Tasting vom 20.04.2018
Knapp 400 Weine standen dieses Mal bei unserer großen Toskana-Probe auf dem Prüfstand. Toscana Centrale, das ist in erster Linie das Gebiet des Chianti Classico, reicht bei den Super-Tuscan-Weinen aber auch darüber hinaus. Super Tuscans entstanden einst aus der Not. In den 1970er-Jahren ließen die gesetzlichen Bestimmungen es nicht zu, große Rotweine in der Toskana zu erzeugen. Kreative Winzer und Wein-Unternehmer machten aus der Not eine Tugend und deklarierten ihre Spitzenweine flugs als Tafelwein. Im angelsächsischen Raum wurden daraus die Super Tuscans. Da konnten die Winzer nun endlich drauflosexperimentieren, Weine sortenrein aus Sangiovese oder auch aus Cabernet, Merlot und anderen Sorten erzeugen. Diese Weine prägten die Renaissance des italienischen Weins und zählen auch heute noch zu den herausragenden Weinen Italiens. Chianti Classico wirkte dagegen lange Zeit drittklassig. In den meisten Betrieben war der Spitzenwein kein Chianti Classico, sondern ein Super Tuscan. In den letzten Jahren aber hat sich auch beim Chianti Classico einiges getan. Die anfangs skeptisch aufgenommene Kategorie Gran Selezione hat ihm zu neuen Höhen verholfen. 2014 und 2015 waren zwei sehr unterschiedliche Jahrgänge: 2014 war kühl und verregnet. Insbesondere die Sorte Sangiovese litt darunter. So gibt es aus diesem Jahrgang nur wenige wirklich überzeugende Weine. Ganz anders hingegen 2015: ein sonniger und heißer Jahrgang mit trockenem Wetter bis nach der Lese. Diese Weine präsentieren sich mit viel Frucht und Kraft, eine Wonne. Notizen von Othmar Kiem, Mitarbeit Simon Staffler