Trotz Wetterkapriolen präsentieren sich die Weine des Jahrgangs 2022 ausgeprägt und harmonisch.

Trotz Wetterkapriolen präsentieren sich die Weine des Jahrgangs 2022 ausgeprägt und harmonisch.
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Bilanz: So beurteilt Österreich Wein Marketing das Weinjahr 2022

Ein Überblick über Burgenland, Steiermark und Niederösterreich.

Reife, balancierte Weißweine mit feinem Fruchtspiel, herausragende Rotweine und eine Ernte leicht über dem langjährigen Durchschnitt: Trotz Wetterkapriolen präsentieren sich die Weine des Jahrgangs 2022 laut Österreich Wein Marketing (ÖWM) durchwegs mit ausgeprägter Reife, feiner Frucht und harmonischer Säure.

Mit einer Erntemenge von 2,5 Millionen Hektoliter liegt 2022 leicht über dem langjährigen Durchschnitt (2,4 Mio. hl). Die Regenfälle vor der Hauptlese führten zu einer höheren Erntemenge als anfänglich aufgrund der Trockenheit erwartet.

Burgenland

Die Weißweine besitzen den Expert:innen zufolge zumeist ungewöhnlich tiefe, aparte Fruchtnoten und klare Sortenmerkmale, wobei Chardonnay und Weißburgunder besonders begünstigt waren.

Ideal seien die Voraussetzungen für einen großen Rotweinjahrgang gewesen , zumal auch das Verhältnis von Fruchtfleisch zu Beerenschalen der sehr kleinbeerigen Trauben optimal war. Dazu kamen noch recht kühle Nächte während der Haupterntezeit. Somit sind in sämtlichen Rotweinhochburgen kraftvolle wie dichte Rotweine von feiner Struktur und mit reifen Tanninen zu erwarten, die auch viel Farbstoff eingelagert haben. Damit waren auch alle Voraussetzungen für hochwertige Roséweine gegeben.

Die Regenfälle von Ende August und Anfang September bildeten  zudem eine perfekte Grundlage für die Entwicklung von Edelfäule. Die Bildung der Botrytis erfolgte langsam und kontinuierlich und verlief insofern sehr erfreulich, als sich auch eine gute Saftausbeute und später dann saftige Prädikatsweine mit klarem Fruchtspiel abzeichneten. Für eine unerwartet frühe Eisweinlese sorgten schließlich einige wenige eiskalte Dezember-Nächte.

Niederösterreich

Ein klarer Sortenausdruck ist sowohl bei der Leitsorte Grüner Veltliner festzustellen, die vielleicht nur ein bisschen weniger pfeffrige Würze aufweist, als auch bei den überraschend rassigen Rieslingen und der von den gegebenen Verhältnissen profitierenden Burgunderfamilie. Die Säure liegt etwas niedriger, ohne dass aber breite oder lasche Weine zu befürchten wären. Ein unerwünschter Hitzecharakter, wie man ihn aus Jahren wie 2000 und 2003, fallweise auch 2011 und 2018 kennt, war in keinem Gebiet und bei keiner Rebsorte anzutreffen.

Auch aromatische Sorten wie Sauvignon Blanc, Muskateller und Traminer zeigen sich überzeugend. Das gilt zudem für regionale Spezialitäten wie die Roten Veltliner vom Wagram und Rotgipfler sowie Zierfandler aus der Thermenregion.

Freude herrscht auch bei den Rotweinwinzer:innen: Sowohl in den Rotweinzentren von Carnuntum als auch in der südlichen Thermenregion wurden kraftvolle Rotweine mit guter Struktur und ausgereiften Tanninen aus ungewöhnlich kleinbeerigem Traubengut gewonnen. Sie sollten Großes für die Zukunft versprechen, so die Expert:innen der ÖWM. Einige sehr kalte Nächte im Dezember ermöglichten zudem die Lese von rarem Eiswein.

Steiermark

Der mittlerweile zur steirischen Leitsorte Nummer eins aufgestiegene Sauvignon Blanc dürfte besonders gut gelungen sein, aber auch die Gelben Muskateller, Morillons (Chardonnays), Weißburgunder und Welschrieslinge sollten selbst verwöhnten Gaumen Freude bereiten. Aufgrund der hohen Mostgewichte haben sich Weißweine voll Saft und Kraft entwickelt, vor allem bestechen sie jedoch durch ihre Feinheit und Struktur. Auch die Balance aller Komponenten ist diesmal von Anfang an gegeben, weshalb sich schon die Jungweine sehr saftig, rund und harmonisch präsentieren.

Überdies haben im Vulkanland auch die raren Traminer sehr gute Bedingungen nutzen können, während in der Weststeiermark, am Fuße der Koralpe, die Schilcher mit klarer Textur und prägnanter rotbeeriger Frucht aufwarten.

Übersicht Jahrgang 2022

© ÖWM

Wien

Auch in den Wiener Rieden am Nußberg, in Grinzing und Neustift sowie am Bisamberg und in Mauer sei eine gute Zuckerreife bei geringeren Säurewerten erzielt worden. Demnach sind runde und balancierte Wiener Gemischte Sätze sowie ausgewogene, fruchtbetonte Rieslinge zu erwarten, die schon etwas früher als in den Vorjahren Trinkgenuss bieten werden.

Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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