Einmal im Jahr wird das Innerste von Kürbissen offen gelegt.

Einmal im Jahr wird das Innerste von Kürbissen offen gelegt.
© Joshua Resnick/Shutterstock

Faszinierende Giganten: Eintauchen in die Welt der Kürbisse

Die Feldfrucht erwies sich bereits lange Zeit vor ihrem Beliebtheitsschub zu Halloween als wahres Multitalent.

In wenigen Wochen kann man die Kürbis-Saison offiziell als eröffnet betrachten: Besonders ab Oktober und während Halloween gibt es die Giganten wieder in Hülle und Fülle. Danach verschwinden sie oft nach der Devise »Aus den Augen, aus dem Sinn« aus vielen Köpfen und auch aus einigen Küchen. Doch der Kürbis hat oft weit mehr zu bieten als zu einer hübschen Dekoration zu werden.

Interessant zu betonen ist, dass der Kürbis kein »traditionelles« Gemüse ist, denn er entsteht aus einer bestäubten Blüte und wächst an einer einjährigen Pflanze. Dadurch wird von ihm aus botanischer Sicht oft als Beere gesprochen. Vor allem Hobbygärtner versuchen sich immer wieder an der »Zucht« der sogenannten Panzerbeere. Beispielsweise brachte der größte Kürbis der Welt aus dem Jahr 2016 stolze 1190,49 Kilo auf die Waage. Allerdings gelten derartig große Kürbisse aufgrund ihres oft hohen Wasseranteils als eher ungenießbar.

Eindrucksvoller Zeitzeuge

Nur wenige wissen, dass die Feldfrucht zu einem der frühsten Zeichen der menschlichen Zivilisation zählen. Sie können sogar neben der Entdeckung des Feuers, der Erfindung des Rads sowie der Einführung der Elektrizität als wahres Urgestein der Menschheitsgesichte betrachtet werden. Nach heutigem Wissensstand könnte der Vorfahre des Gartenkürbis eine der ersten »domestizierten« Pflanzen sein.

In weiterem Sinn könnte die Kultivierung und die Anpflanzung des Gewächses sogar den Übergang von der ursprünglichen Nomadenzeit bis hin zur Sesshaftigkeit symbolisieren. Derzeit soll es weltweit bis zu 1200 unterschiedliche Arten der beliebten Feldfrucht geben, der Kürbis gilt sogar auf (fast) jedem Kontinent vertreten. Durch seine zahlreichen Einsatzmöglichkeiten im gastronomischen Bereich, stellt der Kürbis schon seit langem einen idealen Speisenbegleiter dar. Den vollständigen Artikel zur Geschichte des Kürbis und dessen Verwendung finden Sie hier.

Herbstzeit ist Kürbiszeit. Doch richtig gelagert lassen sich Kürbisse fast das ganze Jahr hindurch essen.
© EyeEm/Getty Images
Herbstzeit ist Kürbiszeit. Doch richtig gelagert lassen sich Kürbisse fast das ganze Jahr hindurch essen.

Ein glücklicher Zufall

Fritz-Gerald Schröder, Professor für Gemüsebau und Gewächshausmanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, hingegen will den Grund, warum der Kürbis in Europa so beliebt wurde, kennen. Laut ihm geht sein Erfolg auf Karl den Großen zurück, der im Jahr 812 eine Verordnung für Landgüter erließ. In dieser wurden Richtlinien für den Anbau von Gemüse, Obst und Wein festgelegt. Das »Capitulare de villis« hat einen bedeutenden historischen Einfluss und prägt die Welt der Feinschmecker bis heute. Viele Gemüse- und Obstsorten wurden dadurch in Europa heimisch, und der Flaschenkürbis ist eine von ihnen, der in der umfangreichen Liste zu finden ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Nahrungsmitteln haben Kürbisse den Vorteil, dass sie vielseitig außerhalb der Küche verwendet werden können. In der indischen Stadt Miraj, beispielsweise ist ein besonders berühmtes Musikinstrument zu Hause – die »Tanpura«. Sie erinnert an das Saiteninstrument »Sitar«. Die Handwerker, die diese Instrumente herstellen, verwenden einen speziellen Zierkürbis als Rohmaterial. Dieser Kürbis verholzt schnell und wird dadurch härter. Sie höhlen ihn aus und lassen ihn dann mehrere Monate lang in der Sonne trocknen.

Kürbisse und Kulinarik

In den USA haben Kürbisse zu »Thanksgiving« eine besondere Rolle, sie werden zum »Pumpkin Pie«. Die etablierte Mürbteigtarte wird traditionell mit einer Füllung aus Kürbisfleisch, Crème fraÎche, Eiern und Zucker belegt, als Gewürze werden hier Nelken, Zimt und Ingwer verwendet. Natürlich gibt es den Kuchen in zahlreichen Variationen.

In vielen Küchen werden Kürbisse sowohl reine als Deko-Elemente als auch als essbare Dekoration genutzt. Viele Gastronomen kombinieren den Kürbis mit starken Gewürzen oder mit sauren Komponenten, um diesen optimal zur Geltung zu bringen. Aber die vielseitige Feldfrucht kann nicht nur als herzhafte Beilage genutzt werden, sie kann auch als Grundlage von Brot, Eis oder aufwendigen Desserts dienen. Oftmals werden sogar die Kürbisblüten genutzt, um für gastronomische Highlights zu sorgen.

Butternusskürbis
© Earl Gibson III for the HFPA
Butternusskürbis

Das Symbol von Halloween

Trotz der vielen abwechslungsreichen Verwendungsmöglichkeiten ist der Kürbis vielerorts vor allem als eines bekannt: Als Laterne. Das Fruchtgemüse erhält zu Halloween seinen ultimativen Platz im Rampenlicht. Aber woher genau kommt der Brauch? Ursprünglich soll diese Tradition aus einer Mischung des irischen Festes »All Hallows Eve« und dem keltischen Fest »Samhain« stammen.

In einer irischen Legende wurde erzählt, dass ein Mann namens Jack nach seinem Tod weder in die Hölle noch in den Himmel aufgenommen wurde. Stattdessen wurde er dazu verurteilt, für ewig auf der Erde zu wandern mit einer ausgehöhlten Rübe, in der sich glühende Kohlen befanden, als einzige Lichtquelle. Im Laufe der Zeit etablierte sich daraus der Begriff »Jack-o-Lantern« für die Laterne und aus der ausgehöhlten Rübe wurde schließlich ein Kürbis. Der Rest ist Geschichte.


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Der Kürbis ist das ultimative Symbol für Halloween
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