Frischer Wind: Manuel Schickermüller und ­Birgit Stockinger auf ihrem ­Bio-Hof in Naarn.

Frischer Wind: Manuel Schickermüller und ­Birgit Stockinger auf ihrem ­Bio-Hof in Naarn.
© WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH_Peter Podpera

Altes Handwerk, junges Gemüse

Feinschmeckerparadies Oberösterreich: Gemüse, Erdäpfel, Käse und Speck locken die Genießer von weit her. Ebenso die süßen Geheimnisse dieser Region.

Jeden Morgen schnappt sich Gemüsebauer Manuel Schickermüller das Fahrrad, tritt in die Pedale und bahnt sich seinen Weg durch die Äcker. Feldkontrolle nennt er das Ritual. Zur Linken ein schmales Wäldchen im satten Grün, vorne die Brandl Lacke, wo ein paar Fischer hoffnungsvoll ihre Angeln ausgeworfen haben, dahinter die mächtige Donau. Schon Manuels Urgroßeltern haben diese fruchtbaren Böden genutzt, um daraus ihr Gemüse zu ziehen. In vierter Generation hat der Jungbauer den Gemüsehof Voggeneder nun von seinen Eltern übernommen.
»Es ist die Landschaft, die uns prägt und in der wir einfache Produkte in ganz besonderer Qualität erzeugen«, sagt Schickermüller. Ein Paradies, das sich hier in Naarn im Machlande auftut: Auf seinen Feldern wachsen um die 40 Bio-Gemüsearten in fast hundert unterschiedlichen Sorten. Neuerdings sogar Ingwer. »Die Anbauversuche haben geklappt. Im Gegensatz zur getrockneten Importware sind die frischen Wurzeln voller geschmacklicher Komplexität.«
Neben diesem exotischen Ausreißer sind es vor allem aber die Raritäten, die es dem jungen Gemüsebauern angetan haben: Paradeiser wie die »Green Zebra«, die »Gelbe Johannisbeere« oder »Ochsenherz« zählen ebenso zum köstlichen Aufgebot wie alte Erdäpfel-Sorten, von der »Trüffelkartoffel« über die »Naglerner Kipfler« bis hin zur »Linzer Rose« oder den »Mühlviertler Mehligen«. Eine andere, aber ebenso besondere Erdäpfel-Sorte findet sich gut 80 Kilometer flussaufwärts im sogenannten Sauwald. Bevor sich die Donau und der Inn im bayerischen Passau vereinen, umschließen sie eine der ursprünglichsten Waldlandschaften, die es in Österreich noch gibt: den Sauwald. Die Urgesteinsverwitterungsböden dieses Waldes bieten schon seit jeher eine optimale Grundlage für die vielleicht außergewöhnlichsten Knollengewächse der Landes – die Sauwald-Erdäpfel.

Voller Bodenschätze

»Oberösterreich ist voller kulinarischer Bodenschätze«, sagen auch Maria und Anton Haiß. Ihr Hof-Laden liegt mitten im Eferdinger Becken, das auch als Gemüsegarten Oberösterreichs bekannt ist. Hier wählt man nicht nur aus mehr als 50 Köstlichkeiten des eigenen Anbaus, sondern findet sich in einem wahren Schlemmerparadies wieder, in dem die Schätze der Region angeboten werden – von Apfelchips bis hin zum Ziegenkäse. »Seit Generationen werden auf unserem kleinen Hof Gemüsepflanzen gezogen und deren Früchte geerntet – mit Bedacht auf Vielfalt, abseits der Massenproduktion«, erzählen die Gemüsebauern. Ein Bekenntnis zur Region, zur Natur und vor allem zur Natürlichkeit, das man in Oberösterreich entlang der Donau immer wieder vernimmt.

Es gibt zahllose Plätze, an denen man sich von der Qualität der oberösterreichischen Köstlichkeiten und Kostbarkeiten überzeugen kann. Einer davon ist die berühmte Speck-Alm der Familie Gaßner in Bad Kreuzen. Aufgetischt wird dort nicht nur der Geschmack einer ganzen Region, sondern – wie es im gesamten Land üblich ist – auch eine Extraportion an Herzlichkeit. Hier lässt man sich mit Jausengerichten aus der eigenen Bio-Produktion verköstigen. Das fröhliche Grunzen der Schweine, die auf der Weide leben, verrät viel über den Respekt gegenüber der Natur.
So zeigt sich Oberösterreich entlang der Donau als eine fast unerschöpfliche Quelle an Genussprodukten von Erdäpfeln und Gemüse über einzigartige Käse-Erzeugnisse, wie etwa von der Biokäserei Somann, bis hin zu den süßen Ecken dieser Region, für die man gerne auch einmal die Grenze überschreitet. So landet man etwa gleich bei der Schiffsanlegestelle der Donau im bayerischen Passau und spaziert die paar Minuten hinauf zum Rindermarkt. Hier findet sich das »Café Simon«. Confisseur Walter Simon ist vor allem für seine Kreation der Goldhaubenpraline bekannt. Die Füllung besteht aus Karamell, Schokolade, Nougat, Haselnüssen und Schnaps, wird aufgespritzt, mit Schokolade überzogen und mit Blattgold garniert. Aber auch im Mühlviertel wird herrliche handgeschöpfte Schokolade hergestellt. In Pühret in Neustift im Mühlkreis haben Katrin und Kurt Wöss ihren Schaubetrieb eröffnet. Hier schöpfen Schokotiger aus dem Vollen, wenn sie der Chocolatière beim Handschöpfen, Streichen, Befüllen und Bestreuen über die Schulter blicken ­können. Edelschokolade mit Ingwer, Nüssen, Kräutern, Likören, Honig oder gar Fichtennadeln – ein herrlich-süßes Schauspiel.

© WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH_Peter Podpera

Linzer Torte

Das bieten auch viele andere Konditoren ­entlang der Donau, wie etwa der »Schörgi« direkt am Ufer des Stroms in Grein, wo man neben hervorragenden Torten und Kuchen das vielleicht beste Eis der ganzen Region genießen kann. Oder das Panoramacafé ­»Bauer« in Pfarrkirchen, in welchem die erste Schaukonditorei Österreichs beheimatet ist.
So gibt es hier eine Vielzahl an Genuss­tipps – der vielleicht bekannteste aber, den entdeckt man direkt in der Landeshauptstadt: die »Original Linzer Torte«! Sie ist nicht nur eine der beliebtesten Torten in Linz, sondern dient als Exportschlager und als süße Botschafterin der Donau. »Bereits 1696 wurde sie namentlich im Kochbuch einer Gräfin erwähnt. Somit ist die Linzer Torte eine der ältesten bekannten Torten der Welt«, weiß Leo Jindrak, Chef der Linzer »Konditorei Jindrak«, wo die berühmte Torte seit fast hundert Jahren täglich frisch gebacken wird. Wer ihr allerdings den Namen gegeben oder wer sie erfunden hat, das ist bis heute ein ungelöstes Rätsel. »Eines wissen wir aber gewiss«, lacht der Konditormeister, »in Linz wird sie am besten gebacken.«

Michael Pöcheim Pech
Autor
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