Beeindruckende Kulisse: Die warmen, sonnenbeschienenen Hänge um Bozen sind ideale Lagen für Lagrein.

Beeindruckende Kulisse: Die warmen, sonnenbeschienenen Hänge um Bozen sind ideale Lagen für Lagrein.
© Florian Andergassen

Die Sieger der Lagrein Trophy 2023

Bereits im 14. Jahrhundert wurde Lagrein als typische Südtiroler Sorte erwähnt. Lange Zeit lediglich als Verschnittpartner für Vernatsch verwendet, feiert der sortenrein ausgebaute Lagrein heute grosse Erfolge.

Erst in den 70er-Jahren tauchten die ersten reinsortigen Lagrein auf, damals noch als «Lagrein Dunkel» bezeichnet. In den späten 80er-Jahren experimentierten einige Pioniere mit dem Ausbau im Barrique und machten den Wein damit sanfter. Mit 508 Hektar Anbaufläche belegt Lagrein heute knapp nach Vernatsch und Blauburgunder den dritten Rang unter den Südtiroler Rotweinsorten. Die ursprüngliche Heimat des Lagrein liegt im Bozener Ortsteil Gries. Auf den tiefgründigen Schotterböden fühlt er sich wohl. Auch die Hänge von St. Magdalena und Rentsch sind gut geeignet, ebenso die warmen Porphyrhänge um Auer, Branzoll und Siebeneich. Lagrein erbringt tiefdunkle, rubinviolette Weine mit spürbarer Säure und intensivem Tannin. Die Aromatik wird bestimmt von Kirschen, Brombeeren, Veilchen und dunkler Schokolade.

Falstaff Lagrein-Trophy

Das Ergebnis unserer Trophy bestätigt einmal mehr die Dominanz der Lagrein-Weine aus Bozen. Christian Plattner vom Ansitz Waldgries ist mit seinem Roblinus de Waldgries 2018 ein grosser Wurf gelungen. Er selektioniert die besten Trauben aus der Lage Kirschstück gleich hinter dem Ansitz. Nach der Vergärung reift der Wein im kleinen Holzfass. Er zeigt festen Druck und kompakte Frucht, aber auch Finesse.

Als Alpen-Amarone wird der Lamarein von Unterganzner oft bezeichnet. Seit den 90ern trocknet Josephus Mayr für seinen Lagrein die Trauben nach Vorbild des Amarone an. Ergebnis ist ein vollmundiger Wein mit herzhaftem Tannin und feinem Schmelz. Muri-Gries ist ein mächtiges Kloster mitten in Bozen. Seit 2014 baut Kellermeister Christian Werth die Trauben seiner besten Lage, des Klosterangers, getrennt aus. Ergebnis: ein beeindruckender Tropfen!

ZUM TASTING

1. Platz

Roblinus de Waldgries Lagrein Südtirol DOC 2018 – 96 Punkte
Ansitz Waldgries, Bozen

14 Vol.-%, Satt leuchtendes, intensives Rubinrot mit einem Tropfen Violett. Ausdrucksstarke Nase, präzise nach reifen Waldbeeren, Holderbeeren, dazu edler Holzeinsatz und ein Hauch Minze, im Nachhall auf Milchschokolade und Pflaumen. Am Gaumen strahlend und geschliffen, breitet sich mit enormer
Finesse über die Zunge, dazu eng verwobenes Tannin, mit festem Druck im Finale.

waldgries.it, ca. 100 Euro/CHF

Foto beigestellt

2. Platz

Lamarein Vino Rosso Da Uve Stramature 2019 – 95 Punkte
Erbhof Unterganzner, Kardaun

15 Vol.-%, Leuchtendes Rubinrot. In der Nase duftend, nach reifen Kirschen, reifen Himbeeren, feiner Minzduft, nach frisch gebackenem Schwarzbrot, Nussbutter, getrocknete Feigen, im Nachhall edle süsse Würze. Am Gaumen mit schönem Schmelz und fein cremigem Tannin, spannt sich strahlend über die Zunge, zeigt sich im mittleren Bereich noch etwas verhalten, im Finale kernig, mit Druck, gutes Potenzial.

mayr-unterganzner.it, ca. 46 Euro/CHF

Foto beigestellt

3. Platz

Weingarten Klosteranger Lagrein Riserva Südtirol DOC 2017 – 94 Punkte
Klosterkellerei Muri-Gries, Bozen

14 Vol.-%, Sattes, undurchdringliches Rubinrot mit schwarzem Kern. Fein gezeichnete Nase mit ausgeprägten Noten nach Holderbeeren, getrockneten Tomaten, im Hintergrund feine Minzenoten, etwas Schokolade. Kompakt in Ansatz und Verlauf, zeigt zugleich auch saftige, dunkle Frucht, feinmaschiges Tannin, klar und geradlinig.
muri-gries.com, ca.  79 Euro/CHF

Foto beigestellt

 

Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2022

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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