ÖHV-Präsident Walter Veit © Florian Lechner Voels

ÖHV-Präsident Walter Veit © Florian Lechner Voels

»Österreichische Hoteliervereinigung« ruft nach »gesamthafter Lösung« für Tourismus-Arbeitsmarkt

Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler lud zum dritten Stakeholdertreffen. Zu den Forderungen der ÖHV gehört die Abschaffung der Saisonnier-Kontingente.

von Alexander Schöpf
26. Februar 2024

Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) hat vergangene Woche die Tourismussozialpartner, dem Sprecher der Tourismusschulen und weiteren Expert:innen Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft zum dritten Stakeholderaustausch rund um den touristischen Arbeitsmarkt geladen. Dabei wurde auch über die gegenwärtige Saisonier-Regelung diskutiert.

Zusätzliches »Westbalkankontingent«

Im Rahmen der Diskussion präsentierte die Staatssekretärin einen gemeinsam mit Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) entwickelten Lösungsansatz, der sich an ein vergleichbares Modell in Deutschland orientiert: »Die überwiegende Mehrheit unserer Saisoniers stammt schon seit Jahren aus Bosnien-Herzegowina, Serbien, Nordmazedonien und dem Kosovo. Durch ein zusätzliches ›Westbalkankontingent‹ könnten das Recruiting in dieser Region unterstützt und der touristische Arbeitsmarkt zielgerichtet geöffnet werden.« Kraus-Winkler will dem Koalitionspartner (die Grünen – Anm. d. Red.) demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen.

Das Argument, dass Saisoniers aus Drittstaaten zu Lohndumping und zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in der Branche beitragen würden, lässt Kraus-Winkler nicht gelten und verweist auf eine kürzlich veröffentlichte repräsentative Studie des »Market Institut«. Diese hat ergeben, dass rund 93 Prozent der Beschäftigten mit den Arbeitsbedingungen im Tourismus zufrieden sind. Von 62 Prozent wird die Bezahlung als positiv bezeichnet, wobei dieser Wert deutlich höher als in anderen Branchen ist. »Das spiegelt wider, dass wir uns gegenwärtig in einem Arbeitnehmermarkt befinden. Unzufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechseln offensichtlich den Betrieb oder überhaupt die Branche. Wichtig ist, dass das auch unsere Unternehmerinnen und Unternehmern erkennen. Nachhaltig werden nämlich nur jene Tourismusbetriebe erfolgreich sein, die sich um die Zufriedenheit ihrer in- und ausländischen Beschäftigten bemühen«, so das Fazit der Staatssekretärin.

Regelung nach deutschem Vorbild

Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), gab im Rahmen des Stakeholder-Gipfels zu bedenken, dass der Tourismus-Arbeitsmarkt nicht auf die Debatte um die Saisonnier-Kontingente reduziert werden dürfe: »Über weite Strecken decken sich ja die Analysen der Expert:innen über alle Grenzen hinweg: Alle sitzen im gleichen Boot, jede hat Branche Nachwuchssorgen. Und es braucht mehr als einen Hebel und es wird länger dauern, bis eine merkliche Verbesserung eintritt.«

Dementsprechend hat die ÖHV eine Reihe von Vorschläge eingebracht, die eine »gesamthafte Lösung« für den Tourismus-Arbeitsmarkt garantieren sollen. Diese reichen von mitarbeiterfreundlicheren Sachbezugsgrenzen für Unterkünfte über die Entlastung mitarbeiterintensiver Branchen durch eine merkliche Senkung der Lohnnebenkosten bis hin zur bedarfsorientierten Arbeitsmarktöffnung. Veit fordert als »erste dringende Maßnahme« eine Westbalkanregelung nach deutschem Vorbild. »Ab Juni werden bis zu 50.000 Beschäftigte aus sechs Ländern dort arbeiten. Dass die dann nicht mehr oder nur mehr schwer zu uns kommen, liegt auf der Hand«, gibt Walter Veit zu bedenken.

Konkret soll es in Deutschland künftig zwei separate Kontingente für Drittstaatsangehörige ohne Fachqualifikation geben: Mit Juni 2024 soll einerseits das seit 2016 bestehende Westbalkankontingent auf 50.000 verdoppelt und andererseits soll mit 1. März 2024 ein zusätzliches Kontingent von 25.000 für die saisonale Beschäftigung sonstiger Drittstaatsangehöriger geschaffen werden.

»Kontingente schaden nur«

In Österreich dürfen insgesamt 4.295 Drittstaatsangehörige im Tourismus saisonal beschäftigt werden, wobei dieses Saisonier-Kontingent auf alle Bundesländer verteilt und dann regional zugewiesen wird. In den Sommer- und Wintermonaten ist eine Überschreitung um bis zu 50 Prozent zulässig, solange die Höchstgrenzen im Jahresdurchschnitt eingehalten werden.

Die Erhöhung der Saisonnier-Kontingente auf 4.295 durch schwarz-grün sei zwar wichtig gewesen, doch wenn es nach ÖHV-Präsident Veit geht, dann sollen die Saisonnier-Kontingente komplett weg. Laut »Wirtschaftsbund-Stellenmonitor« waren im Jänner 15.550 Stellen im Tourismus unbesetzt. Veit: »Das sind 15.550 Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge, 15.550 Kolleg:innen, die unsere Teams unterstützen. Daher weg mit den Kontingents-Obergrenzen. Es wird ohnehin in jedem einzelnen Fall geprüft, ob sich Bewerber:innen im Inland bzw. aus dem EU-Ausland melden. Nur wenn nicht, kommen Drittstaatsangehörige zum Zug.«

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