Tapetenwechsel: Neue Tapeten für Zuhause
Wer Lust auf Veränderung hat, holt sich die Natur ins Haus, setzt auf Drama oder geht es mit den New Neutrals ruhig an. Facettenreiche Tapeten als Stimmungsmacher unterstützen kunstvoll gewebte Möbelstoffe, unterstreichen den persönlichen Stil und machen das Zuhause zur qualitativen Komfortzone.
10.10.2023 - By Florentina Welley
Header: Handarbeit Die handbemalten Tapeten aus dem Traditonshaus de Gornay schmücken jeden Raum.
Wenn die eigenen vier Wände zu langweilig werden, ist Zeit für Veränderung. Dafür muss man zum Glück nicht einmal die Wohnung wechseln. Richtig gesetzt, können Tapeten aus Papier, Vlies oder Textil unvorteilhaft geschnittene Räume optisch vergrößern oder verkleinern. Neben einfarbigen Tapeten sind gemusterte Tapeten die Magier: Ob realistische Fotoprints, Dschungelmotive, florale oder futuristische Muster, jeder Raum wird besonders. Die Designs zu den Möbelstoffen und Tapeten stammen dabei immer öfter von internationalen Design-Stars. Tapeten- wie Textilhersteller von Kvadrat über Rubelli bis Svenskt Tenn setzen auf Kooperationen mit den besten Interior-Designer:innen wie Ronan Bouroullec, Patricia Urquiola oder Jean Paul Gaultier. Aktuell bleiben Gemütlichkeit und Komfort die wichtigsten Herbsttrends im Interior-Bereich. Im Wohnzimmer wird es bunt, figurativ, botanisch, ein bisschen retro, dramatisch und avantgardistisch. Minimalistischem Wohnstil wird immer mehr abgeschworen, maximalistische Tapeten und Stoffe setzen bewusst Akzente in monochromem Interior.
MAXIMALISMUS UND NACHHALTIGKEIT
Sind es bei Home-Accessoires Materialien wie Holz, Stein und Ton, spiegelt sich bei Textilien und Tapeten die Liebe zur Natur in Motiv und Farbe wider, was der neuen Achtsamkeit zur Umwelt geschuldet ist. New Neutrals, erdige natürliche Töne von Beige bis Terracotta und Olivgrün, ergänzen Interior aus Naturmaterialien, deren Strukturen von Marmor bis Metall auf Tapeten imitiert werden und dem Raum die notwendige Tiefe verleihen. Der Umwelt zuliebe werden heute die meisten Tapeten und Bezugstoffe nachhaltig ökologisch in Europa hergestellt. Wie etwa die Bezugstoffe von Kvadrat aus der Kollektion »Sone und Alle«. Die Zeichnungen von Ronan Bouroullec wurden dabei zu einem weichen Reliefstoff mit dreidimensionalem Linienmuster verwebt.
DIE NEUEN STOFFTEXTUREN
»Sone besteht aus Post-Consumer-Recycled-Polyester. Alle ist zu 92 Prozent ein Wollstoff. Beide Möbelstoffe werden in Europa produziert, wie fast alle Stoffe von Kvadrat, und verfügen über das Greenguard-Gold-Zerti-fikat«, so Susanne Priesner, Textilexpertin von der dänischen Designschmiede Kvadrat. »Generell sollte neben Komfort Nachhaltigkeit ein wesentlicher Aspekt bei der Auswahl eines Möbelstoffs sein. Dazu zählt neben umweltfreundlicher, ressourcenschonender Produktion ganz wesentlich auch die Langlebigkeit eines Textils.« Genau jene sind dabei gefragt, deren Haptik Komfort versprechen. »Im Privatbereich zeigt sich das in herbstlichen Kollektionen aus Samt, Canvas, Loden oder Seide. Auch Möbelstoffe aus Bouclé-Garnen mit grober Textur sind in, wie etwa Moss, ein Möbelstoff aus einem Baumwoll-Viskose-Mix, der von Designer Vincent Van Duysen für uns entwickelt wurde«, analysiert die Expertin weiter. Manufakturkompetenz und Nachhaltigkeit zeichnet auch Rubelli, das venezianische Traditionsunternehmen für kostbar gewebte Textilien, aus, das seit 2014 Tapetenkollektionen mit ikonischen Motiven im Programm präsentiert. »Wenn ich einen Raum gestalte, ist eines der wichtigsten Elemente der Stoff-Mix. Die Kollektion ›Return to Arcadia‹ besteht aus meinen Lieblingsstoffen. Streifen und Blumen, Geometrien, kleine und große Muster«, beschreibt Designer Luke Edward Hall, der bereits mit Nicolò Favaretto Rubelli zusammenarbeitete, seine Favoriten.
