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Italien: Sechs Milliarden Weinflaschen unverkauft

In der italienischen Weinwirtschaft stehen die Zeichen auf Rot. Zu Beginn der Weinlese 2023 war die Füllmenge für sechs Milliarden Weinflaschen noch unverkauft. Nun ist die aktuelle Lese in der Menge zwar kleiner ausgefallen, trotzdem bleibt da noch viel Wein über.

Ende Juli wurden Rekordbestände an nicht verkauften Flaschen aus den Lagern gemeldet. Ebenfalls nehmen die Exporte in Nicht-EU-Länder – insbesondere in die USA – ab. Dies bestätigt eine Analyse der Beobachtungsstelle UIV-Vinitaly, welche sich auf Daten der Cantina Italia sowie auf Zahlen aus Zollquellen stützt. Zu Beginn der Weinlese 2023 standen noch 45,5 Millionen Hektoliter an unverkauftem Wein in den italienischen Lagern bereit, was einer Füllmenge von mehr als sechs Milliarden 0,75-Liter-Flaschen entspricht. Diese Zahl spiegelt einen Überschuss von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wider. Insbesondere wurde ein noch nie dagewesener Anstieg der Lagerbestände bei den Weinen höchster Qualität verzeichnet (DOP-Weine: +9,9% im Vergleich zur letzten Vorverkaufserhebung aus dem Jahr 2022).

Komplex gestaltet sich nach Angaben der Beobachtungsstelle auch die Exportsituation. Unter den zehn wichtigsten Abnehmern, die zusammen etwa 85 Prozent des Nicht-EU-Marktes ausmachen, sind die Mengenausfuhren nur für Russland positiv. Die USA, Kanada, Japan, Norwegen, China und Südkorea verzeichnen hingegen zweistellige Rückgänge. Insgesamt betrug der Trendrückgang in der ersten Hälfte des Jahres 2023 minus 9 Prozent im Bereich des Volumens und minus 5 Prozent im Bereich des Werts, wobei die Zahlen bei Schaumweinen um 13 Prozent und bei Stillweinen um 5 Prozent gesunken sind.

Der Keller von Veneto Bertani.
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Der Keller von Veneto Bertani.

Für den Präsidenten der Unione Italiana Vini (UIV), Lamberto Frescobaldi, gestaltet sich die Situation komplex:

Wir verstehen den Wunsch unserer Unternehmen, Marktanteile zu halten, aber Preissenkungen – wie zum Beispiel bei Tankware nach Deutschland, die sich den spanischen Notierungen von rund 50 Cent pro Liter annähern – drohen zu einem gefährlichen Bumerang zu werden, wenn wir erst einmal aus der Kaufkraftkrise herauskommen. Auch die zunehmende Anzahl der privaten Handelsmarken und die Abfüllung unserer Weine im Ausland zur Zerstörung des Mehrwerts bei.

Auch Maurizio Danese, Geschäftsführer von Veronafiere, schlägt in die gleiche Kerbe.

Die Beobachtungsstelle UIV-Vinitaly hatte ein schwieriges Jahr 2023 vorausgesagt, und dass, obwohl die Weltwirtschaft die meisten Ausläufer der Rezession bisher in Schach gehalten hat. Vinitaly kann den Aufbau von Handelsbrücken mit dem Ausland intensivieren, insbesondere in den Beziehungen zu den Nicht-EU-Märkten. In den USA werden wir beispielsweise Partner der Handelskammer von Chicago für die International Wine Expo sein. Von September bis Dezember planen wir weiters eine neue Internationalisierungskampagne mit 25 Terminen in 15 Ländern und vier Kontinenten. Zum einen, um das Incoming für die nächste Ausgabe der Vinitaly in Verona zu erweitern, zum anderen, um den direkten Austausch von Betrieb zu Betrieb auf den ausländischen Märkten zu ermöglichen.


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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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