kleine Schrift die Augen prüft. Die große Auswahl ist deshalb möglich, weil alle Speisen im Mini-Format zum Gast kommen. Keiner der kleinen Teller kostet mehr als 5,50 Euro. Das Geld fließt offenbar in die richtigen Kanäle: Denn während das Mobiliar ausschließlich von Flohmärkten stammt, überzeugt im »Bisù« sowohl das gute Handwerk als auch die solide Zutatenqualität. So muss sich das Vitello tonnato nicht hinter dem teurerer Restaurants verstecken, die Peperonata kommt dem sizilianischen Original wirklich nahe, und auch das Thunfisch-Tatar punktet mit Frische, ohne dass der zarte Eigengeschmack von fetten Saucen überlagert wird. Die drei Besitzer orientieren sich offenbar an echten italienischen Speisen und nicht – wie so oft – an merkwürdig eingedeutschten Varianten. Ihren Entschluss zur Eröffnung fassten sie jedenfalls nach einer ausgedehnten Italienreise. Die schmale, aber respektable Weinkarte beinhaltet nicht allein italienische, sondern auch einige deutsche Weine und dürfte die meisten Geschmäcker abdecken. Die Preise sind so gestaltet, dass die meisten Besucher ohne langes Zögern eine zweite Flasche ordern können. Ein Abend zu zweit macht hier schon Spaß, richtig gut wird es mit größeren Runden.