Ursprünglich in den USA entstanden gehörte die Frühform des Muttertages zum Repertoire der aufkeimenden Frauenbewegung, nicht allein um Mütter zu ehren, sondern auch um auf Frauenrechte (noch nicht sehr verbreitet) und auf bessere Bildungschancen für Mädchen (dito) hinzuarbeiten. Wesentlich war darüber hinaus der Einsatz für Frieden – schließlich wollten die Mütter verständlicherweise nicht weiterhin ihre Söhne in den von Männern angezettelten Kriegen opfern.

Ab 1914 wurde der Muttertag als nationaler Feiertag in den USA begangen. Wie die meisten amerikanischen »Erfindungen« landete der Muttertag mit einiger zeitlicher Verspätung auch in Deutschland. Während in den USA die stetige Kommerzialisierung des Müttergedenktages zum Unmut der Erfinderinnen führte, lancierte man den Feiertag in Deutschland von Anfang an als kommerzielles Fest. Die pfiffigen Männer vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber etablierten ihn betont unpolitisch als Tag der Blumenwünsche.

Der erste Muttertag der Bundesrepublik Deutschland wurde im Jahr 1950 begangen. Seither erfreut sich Jahr für Jahr der zweite Sonntag im Wonnemonat Mai bei den Floristenverbänden als Top-Umsatzbringer (noch vor dem Valentinstag). Allem Feminismus und Gleichberechtigungsinitiativen zum Trotz werden die Mütter an diesem Tag mit Blumen und Pralinen beschenkt und dürfen als Leistungsträgerinnen im Kleinunternehmen »Familie« womöglich sogar den Morgenkaffee im Bett genießen. Als moderne, selbstermächtigte Leserin wenden sie sich verächtlich von diesem traditionellen Frauenbild ab, singen gemeinsam mit Miley Cyrus »I can buy myself flowers« und erwarten am Muttertag schlicht und ergreifend sinnstiftende und wertschätzende Geschenke, bei denen Mann etwas weitergedacht hat.

Jetzt wird es Sie nicht weiter verwundern, dass wir als Händler von Unterhaltungselektronik eben diese zum Geschenkekauf anpreisen – und nicht Gutscheine für ein Mädelswochenende, das örtliche Day-Spa oder dergleichen.

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