© Dr. Kosch

Dr.Kosch schließt: Düsseldorfer Sternekoch geht auf Weltreise

Volker Drkosch schließt sein Sterne-Restaurant am 16. Dezember – aus einem simplen Grund: Der Gastronom will die Welt bereisen. Im Interview spricht er über seine Pläne und erzählt, warum er ausgerechnet jetzt auf Weltreise geht.

Düsseldorf ist ab Mitte Dezember um ein Sternekokal ärmer. Gastronom Volker Drkosch schließt sein Restaurant in der Roßstraße aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen, im Gegenteil: Drkosch und seine Partnerin gehen auf Weltreise. Los geht es Mitte nächsten Jahres in Kolumbien – und von da aus weiter ohne konkreten Plan in die Welt. Das Kochen wird der Spitzenkoch aber nicht aufgeben, es ist schließlich seit mehr als 35 Jahren fester Bestandteil seines Lebens. Er hat mit Berühmtheiten wie Dieter Müller und Hans Haas gearbeitet, in Frankfurt, Berlin und Düsseldorf Sterne erkocht – und schließlich 2017 sein eigenes Lokal, das Dr.Kosch, in Düsseldorf eröffnet. Bereits ein Jahr später folgte auch dort der Stern. Nun ist nach sechs Jahren Schluss. Am 16. Dezember wird der gebürtige Bayer ein letztes Mal für seine Gäste in Pempelfort kochen und den Applaus auf seiner persönlichen Bühne genießen.

 

Falstaff: Herr Drkosch, Sie geben ihr Restaurant auf, um die Welt zu bereisen. Wieso?

Volker Drkosch: Den Wunsch haben meine Partnerin und ich schon länger. Der ausschlaggebende Punkt war unser erster Besuch im afrikanischen Uganda während der Pandemie. Wir waren auf Selbstfahrer-Safari und von der Freiheit, die das Leben bieten kann, begeistert.

Warum ausgerechnet jetzt, mit 54 Jahren, und nicht erst im Ruhestand?

Ich war noch nie so sportlich wie jetzt. Warum sollten wir bis zur Rente warten? Wir haben den großen Luxus, dass wir unabhängig sind. Meine drei Kinder sind alle erwachsen, wir haben kein Haus oder Tiere, um die wir uns kümmern müssen, finanziell geht es uns gut. Wir können frei entscheiden. Es ist der ideale Zeitpunkt.

Viele Gastronomen in Deutschland sorgen sich um ihre wirtschaftliche Zukunft. Hat diese Ungewissheit auch für Sie eine Rolle gespielt?

Klar war: Wenn ich so weitermache wie bisher, muss ich mich neu definieren und aufstellen. Es hätten sich Lösungen gefunden, aber wir haben uns dazu entschieden, auf dem Zenit aufzuhören. Wir sind wirtschaftlich erfolgreich, das Restaurant ist voll, der Stern ist da – was will ich mehr?

Wird ihre Reise eine Art »Work & Travel 50+ «?

Ich arbeite super gerne. Man kann Kreativität schließlich nicht einfach ausschalten. Mein Vorteil ist: Als Gastronom kann ich weltweit arbeiten. Egal, ob ich eine Strandbar betreibe oder auf einem Weingut arbeite – ich kann einfach loslegen.

Tauscht Küche gegen die Welt: Dr.Kosch bei der Arbeit.
Tauscht Küche gegen die Welt: Dr.Kosch bei der Arbeit.

»Planlos geht der Plan los«, heißt es so oft. Wie ist der Stand?

Wir haben noch kein festes Startdatum, aber es wird Mitte des nächsten Jahres losgehen. Unsere Reise wird vermutlich in Bogotá, Kolumbien, starten – und weil mein Spanisch noch etwas rudimentär ist, wird das Jobben sicherlich dabei helfen, die Sprache schneller zu lernen. Ich denke, dass sich aus einer Situation die nächste ergibt.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf die Naturerlebnisse und den Mix. Sowohl in Afrika als auch Südamerika hat man vieles vereint: Meer, Berge, Gletscher, Urwald – es gibt nichts, was es nicht gibt. Zwischen Antarktis und Karibik ist vieles möglich.

Wie wirkt sich das nahende Ende auf den Restaurantbetrieb aus? Bleibt da überhaupt Zeit, sich um eine Weltreise zu kümmern?

Vor uns stehen die sechs bis acht stärksten Wochen im Jahr. Wir sind bis zum letzten Tag komplett ausgebucht. Wir warten deshalb ab, bis das Wintergeschäft vorbei ist und im Januar überlegen wir, wie es weitergeht. Das Restaurant steht schon zum Verkauf.

Wenige Menschen trauen sich mitten im Leben einen »Cut« zu machen. Welche Reaktionen bekommen Sie auf ihre Entscheidung?

Wir bekommen ausschließlich positive Rückmeldungen. Viele bedauern auch, dass sie selbst nicht mutig genug waren oder sind, diesen Schritt zu gehen. Ich glaube, wenn mehr Menschen sich das trauen würden, hätten sie vielleicht ein schöneres letztes Lebensdrittel.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin