Schwimmen mit Schweinen an einem karibischen Traumstrand? Alleine das lohnt den Ausflug zum Pig Beach auf der zu den Bahamas gehörenden Exumas-Inselgruppe.

Schwimmen mit Schweinen an einem karibischen Traumstrand? Alleine das lohnt den Ausflug zum Pig Beach auf der zu den Bahamas gehörenden Exumas-Inselgruppe.
© Shutterstock

Sehnsuchtsort Bahamas: Mit Schweinen schwimmen

Schwimmende Schweine? Die sind ein echter Touristen-Hotspot auf den Bahamas. Aber auch darüber hinaus begeistert das karibische Archipel mit Traumstränden und einem entspannten Lebensgefühl. Und kulinarisch treffen sich hier bodenständige Bahamas-Gerichte und internationale Gourmetküche auf höchstem Niveau.

Ronaldo ist mit Mitte 20 schon ein Muschel-Profi. Nach der Bestellung greift der junge Bahamaer eine Conch, bohrt ein Loch in die harte Schale und zieht geschickt das gesamte Muschelfleisch heraus. Dann säubert er das Fleisch und schneidet es in kleine Stücke, bevor weitere Zutaten folgen: Paradeiser, Zwiebel, Paprika, etwas Habañero und schließlich einige Spritzer Limette. Alles zusammen ergibt eine köstliche, traditionelle Spezialität der Bahamas. Conch ist die kulinarische Königin im Karibik-Staat. Und der Salat, den Ronaldo am Open-Air-Stand der Strandbar »Chat’n’Chill« damit zubereitet hat, schmeckt frisch mit angenehmer Schärfe.

Die Bar mit dem Conch-Stand befindet sich auf Stocking Island, eine kurze Bootsüberfahrt von Great Exuma entfernt, der Hauptinsel der Exumas – und dem ersten von drei Stopps beim Insel-Hopping auf den Bahamas. Von George Town, der Hauptstadt Great Exumas, kann man mit einem Speedboat in einem Tagesausflug viele kleine Inseln abfahren, die sich Berühmtheiten als Luxus-Refugium gekauft haben. »Die da drüben gehört dem Magier David Copperfield und die da der Country-Musikerin Faith Hill!«, erklärt »Captain Sugar« von »Sugar Adventures«. Und er erzählt uns, dass die »Thunderball Grotto« berühmt wurde, weil sie in den 1960er-Jahren Drehort für den gleichnamigen »James Bond«-Klassiker (in der deutschen Fassung »Feuerball«) war.

Big Pig Beach

Auf der gesamten Bootstour hat man den Eindruck, als befinde man sich in der Fotoidylle eines Urlaubskatalogs. Überall tauchen neue Inseln im türkisblauen glasklaren Wasser auf. Selbst das wird dann aber plötzlich zweitrangig. Warum? Weil auf einmal freilaufende Hausschweine an einem Strand in Sicht kommen – und damit eine der größten Touristenattraktionen der Bahamas. Der Captain steuert mit gedrosseltem Motor Pig Beach auf Big Major Cay an und die braunen, rosigen und schwarzen Tiere werden sofort aufmerksam, denn sie wittern Futter. Die Schweine recken ihre sandigen Nasen in die schwül-warme Luft, staksen auf ihren dünnen Beinen ins Wasser und schwimmen los. Einige Urlauber springen so furchtlos wie euphorisiert ins Wasser, um dazwischen mit zu planschen. Was für eine surreale Begegnung!

Wie genau die Tiere hierhergekommen sind, ist nicht ganz klar. Angeblich wurden ihre Vorfahren entweder von Piraten hierhergebracht oder sie sind die Nachfahren der Überlebenden eines Schiffsunglücks. Oder – am wahrscheinlichsten – sie wurden Ende der 1990er-Jahre von zwei Aussteigern auf die Insel gebracht als lebendige Nahrungsreserve für den Fall einer Millenniums-Apokalypse. Der Weltuntergang blieb aus, die Tiere auf der Insel – und sind heute eine der größten Touristenattraktionen der Bahamas.

Abaco Island

Nach dem Trubel ist zum Schluss der Reise noch einmal Zeit für bahamische Gelassenheit: im Norden, auf Abaco. Statt ins Flugzeug zu steigen, geht es unter Einheimischen und mit erhöhtem Abenteuerfaktor aufs Postboot – eines dieser Boote, die ursprünglich für die Versorgung der vielen Inseln zuständig waren und noch sind. Auch das »Legacy« nach Abaco wird reichlich beladen – von Lebensmitteln bis zur Waschmaschine ist alles dabei. Selbst Autos werden mit einem Kran verladen, bevor es sich in Bewegung setzt. Ein Abendessen und eine Nacht auf einer Pritsche später legt es in Marsh Harbour an. Die Hauptstadt von Abaco ist von überschaubarer Größe und gibt einen Vorgeschmack auf die Gemütlichkeit der zweitgrößten Inselgruppe der Bahamas.

Geprägt sind die Abacos in vielfacher Hinsicht durch ihre Nähe zu den USA. Bei manchen Bars und Restaurants könnte man daher glauben, plötzlich in den Staaten gelandet zu sein – die Küste Floridas ist schliesslich nicht einmal 300 Kilometer entfernt. Auf einer Autofahrt über die langgestreckte Inselkette entdeckt man viele kleine, einfache Dörfer und etliche fantastische Strände. Am Windward Point oder am Tahiti Beach kann man zur Abkühlung ins schillernde Blau eintauchen, sich auf die Suche nach Muscheln machen – oder einfach unter einer Palme sitzen. Auf dem Wasser sieht man dann immer wieder Segelboote vorbeiziehen, gelten die Abaco-Inseln doch als Paradies für Segler.

Auch beim abendlichen Zwischenstopp bei »Pete’s Pub« liegen einige vor Anker. Die Stimmung in der Bucht bei Little Harbour ist tiefenentspannt. Die meisten Gäste sind barfuß und kommen, mit einem Drink in der Hand, miteinander ins Gespräch. Doch es lohnt sich auch über den Inselrand von Great Abaco zu schauen. Schließlich wird der Archipel von zahlreichen kleineren, riffähnlichen Inselchen flankiert. Elbow Cay ist eine davon und mit der Fähre nur einen Katzensprung von Marsh Harbour entfernt. Dort spaziert man in Hope Town durch hübsche Gässchen mit Holzhäusern in Pink, Türkis oder Hellblau. Auf der Veranda von »Cap’n Jack’s« hat man den Leuchtturm im Blick, während der Tag und die Reise ausklingen: bei einem Cocktail und einer letzten Schale Conch.

Der «Ocean Club» auf Nassau war nicht nur Drehort von «Casino Royale», neben Daniel Craig als 007 waren auch Stars wie Sophia Loren und Elvis hier bereits zu Gast.
© The Ocean Club / A Four Seasons Resort Bahamas
Der «Ocean Club» auf Nassau war nicht nur Drehort von «Casino Royale», neben Daniel Craig als 007 waren auch Stars wie Sophia Loren und Elvis hier bereits zu Gast.

New Providence

Weit geschäftiger als auf den gemütlichen Exumas geht es auf New Providence und in der Bahamas-Hauptstadt Nassau zu. Und obwohl es auch auf den Exumas die eine oder andere sehr feine Adresse zum Dinieren gibt, findet man die größte Vielfalt hier auf dieser Insel. Schließlich leben rund drei Viertel aller Bahamaer da und auch die meisten der Bahamas-Urlauber landen während ihres Aufenthalts irgendwann auf der Insel – ob nun für ein paar Tage, einen Zwischenstopp oder nur einige Stunden wie die vielen Karibik-Kreuzfahrer. Letztere strömen Tag für Tag aufs Neue am Pier in Nassau aus den Schiffsgiganten. Dann bummeln sie auf Blitzbesuch zwischen pas­telligen Kolonialhäusern, trinken knallige Cocktails wie Bahama Mama und kaufen Souvenirs auf dem alten Straw Market.

Früher, bis ins 18. Jahrhundert, war das noch anders, da legten hier noch deutlich rauere Gestalten an: Piraten torkelten damals durch die Gegend und hätte man die nach ihrem Lieblingsgetränk gefragt, hätten sie wohl »Rum!« gelallt. Den kann man heutzutage ganz kultiviert trinken – bei einem Tasting in der »John Watling«­Brennerei in einer alten Villa auf dem historischen Buena-Vista-Anwesen etwa.

