Dr. Jean-Philippe Weisskopf.

Dr. Jean-Philippe Weisskopf.

Die Hospitality-Trends von morgen: Falstaff-Talk mit Jean-Philippe Weisskopf

Der Professor an der EHL Hospitality Business School sprach mit Falstaff über seine neue Studie zu den Hospitality-Trends für 2024 und die aktuellen Entwicklungen in der Schweiz.

Wie sehen die Gastro-Trends der Zukunft aus und wohin entwickelt sich die Hospitality-Branche? Mit dem technologischen Fortschritt und veränderten Verbraucherpräferenzen steht die Branche immer wieder neuen Möglichkeiten und zunehmend dynamischeren Entwicklung gegenüber. Dr. Jean-Philippe Weisskopf, Professor an der EHL Hospitality Business School, veröffentlichte eine Studie zu den neuesten Trends für das Gastgewerbe im Jahr 2024. Mit Falstaff sprach er über die Entwicklungen in der Schweiz im globalen Kontext – vom Weinkonsum über Nachhaltigkeit bis hin zum Hotel der Zukunft.

Wie teuer ist guter Wein?

Dem Hospitality-Experten zufolge bietet die Schweiz im internationalen Vergleich attraktive Weinpreise: «Die Schweiz hat einen hohen Weinkonsum. Es gibt viele wohlhabende Menschen, die sich Qualitätsweine leisten können und sie gerne sammeln. Ausserdem gibt es eine grosse Anzahl von Weinhändlern, die eine vielfältige Auswahl an Weinen aus der ganzen Welt anbieten, was zu wettbewerbsfähigen Preisen führt, die niedriger sind als in anderen Ländern – und man kann auf tiefpreisigere Regionen ausweichen. Obwohl die Preise für Schweizer Weine gestiegen sind, sind sie im Vergleich zu ausländischen Weinen immer noch relativ preiswert.»

Green Hospitality

Die Hotelbranche bemüht sich auf internationaler Ebene ihre Nachhaltigkeit zu verbessern. Nach Dr. Weisskopf hat die Schweiz bei diesem Thema einige Vorteile. «Das Land beziehungsweise die Branche hat mehrere Nachhaltigkeitsallianzen und -labels gegründet und arbeitet koordinierter und kooperativer, anstatt sich nur auf einzelne, kleine und individuelle Bemühungen zu verlassen. Darüber hinaus helfen bestimmte Labels den Gastgewerbebetrieben, ihre Bemühungen besser zu vermarkten und den Kunden zu signalisieren, dass Fortschritte gemacht werden.» Die Kombination von Tourismus, Hotels und Transport sei der grösste Vorteil, der dazu beiträgt, dass Nachhaltigkeit insgesamt möglich wird. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln könne man praktisch jede Schweizer Destination erreichen, was die Emissionen reduziert und die Nachhaltigkeit fördert.

Kulinarische Erlebnisse

«Die Schweiz ist ein kulinarisches Paradies, das eine breite Palette an Küchen und kulinarischen Erlebnissen bietet», so der Professor der EHL. Die multikulturelle Bevölkerung des Landes und der Zustrom von internationalen Besuchern hätten eine Nachfrage nach innovativer globaler Küche geschaffen, die Köche und Gastronomen dazu inspiriert, die Grenzen ihres Angebots zu erweitern.

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Attraktiver Markt für Hotelinvestoren

«Die Schweiz hatte im Vergleich zu anderen Ländern weniger Probleme mit Zinsen und Inflation», so Dr. Weisskopf. Zwar würde es immer noch an Investitionen ausserhalb des Luxusbereiches mangeln, dennoch würden Geschäfte und Finanzierungen auf eine geordnete, langfristig gesunde und nachhaltige Weise getätigt werden. «Aufgrund der Stabilität des Landes als sicherer Hafen, der touristischen Tradition und des stetigen Anstiegs der Immobilienpreise ist die Schweiz ein interessanter Markt für Hotelinvestoren.»

Nachholbedarf hätte die Schweiz im globalen Kontext allerdings im Bereich der Bars und innovativen Angeboten. «Die Schweiz hinkt in Bezug auf Innovation und Kreativität in der Barbranche hinterher, da es keine grossen Städte gibt, in denen Bars und Getränkekreationen stärker verbreitet sind.» Ausserdem sei das Angebot an alkoholfreien Getränken selbst in Supermärkten begrenzt und die Auswahl bliebe eher traditionell.

Ebenso sieht Wiesskopf auch bei kontaktlosen Leistungen und technologiegetriebenen Innovationen Entwicklungspotential. «Die Schweiz ist bei der Nutzung von kontaktlosen Diensten auf Augenhöhe mit den Nachbarländern. Die persönliche Interaktion ist immer noch weit verbreitet. Im Vergleich zu angelsächsischen oder asiatischen Ländern ist die Nutzung von Apps, schlüssellosem Zugang mit dem Telefon und anderen ähnlichen Diensten in der Schweizer Hotellerie jedoch noch relativ gering.» Die im Vergleich weniger restriktive Covid-Periode hätte hierzulande auch weniger Anstoss als in anderen Ländern gegeben. Technologien, die zur Rationalisierung der Arbeitsabläufe beitragen könnten, seien Weisskopf zufolge in der Schweiz zudem relativ selten, da die meisten Hotels kleiner oder familiengeführt sind, wodurch man oftmals nicht die Mittel hätte, um in neue Technologien zu investieren.

Das Hotel der Zukunft

Auf die Frage, wie das Hotel der Zukunft aussehen könnte, geht der Hospitality-Experte vor allem auf den Aspekt des Kundenerlebnisses ein. Um sehr stark auf die Bedürfnisse der Gäste eingehen zu können, würden Hotels in allen Bereichen flexibler werden müssen. «Dies wird nur unter der Anwendung von mehr Technologie möglich sein, um Mitarbeiter zu entlasten und generell zu wissen, welche Bedürfnisse die Gäste haben. Jedoch wird Personal anwesend sein und sich persönlich um den Kunden kümmern, da dieser doch ein Gesicht sehen will und sich austauschen möchte.» Und auch in Bezug auf Nachhaltigkeit würden sich Hotels verändern müssen – sowohl im operativen Bereich als auch bei Bauvorhaben in Richtung Net-Zero.


Jean-PhilippeWeisskopf

Jean-Philippe besitzt einen Doktortitel und ist ausserordentlicher Professor für Finanzen an der EHL und Gastprofessor an der Universität Fribourg, an der er auch promovierte. Zudem verfügt er über Berufserfahrung im Private Banking in der Schweiz. Weisskopf ist Gründungsmitglied der Alliance for Research on Wine & Hospitality Management und Bordeaux Wine Economics. Er ist Autor einer Vielzahl von Veröffentlichungen zur Weinwirtschaft im Journal of Wine Economics, Economic Modelling oder Emerging Markets Review. Darüber hinaus hat er Beiträge zu Buchkapiteln und Tagungsbänden verfasst und wurde zum Forscher des Jahres 2016 an der EHL ernannt.


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Rafaela Mörzinger
Redaktions- und Portalmanagerin Falstaff Schweiz
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