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Fine-Dining-Szene in der Krise: Sternerestaurant »Ernst« in Berlin kündigt Schließung an

Berliner Spitzenkoch Dylan Watson-Brawn gibt das Ende seines mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurants »Ernst« bekannt, während die Fine-Dining-Szene in der Stadt und darüber hinaus mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen hat.

Schluss mit »Ernst«. Dylan Watson-Brawn, Chef des renommierten Berliner Restaurants, das auf Platz 55 der weltbesten Restaurants geführt wird, hat angekündigt seine Türen Ende 2024 zu schließen. Diese Entscheidung alarmiert die Gourmetszene und wirft ein Schlaglicht auf die aktuellen Schwierigkeiten, denen Gastronome gegenüberstehen.

Der Weg von Watson-Brawn in die Welt der Spitzenküche begann schon in seiner Jugend. Der Kanadier studierte regelrecht das  »The French Laundry Cookbook« und überraschte seine Eltern morgens mit Austern und Lachs-Rillette. Mit 16 Jahren reiste er mit seinem Vater nach Japan und arbeitete schließlich im mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten »Ryugin« in Tokio, wo er als erster nicht-japanischer Koch eine Lehre absolvierte.

Einzigartige Interpretationen

Die Entscheidung, nach Berlin zu ziehen, wurde damals noch durch die günstigen Mieten beeinflusst. Hier begann er private Essen in seiner Wohnung anzubieten, bevor er das »Ernst« eröffnete und die kulinarische Welt mit seinen einzigartigen Interpretation der Feinschmeckerküche eroberte.

Mit nur acht Plätzen am Tresen und einem Abendmenüpreis von 250 Euro hat das »Ernst« seit seiner Eröffnung für Aufsehen gesorgt. Das Restaurant wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, und erst im Jahr 2022 wurde Watson-Brawn zum Koch des Jahres gekürt.

Einer der Hauptgründe für die Schließung ist, dass das »Ernst« in letzter Zeit zu oft mit leeren Plätzen konfrontiert war. Wie kann das sein in der Kulinarik Hochburg Berlin? Branchenexperten weisen auf die steigenden Kosten, den Personalmangel und die veränderten Erwartungen der Gäste hin, die sich aufgrund von Inflation, Rückzahlungen von Corona-Hilfen und anderen Faktoren ergeben haben.

Steigenden Kosten und sinkende Kaufkraft

Diese Herausforderungen sind nicht auf Berlin beschränkt. Die gehobene Gastronomie hat weltweit mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.

Watson-Brawn plant, sich künftig auf sein Tagesrestaurant »Julius« zu konzentrieren, das eine zugänglichere kulinarische Erfahrung bieten soll. Dies ist ein weiteres Zeichen für den Wandel in der Fine-Dining-Branche, da immer mehr Spitzenrestaurants auf günstigere und weniger formelle Angebote umschwenken, um die sich verändernden Bedürfnisse der Gäste zu erfüllen.

Bernhard Moser, Gründer von »EatBerlin« und Vorsitzender der »Flagship«-Gruppe beim Dehoga-Landesverband, schlägt auf seiner Facebook Seite ebenfalls Alarm und warnt vor einer bevorstehenden Katastrophe für die Branche. Er betont die steigenden Kosten und die sinkende Kaufkraft der Gäste als Hauptprobleme und fordert die Politik auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die gehobene Gastronomie zu unterstützen.

 


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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