Tasting vom 28.08.2014
Neben dem zentralen Hügelland ist der gut 250 Kilometer lange Küstenstreifen das zweite große Zentrum des Weinbaus in der Toskana. Als Weinbaugebiet mit junger Tradition – in größerem Umfang wurden die ersten bekannten Weine erst ab den 1980er-Jahren erzeugt – setzte man hier von Beginn an auf französische Sorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot, später kamen dann auch Cabernet Franc, Syrah und Petit Verdot hinzu. Insbesondere gilt das für die zentralen Gebiete von Bolgheri, Bibbona und Suvereto. In den Randgebieten, um Pisa und Lucca im Norden sowie um Grosseto im Süden, wird nach wie vor auch viel Sangiovese kultiviert. Der Jahrgang 2011, aus dem das Gros der verkosteten Weine stammt, hatte durchaus seine Tücken. Nach einem frühen Austrieb bei milden Temperaturen verlief die erste Hälfte des Sommers nahezu ideal. Im August gab es dann aber recht hohe Temperaturen, die auch in den Nächten nur wenig sanken. Darunter litt der Merlot, der im August seine entscheidende Reifephase hat. September und Oktober waren trocken und warm. Das war für die Cabernets ideal, die so voll ausreifen konnten. Großartige Weine entstanden vor allem in Bolgheri, wo wiederholt die spezielle Lage mit etwas kühleren und frischeren Böden zum Ausdruck kommt. In den Gebieten nördlich und südlich hinterließ die Hitze des Augusts wesentlich stärkere Spuren, die Weine wirken oft rau und alkoholisch. Zum Ausdruck kommt diese Sonderstellung von Bolgheri auch in unserer Verkostung, in der sich unter den besten zehn lediglich ein Wein platzieren konnte, der nicht aus Bolgheri oder der unmittelbaren Umgebung kommt. Notizen von Othmar Kiem