Tasting vom 13.10.2016
Im Jahr 1994 ließ die Ampelographin Carol Meredith von der Universität Davis in Kalifornien aufhorchen. Der in den USA so weit verbreitete Zinfandel sei mit dem Primitivo aus Apulien identisch. Über Nacht stand der Primitivo im Rampenlicht der Weinwelt. Seine Nachfrage stieg in den USA markant an. Forschungen bestätigten, dass die beiden Reben genetisch übereinstimmen. Nach weiterer Suche wurde in Dalmatien mit dem Crljenak Kastelanski der Ur-Zinfandel-Primitivo entdeckt. Schließlich stieß Ferdinand Regner in Klosterneuburg auf den Blauen Scheuchner und machte ihn als direkten Vorfahren von Zinfandel und Primitivo dingfest. Diese Rebe trat ursprünglich im Raum Deutschland–Ostösterreich–Ungarn auf und verbreitete sich dann weit über den Balkan. Irgendwann dürfte er dann über die Adria nach Apulien gekommen sein. Tatsächlich wird Primitivo in alten Brevieren auch als Zagarese bezeichnet, also als Sorte, die aus Zagreb stammt. Der Zinfandel aber dürfte direkt aus Klosterneuburg nach Kalifornien gekommen sein. Klar ist heute, dass zwischen dem apulischen Primitivo und dem kalifornischen Zinfandel kein genetischer Unterschied besteht, es ist ein und die selbe Rebsorte. Die Wissenschaft hat nun für die Rebsorte den ältesten bekannten Namen, und zwar »Tribidrag« vorgeschlagen. In Kroatien werden bereits Weine mit dieser Bezeichnung abgefüllt. Die Verkostungsnotizen entstanden bei Reisen nach Kalifornien und Apulien. Notizen von Peter Moser (Zinfandel) und Othmar Kiem (Primitivo).