Um die typische Küche der Bahamas kennenzulernen, ist hingegen der Arawak Fish Fry außerhalb von Downtown eine beliebte Anlaufstation. Vor allem für Einheimische sind die bodenständigen Restaurants, die »Twin Brothers« oder »Oh Andros« heißen, ein Treffpunkt. Die einfachen Holzhäuschen in bunten Pastellfarben mögen zwar recht klein sein. Abends aber sind sie mitunter zum Bersten gefüllt und die Portionen, die serviert werden, sind so mächtig, dass sie kaum zu schaffen sind. Auch hier türmen sich die leeren Schalen der Conch im Wasser auf, die im Salat und zu bällchenförmigen Fritters verarbeitet wurden. Doch es stehen auch Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte auf der Karte.

Paradise Island

Eine Institution für diese bahamische Comfort-Food-Küche findet man auch etwas versteckt gelegen in Downtown. Das »Bahamian Cookin’«-Restaurant wird seit Jahrzehnten familiengeführt und ist dabei generationsübergreifend fest in Frauenhand. Die Mutter steht noch in der Küche, die Tochter serviert. Es ist zudem einer der Zwischenstopps auf der Food-Tour durch Downtown-Nassau – einem vielseitigen Streifzug, der Nassau-Highlights mit Kulinarik und den Spuren der langen Kolonialgeschichte verbindet. So steht etwa Queen Victoria im Zentrum nach wie vor auf einem Sockel. Die Bahamas gehören bis heute zum Commonwealth.

Auch das wahrscheinlich geschichtsträchtigste Hotel der Bahamas liegt auf dem Weg der Food-Tour. In den rosafarbenen Mauern des »Graycliff« steckt eine bewegte, mehr als 300-jährige Historie, in die Piraten, Adlige und zahlreiche illustre Persönlichkeiten involviert waren. Heute strahlt diese karibische Oase mit dem außergewöhnlich handbemalten Pool und dem üppigen Garten eine nostalgische Eleganz aus. Im Hotel-Restaurant gibt es passend dazu eine Mischung aus italienischer und französischer Küche. Nebenan werden in einer Manufaktur zudem Zigarren gedreht und in der Chocolaterie feine Pralinen hergestellt.

Darüber hinaus gibt es für Fine Dining auch in Downtown feste Größen wie das »Café Matisse«. Die meisten Feinschmecker-Restaurants finden sich allerdings in den großen, modernen, teils sehr luxuriösen Hotelanlagen in Baha Mar oder auf Paradise Island. Letztere ist mit einem Wassertaxi oder über eine der Brücken schnell zu erreichen und hat eine rasante Entwicklung erlebt: Besuchten vor einigen Jahrzehnten lediglich die Nassauer die vorgelagerte Insel für Wochenendausflüge, ist sie mittlerweile zu großen Teilen in Urlauberhand – mit Malls, Villen und besagten Resorts. Vor allem das »Atlantis«-Hotel dominiert den Blick.

Ein riesiger Komplex, in dem Restaurants von Michelin-gekrönten Berühmtheiten wie Nobu Matsuhisa und José Andrés zu finden sind. Zu den Highlights von Paradise Island zählt zudem der Cabbage Beach, ein weißer Traumsandstrand. Hier badete bereits Daniel Craig als James Bond. Gedreht hat er damals im »Ocean Club«, wo man heute bei einem »Vesper Martini« den Blick über Strand und Meer schweifen lassen kann.


 

Great Exuma

Hotels

SANDALS EMERALD BAY*****
Luxuriöses Resort in wunderschöner Strandlage. Zur Anlage gehören auch ein Spa, ein Golfplatz und elf Restaurants.
Queens Highway, Great Exuma
T: +1 888 7263257, sandals.com/emerald-bay

Restaurants

23 NORTH AT GRAND ISLE RESORT
Eines von drei Restaurants im stilvollen «Grand Isle Resort», einem Villenresort am Emerald Beach mit gehobener, karibischer Küche.
Rokers Point Settlement, Great Exuma
T: +1 305 3510588, grandisleresort.com

Bars

CHAT’N’CHILL
Karibik-Gefühl pur! Relaxte Strandbar mit Conch-Salat-Stand auf Stocking Island.
1 Stocking Island, Volleyball Beach Stocking Island
T: +1 305 5045100, chatnchill.com

