© Stephan Julliard

Eine Wohnung mit Terrasse in Mailands City zu finden, ist nicht einfach – als sich allerdings die Gelegenheit bot, schlug Neil Barrett sofort zu. Der britische Modedesigner im LIVING-Talk.

27.01.2020 - By Ian Phillips

Mode liegt dem englischen Designer Neil Barrett im Blut. Schon seine Urgroßeltern hatten eine Schneiderei für Offiziersuniformen. Er selbst studierte Herrenmode in London und wurde 1990 direkt nach seinem Abschluss von Gucci angeworben. Nach fünf Jahren wechselte er zu Prada und gründete 1999 sein eigenes Label. Barrett steht für minimalistische Ästhetik und einen innovativen Umgang mit Stoffen; zu seinen Fans zählen Stars wie Brad Pitt, Orlando Bloom, Justin Timberlake und Ewan McGregor.

An seinem kürzlich bezogenen neuen ­Firmensitz in Mailand beschäftigt er rund ­60 Mitarbeiter. Seine Mode ist in 470 Geschäften weltweit erhältlich und inspiriert eine junge wie auch ältere Klientel. Der gemeinsame Wohnsitz mit Ehemann und Geschäftspartner Carlo Barone Lumaga in Sant’Ambrogio, Mailand befindet sich in einem prachtvollen Palazzo aus dem 19. Jahrhundert. Ein Candystore für LIVING …

Die Hausherren im Esszimmer: Neil (l.) setzte auf den Mahagoni-Esstisch seiner Urgroßeltern eine Blechplatte. Die lederbezogenen »Ring Stools« sind von R&Y Augousti, circa 1995. Foto: Matthew Stone; Deckenlampe: »Tube« von Michael Anastassiades.

© Stephan Julliard

Das Esszimmer von der anderen Seite: Neben dem schwarzen Kamin aus dem 18. Jahrhundert, einem Familienerbstück von Neil, steht ein Chippendale-Stuhl aus Mahagoni. Der runde
Spiegel ist aus Siena. Foto oben rechts: »Man in boxers« von Milan Vukmirovic.

© Stephan Julliard

In der Wohnung finden sich auch einige Gegenstände mit Bezug zur Natur: ausgestopfte Tiere, Skulpturen, Jagdtrophäen … Was interessiert Sie an diesen Dingen?
Ich hätte gerne noch mehr Tierpräparate. Hier haben wir nur den Falken. Ich bin fasziniert von Tieren, Insekten und Vögeln. Ich finde, die Natur bringt die schönsten und komplexesten Muster und Formen hervor – die großartigs­ten, inspirierendsten 3-D-Kreationen.

Welche Stücke in der Wohnung haben für Sie die größte persönliche Bedeutung?
Es gibt einige Familienerbstücke. Der schwarz-weiße Polstersessel im Eingangs­bereich gehörte meinem Großvater, ich habe ihn nur neu be­zogen. Und den Schaukelstuhl im Wohnzimmer hat mein anderer Großvater hergestellt, der nahe von Plymouth eine Möbel­firma hatte. Der viktorianische Mahagoni-Esstisch stammt von meinen Urgroßeltern, die die Uniformschneiderei gründeten. Ich habe eine große Blechplatte daraufgelegt, um ihn größer zu machen. Das gleiche Blech habe ich auch für den Küchenboden verwendet.

Markant ist der große Kontrast zwischen Ihrer Wohnung und Ihrem neuen Firmensitz in der Via Ceresio.
Er ist Teil eines Gebäudekomplexes, der früher der Sitz des staatlichen Elektrizitätsunternehmens war. Uns gefiel die Form der Fenster, die sehr an die 1920er-Jahre
erinnert. Den Umbau habe ich mit Freunden vom Mailänder Architekturbüro Storage durchgeführt. Sie vertreten einen sehr modernen Ansatz und verstehen, was ich will. Licht spielt in dem Haus eine wichtige Rolle. Der Grundgedanke war, eine Öffnung in die Mitte zu schneiden, damit man den Himmel sehen kann. Und an unterschiedlichen Punkten in unterschiedlichen Stockwerken sollten diese schwarzen ­Würfel in diese Öffnung hineinragen.
Hier zu arbeiten, ist ein einziges Vergnügen. Das Licht ist unglaublich. Von früh bis spät strömt es von der einen oder der anderen Seite herein und wirft ständig wunder­schöne Schatten auf Böden und Wände. Ich liebe diesen Gegensatz zu meiner dunkleren, nicht ganz so heiteren Wohnung.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 06/2019

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