Im französischen Weinbau gibt es durchaus den einen oder anderen Charakterkopf. Einer der bemerkenswertesten unter ihnen ist ganz sicher Vincent Gaudry. Seit er 1991 als 16-Jähriger das elterliche Weingut Stück für Stück übernahm, lebt er förmlich Weinbau und Terroir der Region Sancerre. Seine Weine zählen zu den am höchsten bewerteten der Loire und werden in einem Atemzug mit jenen der Legende Didier Dageneau genannt. Und doch ist er bescheiden geblieben. Das Weingut in dem Dörfchen Sury en Vaux ist nur sehr schwer zu finden, denn am liebsten möchte er sich in aller Ruhe um seine Weine kümmern. Schon früh hat Vincent begonnen, sich Gedanken um das Zusammenspiel von Natur und Weinbau zu machen, und zunehmend auf biologischen, dann auf biodynamischen Weinbau gesetzt. Seit 2006 ist das Weingut komplett auf Biodynamie umgestellt und Demeter-zertifiziert. Gerade einmal elf Hektar bewirtschaftet Vincent Gaudry mit einem für Sancerre typischen Rebsortenspiegel von 90 Prozent Sauvignon Blanc und 10 Prozent Pinot Noir. Die Reben stehen auf einem Filetstück der Region, denn hier ist der Feuersteinanteil in dem Kalkboden besonders hoch, was für einen raffinierten mineralischen Schliff in den Weinen sorgt. Über seine Ansätze und Methoden der Weinbereitung redet er wenig, denn er möchte keine halbherzigen Imitatoren fördern. Aber dennoch steht eines fest: Für ihn ist Handarbeit in Weinberg und Keller oberstes Gebot. Das gilt sogar für die Flaschenfüllung, die er von Hand, Fass für Fass und Flasche für Flasche manuell vornimmt, ohne Filtration, versteht sich. Seine Weine geben ihm in allem recht, denn sie gehören nach Ansicht von Weintastern zum Besten, was die gesamte Loire zu bieten hat.