Tour

SUGAR ADVENTURE COMPANY
Aufregende Touren mit dem Speedboat. Es geht u. a. zur «Thunderball»-Grotte und zum Schwimmen mit Schildkröten und Haien – und natürlich zu den berühmten Schweinchen am Pig Beach.
T: +1 242 5248093, sugaradventure.com

New Providence/Nassau

Hotels

ROSEWOOD BAHA MAR
Grosses Luxus-Resort unter den Anlagen in Baha Mar, direkt am Cable Beach – mit Pool, Spa und einem Stück Privatstrand.
One Baha Mar Blvd, Nassau
T: +1 242 7888500, rosewoodhotels.com

OCEAN CLUB, A FOUR SEASONS RESORT
Berühmter 007-Drehort, direkt am beliebten Cabbage Beach auf Paradise Island. Zu den Restaurants zählt auch das «Dune» des Michelin-prämierten Kochs Jean-Georges Vongerichten.
One Ocean Drive Paradise Island Nassau N.P
T: +1 242 3632501, fourseasons.com/oceanclub

ISLAND HOUSE
Wunderschönes Boutique-Hotel in Nassau mit Pool und grossem Garten. Ein italienisches Restaurant, und das «Mogano» vom Michelin-ausgezeichneten Koch Giorgio Locatelli gibt es auch.
Mahogany Hill Western Rd, Nassau
T: +1 242 6986300, the-island-house.com

ATLANTIS
Eindrucksvoller Hotelkomplex auf Paradise Island, mit Casino und Wasserpark. Berühmte Köche wie Nobu Matsuhisa and José Andrés betreiben hier Restaurants.
One Casino Drive, Suite 41, Paradise Island
T: +1 242 3633000, atlantisbahamas.com

Restaurants

CAFÉ MATISSE
Fine Dining & italienische Küche mit Fleisch-, Fisch- und Meeresfrüchtegerichten im stilvollen Ambiente.
Bank Lane, Nassau
T: +1 242 3567012, cafematissenassau.com

BAHAMIAN COOKIN’
Familiäres, einfaches Restaurant in Downtown-Nassau mit typischer, köstlicher Bahamas-Küche und grossen Portionen.
Parliament Street, Downtown, Nassau
T: +1 242 3280334, bahamiancookin.com

GRAYCLIFF
Ein feines Restaurant und Hotel mit Zigarrendreherei und Chocolaterie. Der Pool mit den handbemalten Fliesen ist ein äusserst fotogener Hingucker.
W Hill St, Nassau
T: +1 242 302 9150, graycliff.com

Bars

COMPASS POINT
Die Bar ist ein idealer Ort, um mit typischen Karibik-Cocktails den Sonnenuntergang zu beobachten.
Compass Point Beach Resort, W Bay St, Nassau
T: +1 242 3274500, compasspointbeachresort.com

PIRATE REPUBLIC BREWING
Wer einmal genug von all den bunten Cocktails hat, findet im Brew-Pub von Pirate Republic Brewing eine gute Auswahl an selbstgebrauten Craft-Bieren.
Woodes Rodgers Walk, Nassau
T: +1 242 328 0612, piraterepublicbahamas.com

Touren

TRU BAHAMIAN FOOD TOUR
Kulinarische Entdeckungstour durch das Zentrum Nassaus – in der Regel inklusive Rumkuchen, Conch und feinen Pralinés.
T: +1 242 6011725, trubahamianfoodtours.com

Abaco

Hotels

ABACO BEACH RESORT
Urlaubs-Strandresort am Rand von Marsh Harbour mit zwei Pools, einer Marina und umfangreichen Wassersportangeboten.
Bay St, Marsh Harbour
T: +1 242 3672158, abacobeachresort.com

Restaurants

FIREFLY BAR & GRILL
Das Restaurant mit internationaler Küche ist Teil des Firefly Resorts auf der kleinen Insel Elbow Cay.
Centre Line Rd, Elbow Cay
T: +1 843 4924337, fireflysunsetresort.com

CAP’N JACK’S
Von Conch bis Schweinecôtelettes mit Bahamas-typisch üppigen Beilagen.
Unnamed Road Elbow Cay Hope Town
T: +1 242 6993067, capnjackshopetown.com

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2023

Zum Magazin

Sascha Rettig
Sascha Rettig
Mehr zum Thema
Fisch
Würziges Wels-Sandwich
Starchef Marcus Samuelsson aus dem «Red Rooster» in New York verrät in dem Kochbuch «The World...