Das Weingut liegt etwa 30 Kilometer südlich von Tijuana.

Das Weingut liegt etwa 30 Kilometer südlich von Tijuana.
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Sautters sonderliche Schoppen: Petite Sirah, L.A. Cetto

Falstaff Deutschland Wein-Chefredakteur Ulrich Sautter stellt in unregelmäßigen Abständen besondere Weine vor. Diesmal: Baja California Petite Syrah aus Tijuana, Mexico.

Mexiko ist bekannt für Tequila, für feuerscharfe Chilischoten und Fussballmannschaften mit robustem Abwehrverhalten. Als Weinbaunation hat man das Land eher nicht auf dem Schirm – wenngleich die Statistik immerhin 45.000 Hektar Reben ausweist, also ziemlich genau so viel wie in Deutschland die beiden größten Anbaugebiete Pfalz und Rheinhessen zusammen. Umso neugieriger war ich, als mir die Probe südamerikanischer Weine fürs Februarheft von Falstaff auch ein paar Muster aus Mexiko auf den Probentisch spülte. Eigentlich aus Versehen, denn bekanntlich zählt Mexiko zu Mittelamerika. Sucht man auf einer Landkarte nach dem Ort, in welchem das Weingut L. A. Cetto seinen Hauptsitz hat, dann erkennt man sogar, dass die von Donald Trump geplante Mauer in nur zwei Kilometern Entfernung vorbeilaufen würde. Die Vororte von San Diego gehen mehr oder weniger fließend in den Ort Tijuana auf der mexikanischen Seite über – nicht von ungefähr trägt die Region hier den Namen Baja California.

Eigenständig im Geschmack

Aus dem etwa 30 Kilometer südlich von Tijuana gelegenen Valle de Guadalupe stammt die hier empfohlene Petite Sirah, die mir ihrer großen geschmacklichen Eigenständigkeit wegen aufgefallen ist. Petite Sirah bekommt man selten reinsortig – oft fällt der Wein dieser im 19. Jahrhundert aus Südfrankreich nach Amerika gelangten Sorte so kernig und rau aus, dass die Winzer ihn lieber als Mosaiksteinchen in einem Blend verwenden, als ihn separat abzufüllen. Anders dieses reinsortige Exemplar aus Baja California: Es hat reifen, mürben Gerbstoff und eine volle, säuredezente Gaumenstruktur, die von einer faszinierenden Salzigkeit durchdrungen ist. Der Eindruck salziger, milder Fülle bleibt sehr lange am Gaumen haften – ein ungewöhnliches Geschmacksbild, das einem auf genussvolle Weise eine Ahnung von Hitze und Trockenheit vermittelt. Totzdem zeigt sich der Duft jugendlich-frisch mit Noten von Schwarzkirsche, Wildkräutern und garrigue.

Vater Syrah, Mutter Peloursin

Die Geschichte der Rebsorte Petite Sirah ist übrigens fast ebenso obskur wie das Weinbauland Mexiko. Erst Gen-Analysen machten vor wenigen Jahren klar, dass die Petite Sirah mit der Sorte »Durif« identisch ist. Mit dem zuweilen als »Petite Syrah« bezeichneten kleinbeerigen Klon der Nordrhône-Sorte Syrah hat Durif keine Gemeinsamkeiten. Vielmehr handelt es sich um eine Zufallskreuzung, die in den 1860er Jahren in einer Rebschule des Botanikers François Durif in der Gegend nördlich von Grenoble entstanden war, mit Syrah als Vater und der Lokalsorte Peloursin als Mutter.

Zurück nach Mexiko – oder besser vielleicht zunächst erst einmal in den Osten der USA, wo im Bundesstaat Virginia das Weingut des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump seinen Sitz hat. Der englische Kollege Andrew Jefford hat es im letzten Jahr besucht – und berichtet auf der website des Decanter, dass dort, wie fast vielerorts in den USA, mexikanische Weinbergsarbeiter als Saisonkräfte tätig sind. Es wird seinen Grund haben, dass die Mexikaner als Arbeitskräfte so beliebt sind. Was sie jedenfalls in ihrer Heimat bei nur 200 Millimeter Jahresniederschlag aus den kargen Flusskies- und Granitverwitterungsböden von Baja California herausholen, stellt ihnen ein exzellentes Zeugnis aus.

2014 Petite Sirah in der Falstaff Datenbank

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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