Tasting vom 21.03.2014
Der neue Jahrgang des Brunello di Montalcino ist immer der Höhepunkt der unter dem Sammelbegriff »Anteprime Toscana« laufenden Weinpräsentationen in der zweiten Februarhälfte. Über 220 Weinbaubetriebe mit eigener Füllung werden auf dem Gebiet von Montalcino mittlerweile gezählt. Nicht alle davon stellten ihre Muster bei der Probe vor, die Anzahl war aber doch beachtlich. Nach der Verkostung von über 180 Weinen fällt das Resümee leider recht ernüchternd aus: Die hervorragenden Weine kommen bis auf wenige Ausnahmen immer wieder aus den gleichen Häusern. Das sind, großzügig gerechnet, rund 30 Betriebe. Da besteht für die vielen anderen noch großer Nachholbedarf. Einen nicht unerheblichen Beitrag zu den starken Qualitätsunterschieden zwischen der Spitzengruppe und dem großen Rest leistete auch der Jahrgang 2009. Vom Consorzio offiziell mit vier von fünf möglichen Sternen mit großen Vorschusslorbeeren bedacht, stellte er sich nun als sehr schwierig heraus. Bis Mitte Juli hinein war das Klima von starken Niederschlägen gekennzeichnet. Danach folgten zwei Monate Trockenheit und Hitze. Die Trauben wuchsen und wuchsen. Viele orientierten sich bei der Leseentscheidung wohl an den Zuckerwerten und achteten nicht auf die Tanninreife. So haben wir heute viele Weine, die in der Nase von recht reifen, zum Teil auch deutlich marmeladigen Noten gekennzeichnet sind, im Mund dann aber betont raue, unreife Tannine aufweisen. Der Hinweis, dass die Weine mit mehr Reife schon auch reifere Tannine erhalten würden, ist wenig überzeugend. Das zeigt die Erfahrung mit ähnlichen früheren Jahrgängen. Wirklich gute Weine zeigen schon von Beginn an zwar dichte, aber auch geschmeidige und gut eingebundene Tannine. Solche finden Sie auch in unserer Auswahl. Eine angenehme Überraschung boten die Riservas 2008. Obschon das Jahr insgesamt auch sehr problematisch war, gab es einige großartige Brunellos zu kosten – Weine, die uns träumen lassen! Notizen von Othmar Kiem