Das Angebot an vermeintlichen Wunderpillen, die den Genuss von Alkohol ohne unliebsame Nebenwirkungen versprechen, boomt. Aber halten sie, was sie versprechen?
»Elotrans«, »Myrkl« und Co. – wundersame Wirkstoffe gegen die weniger angenehmen Seiten des »Morning After« scheinen in den letzten Monaten schwer im Trend zu liegen. Die Tabletten versprechen angenehmen Alkoholgenuss, ganz ohne Kopfschmerzen am nächsten Tag. Besonders zur bevorstehenden, oft Spritzwein-geschwängerten, Familienfest-Odyssee, kann die angekündigte Wirkung verführerisch sein. Zumal ganze 5,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung auch ohne Feiertage täglich Alkohol konsumieren.
Erst im Sommer geriet ein Medikament in Deutschland in die Schlagzeilen. Auf Tiktok und Youtube wurde empfohlen, die frei verkäufliche Elektrolytlösung »Elotrans« gegen Katersymptome einzunehmen, was prompt dazu führte, dass das eigentlich für Durchfallerkrankungen und Flüssigkeits- sowie Mineralstoffmangel eingesetzte Präparat in den Apotheken ausverkauft war. Solcherlei Tipps sind allerdings mit Vorsicht zu genießen – verschiedene Inhaltsstoffe können, zum Beispiel bei Vorerkrankungen, unerwünschte Effekte hervorrufen. Eine Einnahme sollte daher nicht mit »Doktor Google«, sondern Hausärzten abgeklärt werden.
Am österreichischen und deutschen Markt wurde indes auch »Myrkl« eingeführt. Das schwedische Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12, Zucker und Aminosäuren soll 70 Prozent des Alkohols abbauen, angeblich sogar bevor dieser die Leber erreicht. So werde die Bildung des Abbauprodukts Acetaldehyd verhindert, das ansonsten für Kopfschmerzen und Konsorten sorgt. Aber damit nicht genug – eine ebenfalls enthaltene Formel des Unternehmens, »AB001™«, verstoffwechsele zudem Kalorien deutlich schneller, wird angepriesen. Was das aber auch bedeutet: Die oft als angenehm empfunden rauschhaften Effekte von Alkohol werden verringert.
Getestet wurden die »Wunderpillen« allerdings bis jetzt nur in einer einzigen Studie, die vom Herstellerunternehmen »DeFaire Medical« selbst finanziert wurde, wie eine Recherche des Lifestyle-Magazins »GQ« ergab (Anm.: Der ursprüngliche Artikel zur Studie aus dem »Sage Journal« ist derzeit online nicht mehr abrufbar).
Studienteilnehmer:innen seien demzufolge 24 Proband:innen gewesen, die eine Woche lang jeden Tag eine Dosis »Myrkl« eingenommen hätten. Die dem entgegengesetzte Menge an Alkohol habe allerdings lediglich ein Glas umfasst – eine Menge, die auch ohne Supplement eher nicht zu einem klassischen Kater führt. Zudem entspricht das Studiendesign nicht der empfohlenen Verwendung von »Myrkl«, da jeweils eine halbe Dosis (1 Pille) zwölf Stunden und eine Stunde vor dem Alkoholkonsum eingenommen werden soll.
Aber was heißt das nun für die Effekte der Feierabend-Cocktails? Fest steht jedenfalls, dass negative Auswirkungen übermäßigen Alkoholkonsums sich nicht einfach wegzaubern lassen. Sicher können Produkte wie »Myrkl«, einen Versuch wert sein, der gedämpfte Rausch kann aber auch dazu führen, dass mehr getrunken wird als normalerweise. »Die Aussicht, durch ein Produkt deutlich mildere Nachwirkungen zu haben, könnte womöglich sogar zu einem verstärkten Alkoholkonsum und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken führen«, erklärte diesbezüglich Maximilian Bauer von der Apothekerkammer Österreich zuletzt gegenüber »weekend.at«. Aus gesundheitlicher Sicht kommt man also auch mit Wundermittelchen nicht um den verantworungsvollen Konsum herum.