AKZENTE SETZEN MIT TAPETEN
Die verschiedenen Räume, in Beige-, Grau-, Orange- und in Terracotta-Farben getaucht, vermitteln – passend zum bevostehenden Herbst – ein besonderes Wohlgefühl. Wobei Beigetöne für einen All-over-Look von Wänden, Fenstern und Möbeln durch den Einsatz unterschiedlicher Strukturen und Materialien besonders edel wirken. Hochkant gestreifte Muster lassen niedrige Räume höher wirken, kleingemusterte Tapeten kommen in kleinen Räumen besser zur Geltung. Großflächige Muster wiederum präsentieren sich als veritable Stimmungsmacher. So laden realistische Landschaftsprints auf einen Spaziergang in der Natur ein, Tapeten in kräftigen Farben und abstrakten Designs, die futuristische Vibes ausstrahlen, erinnern an Kunstmuseen. Designerin Patricia Urquiola entwarf etwa für Jannelli&Volpi die Tapetenkollektion »Rooms« mit figurativen Large-Scale-Prints in neun Themen, die ein Artsy-Flair ins Wohnzimmer bringen. Edel und contemporary wird es mit Tapeten mit metallischen Effekten, nostalgisch charmant mit dezenten floralen Prints in Grüntönen. Wer Angst vor zu viel Farbe auf den Wänden hat, setzt Akzente. Etwa mit einer Signature-Tapete als einzelne Wand. Oder man entscheidet sich für einen einheitlichen Stil und stylt von der Tapete bis hin zum Möbelstück alles in demselben Muster. Wie es Designerin India Mahdavi anlässlich der Ausstellung »Frankly Yours« während der Stockholmer Design Week für Svenskt Tenn realisierte. Dort stattete sie einen Raum komplett in Josef Franks Gemüsebaum-Muster aus. Die großflächigen Muster des Wiener Architekten, die sich über Vorhänge, Sitzmöbel und Wände zogen, sind bis heute das Markenzeichen des Stockholmer Unternehmens, das 1924 von der schwedischen Textilkünstlerin Estrid Ericson gegründet wurde. »Der Gemüsebaum-Druck bringt uns zurück an die Wurzel des Lebens: die Natur in ihrer reinsten Form«, meinte Mahdavi.
VON ALL-OVER BIS FORESTCORE
Interior-Designerin Bina Baitel zeigt indes mit ihren Kreationen, dass ein All-over im selben Muster vom Möbel bis zur Tapete durchaus raffiniert sein kann. Dafür gestaltete die Französin die minimalistische Serie »Sublime« aus Glas in Kooperation mit Glass Variations, die von Säulen der griechischen Antike inspiriert wurde. Darauf setzte sie gemusterte Kissen der »Celadon«-Kollektion, produziert von Lelièvre Paris. Auch Jean Paul Gaultier arbeitete früher mit Lelièvre für Textildesign zusammen. »Tapeten sind traditionell und innovativ zugleich. Sie erfordern das gleiche Maß an Handwerkskunst wie unsere Haute-Couture«, attestierte der Kreative der Tapetenkunst, der sie heute auch selbst entwirft. Aktuell hat Toniato-Interiors eine Gaultier-Tapete im Programm, die den biophilen Trend durch einen großformatigen Fotoprint eines Herbstwaldes in die Realität holt, und damit ein neues Raumerlebnis schafft. Nach Dschungel-Tapetenmotiven, etwa bei Gucci, Styl'editions, R&D oder Tecnografica erhältlich, gehört »Forestcore« zu den angesagten Trends: Prints mit ganzen Waldlandschaften bis hin zu einzelnen Bäumen oder Blättern – quasi als Hommage an die Natur. Ein Deko-Stil, der heute aber nicht mit bäuerlichem Cottagecore-Interior gemixt wird, sondern mit Vintage-oder schicken Signature-Möbeln. »Forestcore« zeigt sich bei Tapeten in Schattierungen der It-Farbe »Forest«, etwa bei »Little Greene«, oder in romantischen Naturmotiven mit Blütenblättern oder Bäumen bei Gucci.