Blaue Moschee: Sie gilt als Hauptwerk der osmanischen Architektur und verdankt ihren europäischen Namen den vielen blau-weißen Fliesen. In Istanbul kennt man sie als Sultan-Ahmed-Moschee.

Blaue Moschee: Sie gilt als Hauptwerk der osmanischen Architektur und verdankt ihren europäischen Namen den vielen blau-weißen Fliesen. In Istanbul kennt man sie als Sultan-Ahmed-Moschee.
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Long Weekend Istanbul – Zwischen Orient und Okzident

Die türkische Weltstadt am Bosporus liegt bei Weltenbummlern stark im Trend. Wir sagen Ihnen, was Sie an einem langen Wochenende dort nicht verpassen sollten.

Freitag

Zuerst geht es beim Sightseeing zu beeindruckenden Bauten wie der Blauen Moschee. Danach auf einen Kaffee mit kandierten Früchten und abends ins traditionelle »Hamdi«.

Vom Flughafen aus bringt uns das Taxi in einer knappen halben Stunde ins Zentrum von Istanbul. Und wir fühlen uns mit einem Mal in eine komplett andere Welt katapultiert. Rom, Barcelona, Kopenhagen oder Lissabon haben alle irgendwie ein ähnliches Flair, doch hier befinden wir uns zwischen Orient und Okzident, wobei der Orient eindeutig dominiert. Die Stadt ist laut und wuselig, fünfmal am Tag ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet, das erste Mal bereits zu Sonnenaufgang. Im Stadtviertel Sultanahmet drängen sich die kulturellen Highlights auf dichtem Raum: Hagia Sophia, Blaue Moschee, der Topkapi-Palast und die Basilika Zisterne, in der im James-Bond-Film »Liebesgrüße aus Moskau« eine Szene und die in Dan Browns Roman »Inferno« eine wichtige Rolle spielt, sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Nach so viel Kultur lässt es sich im Café von Hafiz Mustafa herrlich entspannen – bei einem Glas Tee oder einem Türkischen Kaffee, der allerdings wegen des mitgekochten Satzes nicht jedermanns Sache ist. Dazu gibt es jede Menge süßer Sünden, von kandierten Früchten über die süße Sesampaste Helva bis zu Baklava, süßen Teilchen aus Blätter- oder Filoteig, die mit gehackten Nüssen gefüllt und mit Sirup getränkt sind. Gestärkt kann es weitergehen mit Sightseeing. Am Abend warten im Traditionsrestaurant »Hamdi« unweit der Galata-Brücke diverse Kebabs, die tradi­tionellen Fleischspieße, die es hier in unzähligen Varianten gibt. Vom obersten Stock des Lokals hat man einen schönen Blick über das Goldene Horn, die rund sieben Kilometer lange Bosporus-Bucht. Zum Abschluss lockt ein kleiner Spaziergang über die Galata-Brücke, wo auch noch zu nächtlicher Stunde zahl­reiche Angler ihr Glück versuchen.

Samstag

Nach einem Besuch am quirligen Basar und der Süleymaniye-Moschee dinieren wir in einem der Top-Lokale der Stadt.

Nach dem Frühstück, das hier Schafskäse, Oliven und viel Blattpetersilie beinhaltet, geht es zum Großen Basar. In dem überdachten Gewirr von Gängen, das sich auf einer Fläche von rund 200.000 Quadratmetern erstreckt, herrscht geschäftiges Treiben. Für die kleine Erfrischung zwischendurch sorgen die Teestuben, Teeträger versorgen Händler und Kunden auch mobil. Durch eine von Geschäften gesäumte Gasse gelangt man zum Gewürzbasar, auch Ägyptischer Basar genannt. Hier kann man die betörenden Düfte orientalischer Gewürze einatmen (und diese natürlich auch kaufen). Für die Mittagspause eignet sich das traditionsreiche Restaurant »Pandeli«, das im Obergeschoß am Ausgang zur Galata-Brücke liegt. Das Innere mit seinen blauen Fliesen ist sehenswert, wenngleich alles etwas angestaubt wirkt. Serviert wird osmanische Küche mit viel Lamm und Hammel, Gegrilltes und Gemüse. Hier speist die Istanbuler Bourgeoisie. Danach steht die Süleymaniye-Moschee auf dem Programm, ein hoch über dem Goldenen Horn auf Geheiß von Sultan Süleyman dem Prächtigen angelegter Komplex, der zwischen 1550 und 1557 entstand und zu den bedeutendsten Beispielen osmanischer Baukunst gehört. Hier ist auch das Grabmal des Sultans zu besichtigen, sehenswert sind außerdem die Glasfenster an der Ostwand.

Abends geht es ins »Mikla« auf dem Dach des »Marmara Pera Hotels«. Es gilt als das beste Restaurant Istanbuls. Der Blick aus dem verglasten Speisesaal über die Stadt ist atemberaubend, der türkisch-finnische Chef Mehmet Gürs serviert »neue anatolische Küche«, modern interpretierte Gerichte auf türkischer Basis, die internationales Format haben. Dazu werden vorwiegend türkische Weine ausgeschenkt, die einen Versuch wert sind.

Sonntag

Jetzt geht’s an Bord! Wir schippern auf dem Bosporus, genießen türkische Küche und stürzen uns in den lebhaften Stadtteil Beyoglu.

In den Sonntag starten wir zeitig, denn wir haben eine kleine Schiffstour auf dem Bosporus geplant. Die Boote legen in der Umgebung der Galata-Brücke ab, sie starten zu verschiedenen Zeiten und bieten Touren unterschiedlicher Länge. Unsere Fahrt führt entlang der Küste, der Blick wandert am Ufer entlang. Wir ziehen an Sehenswürdigkeiten vorbei, von denen die kleine Moschee von Ortaköy an der ersten Bosporus-Brücke einen besonderen Eindruck hinterlässt. Pünktlich zum Mittagessen legen wir wieder in Istanbul an, und unser Weg führt uns in die stylische »Lokanta Maya«, wo das Farm-to-table-Konzept gelebt wird. Die Produkte sind erstklassig, die Zubereitung ist schlicht und stimmig, es gibt etwa frittierte Sardellen mit hausgemachter Dillmayonnaise.  

Den Nachmittag verbringen wir im Stadtteil Beyoglu, dem europäischen Viertel der Stadt, wo buntes Treiben herrscht. Nicht versäumen sollte man einen Besuch am Fischmarkt Balikpazari, der täglich bis 21 Uhr geöffnet hat. Wer keinen Fisch kaufen möchte, schaut dem Trubel einfach zu – auch das hat seinen Charme. Den Abend lassen wir schließlich im Restaurant »Refik« bei osmanischer Küche ausklingen. Hier haben es uns vor allem die Meze angetan, die Vorspeisen, die in unglaublicher Vielfalt angeboten werden. Besonders lohnenswert sind jene mit Melanzani. Danach noch ein Fleischgericht und dazu ein Raki, der hier in Strömen fließt (denn hier darf Alkohol ausgeschenkt werden). Wer noch ein wenig Platz lässt, kann hinterher vom überbackenen Helva kosten, das tatsächlich noch eine Sünde zum Schluss wert ist!

Anreise

Täglich z. B. mit Lufthansa
www.lufthansa.com oder
Turkish Airlines
www.turkishairlines.com.

Aus Falstaff Magazin 6/2015

Johannes Weiss
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