Neue Bioweine sollen für gute Erträge sorgen.

Neue Bioweine sollen für gute Erträge sorgen.
Symbolbild Weinbaugebiet Mosel © Shutterstock

Hitzerekorde und Wasserknappheit: Warum Bioweine dem Klimawandel trotzen

Vor allem »Souvignier Gris« oder »Muscaris« haben ein großes Potential, trotz der Auswirkungen des Klimawandels gute Erträge zu liefern.

Das vergangene Jahr war das wärmste seit es Temperaturaufzeichnungen gibt. Für den Weinanbau in Europa liegen noch keine belastbaren Zahlen für das vergangene Jahr vor, doch Branchen-Kenner erwarten aufgrund der Wetterlage signifikante Ertragsrückgänge. Als Ausnahme werden allerdings Winzer, die auf biologischen Anbau mit hoher Biodiversität in Verbindung mit Konzepten von Agroforst und Wasserretention setzen, genannt.

»Mit dem Dürre-Sommer 2022 kamen Delinat-Winzer erwartungsgemäß gut zurecht«, bestätigt der Vertriebs- und Marketingleiter des Biowein-Vertriebs, Michel Fink. »Unsere Bioweine kommen ausnahmelos aus Weinbergen mit hoher Biodiversität.« Die Schweizer Bio-Pioniere aus St. Gallen, die bereits seit 42 Jahren ausschließlich Weine aus biologisch vielfältigen Weinbergen anbieten, haben dabei anspruchsvolle Richtlinien für ihre Winzer-Partner angesetzt. Diese seien viel weiter gefasst als jedes bekannte Bio-Siegel in Europa, so Fink weiter.

Erhöhter Humusaufbau

Vereinfacht zusammengefasst präsentiere sich dies laut Fink so: Das wertvolle Ökosystem Weinberg wird durch Biodiversifizierung soweit stabilisiert und harmonisiert, dass Pflanzenschutzmaßnahmen auf ein Minimum reduziert werden können. Bäume, Sträucher, Blumen, Stein- und Holzhaufen machen den Weinberg zum Anziehungsraum von Insekten, Vögeln und Kleintieren und tragen zu einem deutlich erhöhten Humusaufbau bei. Und natürlich darf keinerlei Chemie eingesetzt werden.

»Mehr und mehr Winzer in Europa sehen in unserem Weg die Zukunft des Weinbaus«, stellt Michel Fink fest, »insbesondere angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der gestiegenen Zuwendung der Konsumenten zu reinen, unbelasteten Lebensmitteln«. Rund 3.000 Hektar Weinberge in Europa sind bereits nach den strikten Delinat-Richtlinien zertifiziert.

Agroforst-Konzepte und neue Traubensorten

Dazu zählen auch die 27 Hektar des Bio-Weingutes Lenz in Iselisberg im Schweizer Kanton Thurgau. So vinifizieren die Inhaber Karin und Roland Lenz 60 Weine aus 35 Weinsorten – davon über 90 Prozent sogenannte PIWI-Sorten, wie z.B. Sauvignac, Solaris oder Léon Millot. Pilzwiderstandsfähige Trauben, die bei vielen Verbrauchern noch nicht wirklich präsent sind, denen aber die Zukunft gehören wird, wie auch Delinat prognostiziert.

»Allein die Kombination von Biodiversität und dem Anbau dieser neuen Sorten garantiert einen zukunftsfähigen Weinanbau in Europa«, erklärt der Schweizer Winzer, »wir machen damit auch ökonomisch beste Erfahrungen und haben selbst im herausfordernden Jahr 2022 sehr gute Erträge erzielt.«

Vielversprechende Perspektiven in Spanien

Vergleichbare Botschaften kommen aus dem spanischen Penedes (Katalonien), wo die Bio-Avantgardisten vom Weingut Albet i Noya mit den PIWI-Sorten besonders ertragreiche und auch sehr ausdrucksstarke Weine produzieren. Die traditionellen spanischen Sorten wie Xarello, Macabeu, Parellada, Tempranillo oder Garnacha erfahren nicht nur in dieser Bodega eine zunehmende Ergänzung von robusten Sorten, die in den besonders niederschlagsarmen Anbauregionen Spaniens, im Zusammenspiel mit Agroforst-Konzepten wie beim valencianischen Weingut Pago Gran Cass, vielversprechende Perspektiven aufzeigen. Seit vielen Jahren arbeitet das Weingut dazu mit dem Schweizer PIWI-Züchter Valentin Blattner zusammen. Auch im südfranzösischen, hauseigenen Weingut Chateau Duvivier, auf dem Delinat seit 1990 Weinbauforschung betreibt, werden hochwertige Bio-Weine im Einklang mit der Natur erzeugt.

Das Weingut in der Provence ist zugleich Modellbetrieb für den Weinanbau der Zukunft, wo hunderte Bäume und Sträucher in um die Reben gepflanzt werden, Wasserretentionsflächen dem Wasser Zeit geben zum versickern und der Anbau neuer Sorten getestet werden. Das dort erworbene Wissen wird über Beratungen, Publikationen und regelmäßigen Weiterbildungsseminaren an Partnerwinzer weitergegeben.

Zukunftsfähig

Auch die beiden deutschen Bio-Weingüter Weingut zur Römerkelter (Mosel) von Timo Dienhart oder das Weingut Hirschhof (Rheinhessen) von Ellen und Tobias Zimmer haben schon jahrelange Erfahrung mit derartigen Konzepten für den Weinanbau und den neuen PIWI-Sorten und bestätigen die Kollegen aus der Schweiz, Frankreich und Spanien: Diese neuen Bioweine, wie beispielsweise Souvignier Gris oder Muscaris haben ein großes Potential, trotz der Auswirkungen des Klimawandels gute Erträge zu liefern.

»Wir sind davon überzeugt«, so Michel Fink, »dass in den nächsten Jahren weitere europäische Winzer auf ökologischen Anbau umstellen werden, weil Biodiversität im Weinberg, die Methoden der Agroforst und Permakultur in Kombination mit den neuen robusten Sorten zukunftsfähiger sind.«


Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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