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Vegane Kochlehre im Fokus: Arbeitsminister Kocher gefordert, während Studie die steigende Nachfrage unterstreicht

Nach einer Phase der Stille rund um die Pläne zur veganen Kochlehre gibt es weiterhin ein Tauziehen hinter den Kulissen.

von Alexandra Gorsche
08. Januar 2024

Die Diskussion um die Einführung einer veganen Kochlehre nimmt wieder Fahrt auf, nachdem sie im Sommer letzten Jahres im Fokus stand (PROFI berichtete). Hinter den Kulissen wird weiterhin um Zustimmung gerungen, wobei die Arbeitnehmervertreter im Bundesberufsausbildungsbeirat (BBAB) sich gegen die Einführung aussprachen. Die Grüne Wirtschaft sieht Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) in der Pflicht, die Initiative zu ergreifen, um die Ausbildung zur »Fachkraft für vegetarische und vegane Kulinarik« voranzutreiben.

Die Entscheidung liegt nun in den Händen der Gremien der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter. Das Arbeitsministerium signalisiert Bereitschaft zur Zusammenarbeit und sucht nach Lösungen. Die Diskussion über die neue Lehre zeigt, dass es Gesprächsbedarf gibt, insbesondere hinsichtlich der Arbeitsmarktmobilität von rein vegan oder vegetarisch ausgebildeten Köch:innen.

Je jünger desto fleischloser

Eine aktuelle repräsenative Studie der FH Wiener Neustadt, im Auftrag der Fachverbände Gastronomie und Hotellerie, wirft dabei ein interessantes Licht auf die Essgewohnheiten der Österreicher:innen. Diese verdeutlicht, dass in jüngeren Altersgruppen die Nachfrage nach fleischlosen Alternativen signifikant höher ist als bei älteren Generationen.

Personen im Alter von 30 bis 39 Jahren geben zu 19 Prozent an, sich vegetarisch zu ernähren, während fünf Prozent sich vegan ernähren. Im Kontrast dazu behaupten lediglich sechs Prozent der 50- bis 65-Jährigen dies, und bei den über 65-Jährigen sind es sogar nur zwei Prozent. Eine überwältigende Mehrheit von 72 Prozent erklärt sich als Allesesser. Diese Gruppe setzt sich zu 54 Prozent aus Männern und zu 46 Prozent aus Frauen zusammen. Im Vergleich dazu beträgt der Frauenanteil bei Flexitarier:innen, Vegetarier:innen und Veganer:innen rund zwei Drittel.

Die Studie legt zudem nahe, dass Haushalte, die sich vegan ernähren, monatlich durchschnittlich 442 Euro für Lebensmittel ausgeben. Bei Allesessern beträgt dieser Betrag 398 Euro. Veganer investieren im Monat durchschnittlich 160 Euro für fleischlose Mahlzeiten im Gasthaus, während Allesesser 145 Euro, Flexitarier 115 Euro und Vegetarier 114 Euro ausgeben.

Unaufhaltsame Entwicklung

Die Grüne Wirtschaft betont die Bedeutung einer zeitgemäßen Ausbildung im Tourismus und fordert, dass Minister Kocher die Ausbildung zur vegetarisch-veganen Fachkraft vorantreibt. »Wir freuen uns über diese Entwicklung beim ÖVP-Wirtschaftsbund«, so die Chefin der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth, zur APA. »Für ein zeitgemäßes Angebot im Tourismus ist es enorm wichtig, dass die Ausbildung zur vegetarisch-veganen Fachkraft nun von Minister Kocher auf Schiene gebracht wird«, fordert Jungwirth.

Arbeitsminister Martin Kocher © BKA/Andy Wenzel
Arbeitsminister Martin Kocher © BKA/Andy Wenzel

Insgesamt scheint die positive Entwicklung hin zu einer stärkeren Berücksichtigung von vegetarischen und veganen Speisen in der Gastronomie und Hotellerie unaufhaltsam. Die Grüne Wirtschaft sieht darin nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch einen Beitrag zum Klima- und Tierschutz. Die Studie unterstreicht, dass die Nachfrage nach fleischlosen Alternativen in jüngeren Gesellschaftsschichten deutlich höher ist als bei älteren. Diese Veränderungen erfordern eine Anpassung in der Ausbildung und setzen eine positive Entwicklung in Gang.

Die Arbeitnehmerseite argumentiert weiterhin gegen eine weitere Zersplitterung des Lehrlingswesens, während die Grüne Wirtschaft darauf hinweist, dass gerade vegetarisch/vegane Jugendliche mit Fleisch nicht in Berührung kommen möchten.

Die Diskussion bleibt offen, aber die positive Entwicklung in Richtung einer vielfältigeren und nachhaltigeren Gastronomie setzt sich fort.

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